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LAGEH und UKSH starten Projekt „Schüler retten Leben“

Dienstag, 27. September 2016

Landesweit sollen Schüler der 7. und 8. Klassen zu Lebensrettern ausgebildet werden – Ziel ist eine verbindliche Einführung von Erster Hilfe in den Unterricht

Die Landesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe Schleswig-Holstein (LAG EH S-H) und das Institut für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein haben das Projekt „Schüler retten Leben“ gestartet. Ziel der Initiative ist es, landesweit Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe zu befähigen, einen Herz-Kreislauf-Stillstand zu erkennen und einen Notruf sowie Wiederbelebungsmaßnahmen selbstständig vornehmen zu können. Dazu erhielten jetzt erstmals Lehrer von drei Schulen in Kiel, Neumünster und Lübeck Schulungen im IRuN, um ihrerseits Training in Wiederbelebung in ihrer Schule anbieten zu können.

„Ich freue mich, dass die Schulen unseres Landes das UKSH bei einem so wichtigen Projekt unterstützen können“, sagte Bildungsministerin Britta Ernst. Dass auch Laien Menschen wiederbeleben können, sollte immer mehr eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft werden. „Wenn auch nur ein einziges Menschenleben durch einen ausgebildeten Jugendlichen gerettet wird, hat dieses Projekt seinen Zweck bereits erfüllt“, sagte die Ministerin. Sie dankte den Lehrerinnen und Lehrern, die sich an der Pilotphase beteiligt haben und betonte, sie sei davon überzeugt, dass viele weitere Lehrkräfte ihrem Beispiel folgen werden.

In Deutschland sind der plötzliche Herztod und der Kreislaufstillstand Ursache für mehr als 100.000 unerwartete Todesfälle pro Jahr. Bei Herzkreislaufstillständen kommt es nach vier bis fünf Minuten zu irreversiblen Schäden der Gehirnzellen. Bis zum Eintreffen der Rettungsdienste vergehen in der Regel aber mindestens acht Minuten, die gesetzliche Hilfsfrist liegt in Schleswig-Holstein sogar bei zwölf Minuten. Dieses Zeitfenster kann nur durch Ersthelfer überbrückt werden. Studien belegen, dass bei frühzeitigem Beginn von Wiederbelebungsmaßnahmen die Überlebenschancen nahezu verdreifacht werden können. „Leider liegt die Laienreanimationsquote in Deutschland bei nur ca. 30 Prozent“, sagt Dr. Jan Wnent, stellvertretender Direktor des IRuN, „in den Niederlanden und Skandinavien werden hingegen bei rund 60 Prozent aller Herz-Kreislauf-Stillstände Herzdruckmassagen durch Ersthelfer durchgeführt.“

Um die Reanimationsquote durch Ersthelfer zur erhöhen, befürwortete der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz bereits 2014 die Einführung von zwei Unterrichtstunden zu diesem Thema und empfiehlt den Ländern, die Lehrkräfte entsprechend schulen zu lassen. „Nicht nur die derart ausgebildeten Lehrer, sondern vor allem auch die Schüler sind hervorragende Multiplikatoren, um die einfachen und sehr effektiven Maßnahmen für eine Wiederbelebung anzuwenden und zugleich ihre Familien für das Thema zu sensibilisieren. Voraussetzung für eine nachhaltige Verbesserung der Reanimationsquote durch Laien ist allerdings, dass Wiederbelebungstrainings landesweit in den Unterrichtsplan für alle Schüler ab Klasse 7 aufgenommen werden“, sagt Dr. Wnent.

Die LAG EH S-H und das UKSH legten dem Ministerium für Schule und Berufsbildung nun Lösungsvorschläge für eine flächendeckende Umsetzung in Schleswig-Holstein vor. Das Konzept sieht vor, dass alle Schüler im 7. bzw. 8. Schuljahr in einem Umfang vor zwei Unterrichtseinheiten in der Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult werden. Dazu werden im Institut für Rettungs- und Notfallmedizin Schulungen für Lehrkräfte angeboten. Ziel ist es, pro Schule mindestens drei Lehrkräfte für die Unterrichtung der Lerninhalte auszubilden. „Aktuell haben wir Lehrkräfte der Max-Planck-Schule in Kiel, der Grund- und Gemeinschaftsschule St. Jürgen in Lübeck und der Gemeinschaftsschule Neumünster-Brachenfeld geschult und haben sehr viel Zuspruch seitens der Teilnehmer erhalten. Unterstützend bieten wir für die Pilotschulungen an, dass unsere Mitarbeiter bei den ersten Unterrichtseinheiten in den drei jeweiligen Schulen anwesend sind“, sagt Dr. Wnent.

Das Programm „Schüler retten Leben“ in Schleswig-Holstein wird durch die UKSH Förderstiftung mit 18.000 Euro unterstützt. Es ist Teil der bundesweiten Infokampagne „Ein Leben retten. 100 Pro Reanimation“, einer Initiative des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten e.V., der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. und der Stiftung Deutsche Anästhesiologie.

Das Institut für Rettungs- und Notfallmedizin des UKSH unter der Leitung von PD Dr. Jan-Thorsten Gräsner wurde 2015 gegründet, um die notfallmedizinische Kompetenz des UKSH als einzigem Maximalversorger des Landes an einer Stelle zu bündeln und die notfallmedizinische Versorgung in Schleswig-Holstein zu optimieren. Zu seinen Aufgaben gehört darüber hinaus die Stärkung der Kooperation mit den Partnern im Rettungsdienst sowie die Vereinheitlichung der Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Notfallmedizin.

Die Landesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe Schleswig-Holstein wurde im Jahr 1997 von den Hilfsorganisationen ASB, DLRG, DRK, JUH und MHD gegründet, um die Qualität der Erste-Hilfe-Ausbildung zu sichern sowie deren Inhalte und die Vermittlung dieser ständig den neuesten Erkenntnissen anzupassen. Im Jahr 2016 wird die LAG EH durch den DRK-Landesverband Schleswig-Holstein e.V. vertreten.

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Institut für Rettungs- und Notfallmedizin, Dr. Jan Wnent
Tel.: 0431 500-31551, E-Mail: jan.wnent@uksh.de

Dr. Jan Wnent (Mitte) schulte gemeinsam mit Kollegen der LAG EH die Lehrkräfte für das Projekt "Schüler retten Leben".

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Lehrkräfte von drei Schulen in Schleswig-Holstein nahmen an der Pilotschulung teil.

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Prüfen, rufen, drücken - so lautet die einfache Formal, mit der auch Laien helfen können, Leben zu retten.

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Mobil: 0173 4055 000, E-Mail: oliver.grieve@uksh.de

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