Eine neue Tagesklinik für Psychosomatik und Psychotherapie hat das Zentrum für Integrative Psychiatrie gGmbH (ZIP) heute, 11. November 2015, am UKSH, Campus Lübeck, eröffnet. Die Einrichtung befindet sich in Haus 35 und bietet Therapieplätze für 20 Patienten, die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung und Essstörungen leiden.
„Die 1,1 Millionen Euro, die das Land bereitgestellt hat, sind gut investiert: Für ein neues Versorgungskonzept, das die überkommene zentralisierte Psychiatrie überwindet. Es ist eine zukunftsgerichtete Investition für eine wohnortnahe Versorgung, die sich an der Entwicklung der Bedarfe ausrichtet. Und die neue Tagesklinik ist ein Beitrag zu einer bedarfsgerechten psychosomatischen Versorgung im Land“, erklärte Gesundheitsministerin Kristin Alheit anlässlich der Schlüsselübergabe für die neue Klinik.
„Mit den beiden Tageskliniken im Haus 33 und im Haus 35 verfügen die Lübecker Kliniken jetzt über 40 tagesklinische Plätze. Die ZIP ist damit in der Lage, von der geschlossenen und der offenen stationären Unterbringung über die tagesklinische Versorgung bis in den ambulanten Bereich hinein neue Behandlungskonzepte und Behandlungspfade zu entwickeln, wie dies auch nach dem neuen Entgeltsystem vorgesehen und geboten ist“, sagte Prof. Dr. Jens Scholz, UKSH-Vorstandsvorsitzender und Vorsitzender der ZIP-Geschäftsführung.
„Die neue Tagesklinik ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Verlagerung unserer intensiven Behandlungsangebote aus dem stationären Bereich hin zum Lebensumfeld der Patienten. Im Rahmen der tagesklinischen Behandlung ist das Therapieangebot in der Intensität vergleichbar mit einer stationären Behandlung. Gleichzeitig müssen die Patienten abends und am Wochenende mehr Verantwortung für den Umgang mit ihrer Erkrankung übernehmen und können so feststellen, wie weit sie die gelernten Fertigkeiten im Alltag umsetzen können“, erklärte Prof. Dr. Fritz Hohagen, Medizinischer Geschäftsführer der ZIP gGmbH.
„Um hier für die Patienten und für das medizinische Personal räumlich die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie zu schaffen, haben wir das Gebäude komplett entkernt, die Räume neu zugeschnitten und sämtliche sanitären Anlagen, Elektro- und Heizungsinstallationen erneuert“, sagte Hans-Adolf Bilzhause, Geschäftsführer der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH), die für die Baumaßnahme zuständig war.
Das Haus 35 stammt aus dem Jahr 1910 und diente damals als Waschhaus für die Heilanstalt Strecknitz. Das UKSH hatte in dem Gebäude zuletzt Teile der Verwaltung untergebracht. In den vergangenen Monaten wurde das Haus unter der Leitung der GMSH komplett entkernt und aufwändig renoviert. Die Gesamtbaukosten betrugen 1,76 Mio. Euro (ohne Baunebenkosten). Auf einer Hauptnutzfläche von 605 Quadratmetern bietet Haus 35 jetzt moderne Behandlungszimmer sowohl für die Gruppentherapie als auch für Einzelgespräche. Eine Lehrküche, in der die Patienten das Zubereiten von Speisen wieder lernen können und ein Arbeitsraum für die Ergotherapie gehören ebenfalls zur Ausstattung. Besonders durch die Änderung der Grundrissstruktur im Ober- und Dachgeschoss konnten helle, lichtdurchflutete Flure und Aufenthaltsbereiche geschaffen werden.
Im Mittelpunkt der psychotherapeutischen Behandlung in der neuen Tagesklinik steht ein Konzept, das am UKSH, Campus Lübeck, entwickelt wurde: Die Behandlung der Essstörung durch Emotionsregulation. Die Psychotherapie findet dabei sowohl in Gesprächen mit Ärzten und Psychologen als auch in Kontakten mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes statt. Auch die Angebote der Ergotherapie und Physiotherapie orientieren sich an den Prinzipien der Psychotherapie.
„Essverhalten und Emotionsregulation stehen in einem Wechselverhältnis. Auch Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung haben große Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation. Im Rahmen der Behandlung lernen die Patienten, mit intensiven Gefühlen umzugehen. Auf diese Weise können problematische Strategien der Emotionsregulation reduziert werden, dazu zählen Hungern oder Essanfälle bei Essstörungen, aber auch Selbstverletzungen im Rahmen der Borderline-Persönlichkeitsstörung“, sagt Prof. Dr. Fritz Hohagen.
Ein Markenzeichen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist die psychotherapeutische Behandlung von schwer psychisch kranken Menschen in strukturierten Therapiekonzepten. Diese Behandlung fand bislang vor allem im Rahmen von stationären Krankenhausaufenthalten statt. Denn schwer psychisch kranke Menschen haben häufig Schwierigkeiten, einen geeigneten ambulanten Therapieplatz zu finden. Sie benötigen eine besonders intensive Behandlung durch ein Team von Ärzten, Psychologen, Pflegenden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Sozialarbeitern.
Neben der Tagesklinik ist auch die Psychiatrische Institutsambulanz am Campus Lübeck ein wichtiger Baustein in der Versorgung von schwer psychisch kranken Menschen in ihrem Alltag. Viele Patienten aus der Tagesklinik werden daher für einige Zeit in der Psychiatrischen Institutsambulanz weiterbehandelt, um die Behandlungserfolge zu sichern.
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Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Zentrum für Integrative Psychiatrie
Tel.: 0451 500-2450
Ein symolischer Schlüssel zur Einweihung (v.l.): Manfred Baxmann (Kaufmännischer Geschäftsführer ZIP), Prof. Dr. Hedrik Lehnert (Präsident Uni Lübeck), Prof. Dr. Fritz Hohagen (Medizinischer Geschäftsführer ZIP), Prof. Dr. Jens Scholz (Vorstandsvorsitzender UKSH) , Kristin Alheit (Ministerin für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung) und Hans-Adolf Bilzhause (Geschäftsführer GMSH).
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