Ältestes Mammazentrum Deutschlands – Gäste aus Politik, Gesellschaft und Medizin gratulierten
Mit einem Festakt hat das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) am heutigen Freitag, 11. November 2016, im Kieler Yachtclub das 20-jährige Bestehen seines Brustzentrums am Campus Kiel gefeiert. Die Einrichtung, die 1996 unter der Leitung von Prof. (em.) Dr. Dr. Walter Jonat gegründet wurde, war seinerzeit bundesweit das erste Mammazentrum, welches die Brustkrebsbehandlung wegweisend für Deutschland in einer interdisziplinären Einrichtung zusammenfasste.
Ministerpräsident Torsten Albig würdigte das Brustzentrum als herausragendes Beispiel für gelingende Zusammenarbeit: „Seit 20 Jahren bilden hier Experten aus verschiedenen Fachbereichen ein Netzwerk, das die Patientinnen lückenlos betreut und behandelt. Schleswig-Holstein braucht mehr solcher Kooperationen.“ Sein großer Dank gehe an die Ärztinnen und Ärzte und alle anderen, die sich mit vollem Einsatz für die Gesundheit ihrer Patienten einsetzten.
„Seit der visionären Gründung vor 20 Jahren gehen wegweisende Impulse für die Sicherheit der Frauen in Schleswig-Holstein vom Brustzentrum des UKSH in Kiel aus“, sagte Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, „von der Qualitätsgesicherten Mammadiagnostik über die Einführung schonender bildgebender Verfahren bis hin zur alljährlichen bundesweiten Spitzenposition in der Focus-Bestenliste. Sicherheit durch Qualität, bessere Überlebenschancen und Empathie sind die Pfeiler auf dem medizinischen Fundament unserer Frauenklinik der Zukunft im Baulichen Masterplan.“
Prof. Dr. Nicolai Maass, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, sagte: „In der Klinik für Frauenheilkunde am Campus Kiel wurde schon früh erkannt, welchen Wert die interdisziplinäre Versorgung für eine optimale Behandlung unserer Patienten hat. Das Brustzentrum war Vorbild für Kliniken in ganz Deutschland. Ich danke allen Beteiligten, die in der Vergangenheit dazu beigetragen haben und allen, die daran mitwirken, dass diese Einrichtung ein Leuchtturm in der Brustkrebsbehandlung ist.“
Bereits zur Gründung der fachübergreifenden Einrichtung der Frauenklinik und der Radiologie (heute Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Direktor Prof. Dr. Olav Jansen) war es das Ziel, die Behandlung von onkologischen Erkrankungen der Brust nachhaltig zu verbessern, indem alle an der Diagnostik, Therapie und Forschung beteiligten Experten eng zusammenarbeiten. Das Brustzentrum zählte 2003 zu den ersten sogenannten Organkrebszentren, die von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert wurden und wird seit dem kontinuierlich nach den strengen Kriterien überwacht und rezertifiziert. „Mit dieser fortwährenden Auszeichnung des Brustzentrums durch die DKG unterstreichen wir unseren Anspruch, an Brustkrebs erkrankten Patienten die bestmögliche Qualität bei der Diagnose, Behandlung und Nachsorge zu bieten und diese Bereiche stetig zu verbessern“, sagte Prof. Maass. Seit Anfang 2014 hat der Campus Kiel die nächsthöhere Zertifizierungsstufe erreicht, so dass das Brustzentrum nun in das Onkologische Zentrum am Karl-Lennert-Krebscentrum Nord eingebunden ist.
Um das Zertifikat der DKG zu erhalten, müssen sich die am jeweiligen Fachzentrum beteiligten Kliniken und Abteilungen einer externen Kontrolle stellen und eine Reihe von strengen Auflagen und Kriterien erfüllen. Eine der Voraussetzungen ist die Interdisziplinarität der Einrichtung, die sich beispielsweise durch die wöchentlich stattfindende Tumorkonferenz zeigt. Diese ermöglicht eine Diskussion des therapeutischen Vorgehens „an einem Tisch“ und erspart den betroffenen Patienten eine zeitaufwändige Vorstellung in den anderen Abteilungen des Klinikums. Somit bekommt jeder Patient die Garantie, dass er von der Expertise aller notwendigen Nachbardisziplinen unmittelbar profitiert. Auch die Bereiche Sozialdienst, Psychoonkologie, Sporttherapie und Klinikseelsorge sowie die enge Kooperation mit Selbsthilfegruppen spielen eine wichtige Rolle. Zudem ist das Brustzentrum an einer Vielzahl von klinischen Studien beteiligt, in denen Patienten – sofern sie zustimmen – entweder die Standardtherapie oder eine abgesicherte, neue Behandlungsoption erhalten. Diese Studien bringen die Forschung voran und haben in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Brustkrebs heute sehr gut behandelbar ist.
