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UKSH macht Bewegungstherapieangebot für Menschen mit Arthrose

Freitag, 28. Juli 2023

Gesundheitsministerin von der Decken übergibt Förderbescheid des Landes in Höhe von 500.000 Euro

Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung. Bei Personen ab 65 Jahren sind knapp die Hälfte der Frauen und knapp ein Drittel der Männer von der schmerzhaften Erkrankung betroffen. Die Sicherung der medizinischen Versorgung in der Arthrose-Therapie stellt in Schleswig-Holstein aufgrund der älter werdenden Bevölkerung insbesondere in den ländlichen Gebieten eine wichtiger werdende Herausforderung dar.

Um das Versorgungsangebot für Menschen mit Arthrose zu verbessern, fördert das Land das Projekt „AKTIV – Kieler Arthrose Initiative“ am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) mit 500.000 Euro aus dem Versorgungssicherungsfonds. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, ein strukturiertes Programm zur Behandlung von Hüft- und Kniearthrose durch Bewegungstherapie zu etablieren, das den Betroffenen auch über eine Online-Plattform zur Verfügung gestellt wird.

Anlässlich der Übergabe des Förderbescheides betont Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken: „Wir fördern dieses Projekt aus dem Versorgungssicherungsfonds, weil es einen klaren Fortschritt in der medizinischen Grundversorgung von Arthrose-Patientinnen und -Patienten bringt. Menschen mit Kniearthrose und Hüftarthrose soll durch das Angebot einer strukturierten Bewegungstherapie wirksam geholfen werden. Durch die Etablierung eines leicht zugänglichen und gleichzeitig evidenzbasierten Online-Therapieangebotes können Betroffene unabhängig von ihrem Standort auf dem neuesten Stand der Wissenschaft behandelt werden, sodass die flächendeckende Versorgung in ganz Schleswig-Holstein weiterentwickelt wird. Zugleich trägt das Projekt zu einer Verbesserung der sektorenverbindendenden Versorgung bei.“

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender (CEO) des UKSH, sagte: „Als Klinikum der Maximalversorgung sehen wir uns in der Verantwortung, für die Menschen in Schleswig-Holstein eine medizinische Versorgung auf höchstem Niveau zu gewährleisten und weiterzuentwickeln. Die Kieler Arthrose Initiative ist ein hervorragendes Beispiel, wie universitäre Kompetenz den Patientinnen und Patienten im ganzen Land zugutekommen kann, indem wir die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen und Innovationen fördern.“ Prof. Dr. Joachim Thiery, Dekan der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, ergänzte: „Das Arthrose-Projekt der Klinik für Orthopädie zeigt, wie die universitäre Medizin mit dem Zusammenwirken von Krankenversorgung und klinischer Forschung als starker Motor für die Präzisionsmedizin wirkt – die Medizinische Fakultät in Kiel steht für eine nachhaltige Medizin, gerade in der Vorbeugung und Therapie einer Volkskrankheit wie der Arthrose. Mit dieser hohen Förderung des Landes werden echte Verbesserungen in der Therapieversorgung der Betroffenen entstehen.“

„Die Bewegungstherapie bietet in der Behandlung der Arthrose ein enormes Potential“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Babak Moradi, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des UKSH, Campus Kiel und Lehrstuhlinhaber für Orthopädie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, „dieses Potenzial wollen wir voll ausschöpfen und die Bewegungstherapie als etablierte Therapieform für Arthrose-Patientinnen und Patienten fest verankern. Unterschiede in der Verfügbarkeit der Bewegungstherapie zwischen Stadt und Land sollen überwunden werden, um langfristig eine flächendeckende, evidenzbasierte Bewegungstherapie in Schleswig-Holstein zu etablieren.“

Entgegen der weit verbreiteten Annahme ist Arthrose keine reine Verschleißerkrankung, sondern umfasst komplexe zelluläre Mechanismen, die das gesamte Gelenk betreffen. Dabei besteht ein klarer Zusammenhang zwischen systemischen Erkrankungen wie Übergewicht und Lebensgewohnheiten wie Bewegungsmangel. Aktuell gibt es keine ursächliche Therapie für Arthrose, daher bleibt in fortgeschrittenen Stadien oft nur die operative Behandlung. In Deutschland werden jährlich rund 400.000 künstliche Gelenke implantiert. Einige Patientinnen und Patienten benötigen jedoch trotz dieser Maßnahme weitere operative Eingriffe sowie ambulante und stationäre Therapien.

Die beiden wichtigsten Ansätze in der konservativen Therapie von Arthrose sind die Ernährungs- und Bewegungstherapie. „Eine strukturierte Bewegungstherapie kann dazu beitragen, die Symptome zu lindern und im besten Fall das Fortschreiten der Arthrose zu verlangsamen. Der konsequente Einsatz dieser Therapie kann die Notwendigkeit eines operativen Eingriffs in vielen Fällen verzögern oder sogar überflüssig machen“, erläutert Prof. Moradi, dessen wissenschaftlicher Schwerpunkt im Bereich der zellulären und molekularen Arthroseforschung und regenerativer Therapieansätze liegt. „Allerdings wird das volle Potenzial der Bewegungstherapie bislang oft nicht ausgeschöpft, da es an der Umsetzung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse im klinischen Alltag und an strukturierten Programmen sowie an deren Verfügbarkeit mangelt“, so der Experte.

Die Etablierung des AKTIV-Programms soll dazu beitragen, diese Hürden zu überwinden und diesen wichtigen Pfeiler der Behandlung zu stärken. Im Rahmen des Projekts werden die Behandlungsergebnisse am UKSH systematisch überwacht, wissenschaftlich bewertet und kontinuierlich verbessert. „Dabei werden die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Physiotherapeutinnen und -therapeuten eng in das Projekt einbezogen, um eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen“, sagt Prof. Moradi.

Die Online-Plattform wird die direkte Interaktion mit den Therapeutinnen und Therapeuten sowohl in Einzel- als auch in Gruppen-Sitzungen ermöglichen. Die geschulten Therapeutinnen und Therapeuten werden per Video zugeschaltet sein, um die Teilnehmenden mit Bild und Stimme anzuleiten und zu unterstützen. Zudem können die Patientinnen und Patienten ihre jeweiligen individuellen Therapiepläne jederzeit einsehen und die Therapie durchführen – gezielt nach den eigenen Bedürfnissen und unabhängig von ihrem Standort. Das Projekt „AKTIV – Kieler Arthrose Initiative“ ist mit einer Laufzeit von drei Jahren geplant. Mittelfristig soll eine Erweiterung des Programms auf weitere muskuloskelettale Erkrankungen möglich sein.

Für Rückfragen von Journalistinnen und Journalisten steht zur Verfügung

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Prof. Dr. Babak Moradi
Tel.: 0431 500-24501, babak.moradi@uksh.de

Pressebilder

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Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken übergab den Förderbescheid des Landes in Höhe von 500.000 Euro an Prof. Moradi.

Foto: UKSH

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Gemeinsam wollen sie die Therapiemöglichkeiten für Menschen mit Arthrose in Schleswig-Holstein voranbringen: Ministerin von der Decken, Prof. Dr. Andreas Seekamp (l., Direktor Unfallchirurgie) und Prof. Moradi (Direktor Orthopädie).

Foto: UKSH

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Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein,
Mobil: 0173 4055 000, E-Mail: oliver.grieve@uksh.de

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