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Feierliche Gründung des Kurt-Semm-Zentrums für laparoskopische und roboterassistierte Chirurgie

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Die Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) haben heute (12. Oktober 2016) das gemeinsame Kurt-Semm-Zentrum für laparoskopische und roboterassistierte Chirurgie feierlich gegründet. Bereits seit 2013 wird am Campus Kiel des UKSH das hochmoderne „da Vinci“-Chirurgiesystem eingesetzt. Diese Innovation gab den Anstoß für eine immer intensivere Zusammenarbeit der chirurgischen Fächer, die nun auch organisatorisch verankert wurde: Das Kurt-Semm-Zentrum ist deutschlandweit das erste interdisziplinäre Zentrum für laparoskopische und roboterassistierte Chirurgie, das sich den drei Zielen Krankenversorgung, chirurgische Ausbildung und Forschung verschrieben hat.

„Dieses Zentrum ist ein weiterer Teil der exzellenten Leistungen der Universitätsmedizin in Schleswig-Holstein. Mit dieser innovativen Technik und den hervorragenden ärztlichen Leistungen gewinnt das Zentrum eine große Strahlkraft. Unser Land als Spitzenstandort in der Medizin wird hierdurch weiter gestärkt“, sagte Staatssekretär Fischer in seinem Grußwort.

„Das UKSH hat die Zeichen der Zeit in der Chirurgie erkannt und ermöglicht seinen Patienten nicht nur eine Behandlung auf höchstem Niveau, sondern sorgt gemeinsam mit der CAU auch dafür, dass diese hochmodernen Techniken weiterentwickelt werden und wiederum den Patienten zugutekommen – ein Projekt, das die Förderkriterien der Damp Stiftung idealtypisch erfüllt“, sagte Dr. Carl Hermann Schleifer, stellvertretender Vorsitzender der Damp Stiftung, die die Anschaffung der „da Vinci“-Chirurgiesysteme finanziell maßgeblich unterstützt hat.

„Die Anschaffung der hochmodernen OP-Systeme und die Gründung des Kurt-Semm-Zentrums sind Teil eines übergreifenden Technologiekonzeptes am UKSH. Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir unser Klinikum und die Region zu einem maßgeblichen Anwendungs- und Forschungsstandort für innovative Zukunftstechnologien im Gesundheitswesen – zum Wohle unserer Patienten“, sagte Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH.

„Das interdisziplinäre Kurt-Semm-Zentrum schafft modernste Bedingungen für eine zukunftsfähige universitäre Medizin“, sagte Prof. Dr. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät der CAU. „Es ist ein weiterer Baustein, der die medizinische Forschung, die studentische Lehre und die Krankenversorgung noch enger zusammenbringt.“

Die minimal-invasive laparoskopische Chirurgie, auch Schlüssellochchirurgie genannt, hat in Kiel eine lange Tradition. Pionier und weltweiter Wegbereiter war der Kieler Gynäkologe Professor Dr. Kurt Karl Stephan Semm. Während Prof. Semm gegen starke Widerstände kämpfen musste, sind die Vorteile der minimal-invasiven Operationsmethoden gegenüber offenen Operationen (mit großem Bauchschnitt) mittlerweile wissenschaftlich belegt: weniger Schmerzen nach dem Eingriff, bessere kosmetische Ergebnisse, kürzere Krankenhausaufenthalte und weniger Wundinfektionen. Dementsprechend sind laparoskopische Operationen heute weit verbreitet und standardisiert.

Eine Weiterentwicklung der laparoskopischen Chirurgie sind roboterassistierte und computergestützte Techniken. Ihre Ziele sind eine noch höhere chirurgische Präzision, schonendere Zugänge, die Unterstützung und Verbesserung der Arbeitsabläufe im Operationssaal sowie mehr Sicherheit für den Patienten. Dafür wurde in den vergangenen Jahren eine Reihe von Innovationen geschaffen, die am Kurt-Semm-Zentrum genutzt und weiterentwickelt werden. Im Mittelpunkt steht dabei das „da Vinci“-Chirurgiesystem.

