Neue Katheter-Herzklappentechnologie wurde von Kieler Forschergruppe um Prof. Dr. Georg Lutter entwickelt
Erstmals fand an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, ein internationaler Transkatheter-Mitralklappen-Workshop statt. Europäer, Amerikaner und Chinesen informierten sich über eine neuartige, in Kiel entwickelte Mitralklappen-Technologie. Diese neue Herzklappe kann mittels eines wenige Zentimeter kurzen Brustkorbschnittes und eines Katheters am schlagenden Herzen eingesetzt werden. Das Ärzte- und Forscherteam um Prof. Dr. Georg Lutter, Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, entwickelte diese neue Katheterklappe, die ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine zwischen zwei Rippen direkt ins Herz vorgeführt werden kann. Zugleich demonstrierten die Kieler Experten den Teilnehmern zukunftsweisende Therapieerfolge.
Bereits 2013 gelang Prof. Lutter mit seinem amerikanischen Partner, Prof. Lucian Lozonschi (Wisconsin/ USA), weltweit erstmalig der Einsatz einer gemeinsam entwickelten Katheterherzklappe („Klappenstent“) bei undichter Mitralklappe ohne den Einsatz der Herz-Lungenmaschine. Ende 2014 konnten drei britische Patienten und ein australischer Patient mit schwerer chronischer Mitralklappeninsuffizienz (hochgradiger Klappen-Undichtigkeit) mit dem in Kiel entwickelten Mitralklappenstent erfolgreich behandelt werden. Damit steht das neue Behandlungsverfahren unmittelbar vor dem Durchbruch vor einer weltweiten klinischen Anwendungsstudie.
Üblicherweise werden in der Herzchirurgie defekte Herzklappen ersetzt oder rekonstruiert, bei denen der Patient mit einer Herz-Lungenmaschine versorgt wird. Seit sieben Jahren können bereits in bestimmten Situationen neue Aortenklappen mittels eines minimal-invasiven Katheterverfahrens (TAVI) eingesetzt werden. Diese Entwicklung stellt einen großen Fortschritt für die Patienten mit einer Aortenstenose und oder Aorteninsuffizienz dar. Da für den Katheterzugang nur ein kleiner Schnitt im Leistenbereich oder im Brustkorbbereich nötig ist, konnte die OP-Zeit deutlich auf rund eine Stunde reduziert werden. Gleichzeitig sinkt die körperliche Belastung des Patienten deutlich. Bislang sind auf dem Campus Kiel mehr als 650 Hochrisikopatienten mit verengter Aortenklappe erfolgreich versorgt worden. Die Überlebensrate liegt dabei auf über 95 Prozent. Die neuen Verfahren bieten insbesondere älteren und durch Nebenerkrankungen geschwächten Patienten mit höherem Operationsrisiko eine geeignete Alternative.
Im Gegensatz zur Aortenklappe ist die Versorgung der Mitralklappe durch einen Klappenstent deutlich komplexer: „Die große Herausforderung bei der Entwicklung des neuen Katheterverfahrens war die hohe Beweglichkeit der Mitralklappe zwischen zwei Herzkammern“, sagt Prof. Lutter, der auch den Forschungslehrstuhl für Experimentelle Herzchirurgie und Klappenersatz an der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie leitet. „Dort gibt es eine starke Muskelbewegung und eine große Strömung, so dass die neue Mitralklappe einen guten Halt zur Fixierung in diesem Bereich in Zukunft aufweisen muss. Durch die Weiterentwicklung von Herzklappenstents können jetzt auch weniger verkalkte Klappen oder – wie es uns jetzt gelungen ist – sogar Mitralklappen versorgt werden.“
Die Kieler Forscher arbeiten seit 2007 daran, einen Mitralklappen-Stent mit stabilem Gewebekontakt zu entwickeln und herzustellen. Mit großer Unterstützung des Direktors der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Prof. Dr. Jochen Cremer, und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gelang es sehr gute Ergebnisse über einen längeren Zeitraum zu erzielen. „Dies war für uns die grundlegende Voraussetzung, einen Klappenstent in die Mitralklappe von mehreren Patienten chronisch und ohne Einsatz der Herz-Lungenmaschine einzusetzen“, sagt Prof. Lutter.
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Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel,
Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Prof. Dr. Georg Lutter,
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Prof. Dr. Georg Lutter, Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, entwickelte die neue Katheterklappe.
Bild in OriginalgrößeMediziner von drei Kontinenten wollten beim Workshop das neuartige Verfahren kennenlernen.
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