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Erfolgreiche Doppel-Lungentransplantation trotz Acinetobacter baumannii 4MRGN

Mittwoch, 22. April 2015

Nach einer erfolgreichen Doppel-Lungentransplantation durch die Experten der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, konnte eine 50-jährige Patientin kürzlich geheilt ihre Anschlussrehabilitation antreten. Die Bedingungen dieser aufwendigen Organtransplantation waren nicht nur hinsichtlich der langwierigen Lungenersatztherapie komplex, sondern auch durch die Besiedlung (nicht Infektion) durch den Acinetobacter baumannii 4MRGN.

Nachdem die Lungenerkrankung der Patienten über mehrere Jahre, zuletzt mit Heimbeatmung und häuslicher Sauerstofftherapie, stabil gehalten werden konnte, kam es im Oktober 2014 infolge einer Lungenentzündung zum Lungenversagen, das sich unter alleiniger Beatmungstherapie nicht mehr stabilisieren ließ. Unter Einsatz eines Lungenersatzverfahrens, bei dem das Blut der Patientin über künstliche Membranen geleitet und ununterbrochen direkt mit Sauerstoff angereichert wird, gelang es dem Team um Prof. Dr. Burkhard Bewig (Klinik für Innere Medizin, Bereich Pneumologie und Intensivmedizin) die Patientin am Leben zu halten. Eine Entwöhnung von dem System war unmöglich, so dass als einzige Therapie die Transplantation blieb.

Aufgrund der Besiedelung auf der Hautoberfläche der Patientin mit dem aus Südeuropa eingeschleppten antibiotikaresistenten Bakterium diskutierte ein interdisziplinäres Expertenteam die Durchführbarkeit der Lungentransplantation hinsichtlich des Risikos einer nicht therapierbaren generalisierten Infektion. Detailliert eingebunden in die Fragestellung der Vertretbarkeit des Eingriffes wurde die Bundesärztekammer und Eurotransplant, die als Service-Organisation verantwortlich für die Zuteilung von Spenderorganen in acht europäischen Ländern ist. Die letzte Entscheidung überließen die Kontroll-Institutionen dem Ärzteteam am Campus Kiel. „In einer solchen Situation die Verantwortung übernehmen zu müssen, fällt schwer“, sagt Prof. Dr. Jochen Cremer, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, „trotz ernstzunehmender kritischer Überlegungen haben wir uns für die einzig noch verbleibende Chance entschieden, unserer Patientin mit einer Organtransplantation zu helfen.“

Nach Akzeptanz der Organvergabe durch Eurotransplant leitete Prof. Dr. Jochen Cremer den zehnstündigen Hochrisikoeingriff mit dem Team aus Privatdozent Dr. Assad Haneya, dem Narkose-Management durch Privatdozent Dr. Ole Broch sowie der schwierigen Intensivtherapie durch Oberarzt Michael von der Brelie gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Weiler aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Trotz äußerst kritischer Ausgangsbedingungen erholte sich die 50-jährige Patientin von ihrem Eingriff, ohne dass es zu einer Infektion oder Organabstoßung gekommen ist. Nach konsequentem Kraftaufbau ist es gelungen, die Patientin von der Beatmung zu entwöhnen und so zu mobilisieren, dass sie nach fast sechs Monaten Intensivtherapie selbstständig auf dem Klinikflur spazieren gehen konnte. Mittlerweile trainiert sie in einer spezialisierten Reha-Klinik – mit dem Ziel, baldmöglichst nach Hause zu kommen.

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Prof. Dr. Cremer
Tel.: 0431 597-4401, E-Mail: Jochen.Cremer@uksh.de

Klinik für Innere Medizin, Bereich Pneumologie und Intensivmedizin, Prof. Dr. Bewig
Tel.: 0431 597-2114; E-Mail: bbewig@1med.uni-kiel.de

Prof. Dr. Jochen Cremer, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Campus Kiel.

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Prof. Dr. Burkhard Bewig, Stellvertretender Direktor der Klinik für Innere Medizin I, Bereichsleitung Pulmonologie.

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