Im Unterschied zur klassischen Laparoskopie steht der Chirurg nicht direkt am Operationstisch, sondern steuert die Instrumente von einer Konsole, die sich mit im OP-Saal befindet. Ein Computer überträgt die Handbewegungen des Operateurs präzise und völlig zitterfrei auf die Roboterarme und Spezialinstrumente. Gleichzeitig ermöglicht das System dem Chirurgen eine mehrfach vergrößerte, hochauflösende und dreidimensionale Sicht auf das Operationsgebiet. „Es ist, als befände ich mich miniaturisiert im menschlichen Körper“, sagt Prof. Dr. Klaus-Peter Jünemann, Sprecher des Kurt-Semm-Zentrums und als Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie einer der ersten „da Vinci“-Operateure am UKSH, „so kann ich auch feinste Nerven- und Gefäßstrukturen erkennen und entsprechend schonend vorgehen.“

Nicht nur in der Klinik für Urologie sind die Experten von dem technischen Fortschritt überzeugt. Auch die Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Becker und die Klinik für Gynäkologie unter der Leitung von Prof. Dr. Nicolai Maass zählen zu den „da Vinci“-Pionieren am Campus Kiel. So gelang es dem Team um Prof. Dr. Becker im Dezember 2013 bundesweit erstmalig, eine Speiseröhrenkrebs-Operation ausschließlich mit roboterassistierter Technik durchzuführen. Auch in der Gynäkologie werden inzwischen zahlreiche Eingriffe mit der neuartigen Technik ausgeführt.

Zu den Gründungsmitgliedern des Kurt-Semm-Zentrums zählen außerdem die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Jochen Cremer), die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Seekamp) und die Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang). Eine Besonderheit des Zentrums ist zudem die Mitgliedschaft des Anatomischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität (CAU) unter der Leitung von Prof. Dr. Thilo Wedel. „Die Kooperation mit dem Anatomischen Institut ist für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von medizinischem Personal und die Initiierung und Durchführung von Forschungsvorhaben ausgesprochen wertvoll“, sagt Prof. Dr. Jünemann. Das Institut stellt Köperspender zur Verfügung, mit deren Hilfe unter authentischen Rahmenbedingungen neue schonende Operationstechniken entwickelt und Operateure ausgebildet werden können.

Für die Krankenversorgung und Ausbildung steht am Campus Kiel inzwischen ein zweites „da Vinci“-System zur Verfügung. Die Konsolen beider Systeme können gekoppelt werden, so dass eine noch bessere Schulung möglich ist. Die gewissenhafte Ausbildung am „da Vinci“-System, wie sie am Campus Kiel etabliert worden ist, hat inzwischen bundesweiten Vorbildcharakter.

In enger Kooperation mit Entwicklern arbeiten die Mitglieder des Kurt-Semm-Zentrums auch an Weiterentwicklungen des Chirurgiesystems. Vielversprechende Forschungsansätze der Kieler Experten sind beispielsweise die Weiterentwicklung des Sichtfeldes des Operateurs. Im Sinne einer „Augmented Reality“, also einer Kombination aus Realität und virtuellen Bildern, könnten z.B. Computertomographie-Aufnahmen bei einer Leber-OP virtuell über die direkte Sicht des Chirurgen auf das Operationsgebiet gelegt werden. So könnten Tumorgewebe oder Gefäßstrukturen identifiziert werden, noch bevor der Chirurg zum Schnitt in das Gewebe ansetzt. Auch der Einsatz von verschiedenen Farbstoffen wird bereits erprobt.

Weitere Informationen unter www.uksh.de/kurtsemmzentrum

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Kurt-Semm-Zentrum, Miriam Berwanger
Tel.: 0431 500-24807, E-Mail: Miriam.Berwanger@uksh.de

Freuten sich über die Gründung des Zentrums (v.l.): Prof. Dr. Nicolai Maass (Direktor Klinik für Gynäkologie), Prof. Dr. Jens Scholz (Vorstandsvorsitzender UKSH), Staatssekretär Rolf Fischer, Dr. Isolde Semm, Dr. Carl Hermann Schleifer (Damp Stiftung), Prof. Dr. Klaus-Peter Jünemann (Sprecher des Kurt-Semm-Zentrum) und Prof. Dr. Thomas Becker (Direktor Klinik für Allgemeine Chirurgie).

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Verantwortlich für diese Presseinformation

Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein,
Mobil: 0173 4055 000, E-Mail: oliver.grieve@uksh.de

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