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UKSH und ZIP weihen Traumaambulanz für Flüchtlinge am Campus Lübeck ein

Donnerstag, 08. Dezember 2016

Mit einer feierlichen Schlüsselübergabe hat das Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP gGmbH) am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) heute (Donnerstag, 8. Dezember 2016) eine neue Traumaambulanz mit Schwerpunkt „Flucht und Migration“ eröffnet. Mit der Unterstützung durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein möchten UKSH und ZIP damit eine nachhaltige psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung der in Schleswig-Holstein lebenden psychisch erkrankten Flüchtlinge sicherstellen.

„Wer vor Krieg, Terror, Menschenrechtsverletzungen und Hunger flieht, ist oft schwer traumatisiert und braucht mehr als ein Dach über dem Kopf. Hier in Lübeck kann diesen Menschen künftig mit hoher Expertise geholfen werden. Das UKSH hat wieder einmal schnell und flexibel auf eine große Herausforderung reagiert und leistet damit auch einen großen Beitrag zur Integrationsarbeit, die noch vor uns liegt“, sagte Gesundheitsministerin Kristin Alheit.

Weltweit befinden sich Millionen von Menschen auf der Flucht. Die Zahl der Menschen, die in Schleswig-Holstein Zuflucht suchen, steigt seit 2010 beständig. Zwischen Januar 2015 und Oktober 2016 sind hier mehr als 63.500 Flüchtlinge angekommen. „Viele haben traumatisierende Erfahrungen machen müssen und leiden an psychischen Störungen“, sagte Prof. Dr. Jens Scholz, „als Maximalversorger in Schleswig-Holstein verfügen unsere Experten über das notwenige Wissen und die Erfahrung, um den Flüchtlingen professionell zu helfen – von der Erstaufnahmeuntersuchung über die Krankenversorgung in unseren rund 80 Kliniken bis zur psychotherapeutischen Unterstützung.“

Prof. Dr. Fritz Hohagen, Medizinischer Geschäftsführer der ZIP, sagte: „Bis Anfang 2016 wurden Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund durch die ZIP am Standort Lübeck im Rahmen der Regelversorgung behandelt. Die Praxis zeigte jedoch, dass bei der Behandlung dieser Patientengruppe neben spezifischem Fachwissen auch eine Sensibilität für das Setting „Therapie zu dritt“ mit Beteiligung von Dolmetschern unumgänglich ist. Zudem bedarf eine erfolgreiche Behandlung einer strukturierten und organisierten Abstimmung mit verschiedenen Ämtern, Flüchtlingsunterkünften und Dolmetschern.“

Im Oktober 2015 hat die „Trauma-Ambulanz Flucht und Migration“ in Lübeck ihre Arbeit aufgenommen. Dabei fand die Behandlung der Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund zunächst dezentral in allen Häusern des Ambulanzzentrums statt. Mit der heutigen Einweihung stehen der Ambulanz nun zwölf Behandlungsräume auf einer Fläche von 500 Quadratmetern zur Verfügung. Die Umbaumaßnahmen bedurften einer Investition von 126.000 Euro und wurden unter der Leitung der Gebäudemanagement S-H AöR durchgeführt. „In nicht einmal drei Monaten Bauzeit haben wir die neue Traumaambulanz Flucht und Migration in den Räumlichkeiten der ehemaligen Schwerbrandverletzteneinheit des UKSH eingerichtet. Die ZIP erhält damit eine gute bauliche Grundlage, um Geflüchtete mit traumatischen Erlebnissen psychiatrisch und psychotherapeutisch bestmöglich versorgen zu können“, sagte Frank Eisoldt, Geschäftsführer der GMSH.

„Um eine qualifizierte Behandlung einleiten zu können, wurde die Bedeutung des Ersttermins in der Traumaambulanz als zentraler Baustein der Behandlungsaufnahme definiert“, erläutert PD Dr. Kamila Jauch-Chara, Leiterin des Ambulanzzentrums Lübeck der ZIP. Voraussetzung dafür war, den organisatorischen Verwaltungsaufwand vor den ersten Kontakt mit dem Patienten abzuschließen. Diese Arbeitsweise wurde mit der Arbeitsaufnahme eines Koordinators möglich. Sämtliche Terminanfragen werden vom Koordinator aufgenommen, bearbeitet und gesteuert. „Beim Ersttermin wird jeder Patient der Traumaambulanz ärztlich und psychotherapeutisch untersucht“, sagt Dr. Jauch-Chara. Dies geschieht in Begleitung von und Unterstützung durch den Koordinator. In der Regel stimmt der Hauptbehandler nach dem ersten Termin gemeinsam mit dem Patienten und dem Koordinator den weiteren Behandlungsweg ab. Zu den multiprofessionellen Behandlungsangeboten zählen die stationäre Aufnahme, eine ambulante Behandlung, Ergotherapie sowie Unterstützungsangebote des Sozialdienstes. Zudem stimmt sich der Koordinator mit den Hilfsorganisationen, den Unterkünften und den Sozial- oder Gesundheitsämtern ab.

Derzeit wird durch die ZIP Lübeck ein wöchentliches Kontingent für sieben Erstgespräche vorgehalten. In den ersten drei Quartalen 2016 wurden in der ZIP gGmbH Lübeck insgesamt 242 Geflüchtete ambulant und 27 stationär behandelt. Die häufigsten Diagnosen betreffen Reaktionen auf schwere Belastung und Anpassungsstörungen sowie Depressive Episoden. Auch in Kiel betreibt die ZIP eine Traumaambulanz Flucht- und Migration. Die Behandlung der Flüchtlinge wird – wenn möglich – als Krankenkassenleistung abgerechnet, die Dolmetscherkosten werden beim jeweiligen Kostenträger beantragt. Darüber hinaus erhält die Einrichtung eine Förderung des Sozialministeriums für die Finanzierung einer Vollzeitstelle für die Projektkoordination pro Standort (Kiel und Lübeck), Kosten für die Gebäudenutzung sowie weitere Personal- sowie Sachkosten.

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Zentrum für Integrative Psychiatrie, PD Dr. Kamila Jauch-Chara
Tel.: 0451 500-98700, E-Mail: kamila.jauchchara@uksh.de

Freude bei der Schlüsselübergabe (v.l.): Frank Eisoldt, (Geschäftsführer GMSH), Silke Seemann (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung), PD Dr. Kamila Jauch-Chara (Leiterin des Ambulanzzentrums ZIP), Prof. Dr. Jens Scholz (Vorstandsvorsitzendr UKSH), Manfred Baxmann, (Kaufmännischer Geschäftsführer ZIP).

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