Campus Kiel des UKSH zählt zu den führenden Zentren für roboterassistiertes Operieren in Europa – Patient „sehr zufrieden“ mit dem Eingriff
Seit 2013 wird am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) das hochmoderne „da Vinci“-Chirurgiesystem eingesetzt. Nun wurde am Kurt-Semm-Zentrum für laparoskopische und roboterassistierte Chirurgie der 1.000. Eingriff mit dem roboterassistierten Chirurgiesystem erfolgreich vorgenommen. Bei der minimal-invasiven Operation entnahm Dr. Daniar Osmonov, Oberarzt an der Klinik für Urologie und Kinderurologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus-Peter Jünemann), dem Patienten 23 Lymphknoten, nachdem es nach einer Prostatakarzinombehandlung zu einem erneuten Auftreten von Krebszellen gekommen war.
„Ich bin sehr zufrieden mit dem gesamten Verlauf der Operation“, sagt Hartmut K., Patient aus Trappenkamp. „Ich wurde sehr gut vorbreitet, betreut und bereits am nächsten Tag nach dem Eingriff fühlte ich mich wieder fit. Ich hatte nur geringen Bedarf an Schmerzmitteln und war sofort wieder mobil.“ Klinikdirektor Prof. Dr. Jünemann ergänzt: „Die hervorragende Rekonvaleszenz nach einem da Vinci-Eingriff ist einer der großen Vorteile dieser modernen Operationsmethode. Unsere Patienten erholen sich viel schneller als nach offenen Operationen, haben weniger Schmerzen und die Wundinfektionsrate, die bei offenen Verfahren bei rund zehn Prozent liegt, konnten wir auf 0,5 Prozent senken. Daher werden in unserer Klinik inzwischen sämtliche Eingriffe im Bauchraum ausschließlich roboterassistiert vorgenommen.“
Die roboterassistierte und computergestützte Chirurgie mit dem „da Vinci“-System ist eine Weiterentwicklung der Schlüsselloch-Chirurgie (Laparoskopie). Im Unterschied zu klassischen Techniken steht der Chirurg nicht direkt am OP-Tisch, sondern steuert die Instrumente von einer Konsole, die sich mit im OP-Saal befindet. Ein Computer überträgt die Handbewegungen des Operateurs präzise und zitterfrei auf die Roboterarme und Spezialinstrumente. Gleichzeitig ermöglicht das System dem Chirurgen eine mehrfach vergrößerte, hochauflösende und dreidimensionale Sicht auf das Operationsgebiet. „Es ist, als befände ich mich miniaturisiert im menschlichen Körper“, sagt Prof. Jünemann, der auch Sprecher des Kurt-Semm-Zentrums ist. „So kann ich auch feinste Nerven- und Gefäßstrukturen erkennen und entsprechend schonend vorgehen.“
Die hochpräzise Technik ermöglicht auch Verfahren, die vor wenigen Jahren ohne hohes Komplikationsrisiko kaum möglich waren. Dazu zählt auch die Salvage-Lymphadenektomie (Salvage-ePLND) mittels „da Vinci“-Chirurgiesystem, die Dr. Osmonov für seinen Patienten Hartmut K. durchgeführt hat. 2014 wurde das Verfahren als „kiel salvage template“ erstmals wissenschaftlich veröffentlicht (Osmonov et al. Adv. Urol 2014; Osmonov et al. BMC 2016). Die innovative OP-Methode kommt in Betracht, wenn nach einer Primärbehandlung eines Prostatakarzinoms (beispielweise nach radikaler Prostatektomie) erneut Krebszellen in den Lymphknoten (nodales bzw. biochemisches Rezidiv/BCR) auftreten. Zum Nachweis von BCR steht am Onkologischen Zentrum des UKSH am Campus Kiel eine hochspezialisierte Bildgebung (PSMA-PET/CT) zur Verfügung.
Da die Standard-Behandlung mittels Hormontherapeutika das Tumorwachstum lediglich vorübergehend aufhält, suchen die Forscher am UKSH nach Therapieansätzen, die den Patienten bessere Behandlungsmöglichkeiten bieten. „Unser Ziel bei der chirurgischen Entfernung der potentiell befallenen Lymphknoten ist nicht nur ein effektiveres Aufhalten der Erkrankung. Wir haben zudem Hinweise darauf, dass das Verfahren bei ausgewählten Patienten ein Wiederansprechen auf eine anschließende Hormontherapie gestattet und in einigen Fällen sogar eine Heilung ermöglicht“, sagt Dr. Osmonov. Der bereits in mehreren Studien gezeigte Nutzen der Behandlung wird in näherer Zukunft durch die Kieler Forscher gemeinsam mit Kollegen aus Freiburg in einer Gruppen-Langzeit-Studie (SALPRO-Studie) untersucht.
„Die erfolgreiche Operation von Herrn K. durch Dr. Osmonov zeigt, welche Möglichkeiten uns die roboterassistierte Chirurgie eröffnet“, sagt Prof. Jünemann. „Durch die exzellente Sicht auf das Operationsfeld, die direkt im Sichtfeld des Operateurs durch eine computergestützte Bildgebung ergänzt werden kann, in Verbindung mit der hohen Präzision der mikrochirurgischen Instrumente können wir heute komplexe Eingriffe mit höchster Sicherheit und minimalem Komplikationsrisiko vornehmen.“ Weltweit wird die Salvage-ePLND mittels „da Vinci“ nur an zwei weiteren Kliniken in Frankreich und Italien vorgenommen.
Nicht nur in der Klinik für Urologie sind die Experten von dem technischen Fortschritt überzeugt. Auch die Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Becker und die Klinik für Gynäkologie unter der Leitung von Prof. Dr. Nicolai Maass zählen zu den „da Vinci“-Pionieren am Campus Kiel und führen inzwischen zahlreiche Eingriffe mit der neuartigen Technik durch. Teil des Kurt-Semm-Zentrums sind außerdem die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Jochen Cremer), die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Seekamp) und die Klinik für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie (Direktor: Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang). Eine Besonderheit des Zentrums, das deutschlandweit eine der führenden Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen für roboterassistierte Chirurgie ist, ist zudem die Mitgliedschaft des Anatomischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität (CAU) unter der Leitung von Prof. Dr. Thilo Wedel. Das Institut stellt Köperspender zur Verfügung, mit deren Hilfe unter authentischen Rahmenbedingungen neue schonende Operationstechniken entwickelt und Operateure ausgebildet werden können.
Weitere Informationen zu den Leistungen des Kurt-Semm-Zentrums unter www.uksh.de/kurtsemmzentrum
Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Kurt-Semm-Zentrum, Miriam Berwanger
Tel.: 0431 500-24807, E-Mail: Miriam.Berwanger@uksh.de

Patient Hartmut K. gemeinsam mit seiner Frau Brigitte im Gespräch mit Prof. Jünemann (l.) und Dr. Osmonov.
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Während des Eingriffs sitzt der Operateur an der Steuerungskonsole abseits des OP-Tisches.
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Ein Computer überträgt die Handbewegungen des Operateurs präzise und zitterfrei auf die Roboterarme und Spezialinstrumente.
Bild in OriginalgrößeVerantwortlich für diese Presseinformation
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