Mehr als 70.000 Frauen erkranken jedes Jahr in Deutschland am Brustkrebs. Wird er frühzeitig erkannt und behandelt, liegen die Heilungschancen bei 90 Prozent. „Ganz entscheidend, um Leben retten zu können, ist eine geeignete Früherkennungsstrategie“, erläutert Prof. Dr. Fritz Schäfer, Leiter der Abteilung Mammadiagnostik und Intervention. Neben dem flächendeckend vor einigen Jahren in Deutschland eingeführten Mammographie-Screening für alle beschwerdefreien Frauen zwischen 50 und 69 Jahren gibt es in Schleswig-Holstein seit mehr als zehn Jahren auch das QuaMaDi (Qualitätsgesicherte Mammadiagnostik)-Projekt, das für Frauen jeder Altersstufe geschaffen wurde. Im Rahmen der gesetzlich geregelten Versorgung werden in diesem Programm Frauen mit Beschwerden der Brust, unklaren Tastbefunden, einer familiären oder auch persönlichen Risikosituation durch Frauenärzte und Radiologen betreut – ein bundesweit einmaliges Projekt, mit dem nachweislich eine deutliche Steigerung der Überlebensrate erreicht wurde. Das Brustzentrum des UKSH stellt dabei als Referenzzentrum mit seiner hochspezialisierten Diagnostik seine Expertise zur Verfügung. Dazu zählt beispielsweise die 3D-Tomosynthese, eine Weiterentwicklung der digitalen Mammographie.
Neben der Früherkennung trägt auch die Weiterentwicklung der Therapiemöglichkeiten zur guten Behandelbarkeit der Erkrankung bei. Auf allen drei Gebieten – der medikamentösen Behandlung, der Operation und der Bestrahlung – wurden in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte erzielt, die sämtlich im Brustzentrum des UKSH angewendet werden. Bei den operativen Eingriffen konnten Techniken entwickelt werden, die wesentlich weniger Haut- und Brustgewebe in Mitleidenschaft ziehen, ohne die Sicherheit zu gefährden. Auch die Strahlentherapie wurde so weiterentwickelt, dass die Behandlungen schonender für gesundes Gewebe sind und zugleich kürzere Behandlungen zulassen. Bei den medikamentösen Therapien, wo das Augenmerk auf einer Reduzierung oder gar Vermeidung von Chemotherapie liegt, helfen molekularbiologische Verfahren, sogenannte zielgerichtete Krebstherapien zu etablieren, um die verschiedenen Krebsarten punktgenau zu attackieren. „Dies alles zeigt, wie wichtig eine fachübergreifende Zusammenarbeit ist, die in Zukunft sogar an Bedeutung gewinnen wird“, resümierte Prof. Maass.
Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Sekretariat Prof. Maass
Tel.: 0431 500-21401, E-Mail: nicolai.maass@uksh.de

Freude zum 20-jährigen Bestehen des Mammazentrums (v.l.): Prof. (em.) Dr. Dr. Walter Jonat (ehem. Direktor der Frauenklinik), Prof. Dr. Jens Scholz (Vorstandsvorsitzender UKSH), Dr. Monika Schliffke (Vorstandsvorsitzende KVSH), Prof. Dr. Nicolai Maass (Direktor der Frauenklinik), Prof. Dr. Ingrid Schreer (ehem. Leiterin des Mammazentrums), Dr. Fritz Süverkrüp (ehem. Präsident der IHK, Kurator UKSH-Stiftung) und Prof. Dr. Fritz K. W. Schäfer (Leiter Diagnostik).
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