Operationen an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gehören zu den komplexesten Eingriffen der Bauchchirurgie. In einer internationalen Studie unter der Leitung der Klinik für Chirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, soll untersucht werden, ob sich Komplikationen durch die Gabe von Medikamenten zur Immunsystem-Hemmung verringern lassen.
In den vergangenen Jahrzehnten hat es in der Pankreaschirurgie erhebliche Fortschritte gegeben. In großen medizinischen Zentren, in denen die hochkomplexen Operationen durchgeführt werden, konnte die Sterblichkeitsrate nach dem Eingriff auf weniger als fünf Prozent gesenkt werden. Dennoch bleibt die Komplikationsrate leichter, aber auch schwerwiegender Komplikationen insgesamt sehr hoch. Die bedrohlichste Komplikation nach einer Bauchspeicheldrüsenoperation ist die Ausbildung einer Pankreasfistel, da diese aufgrund der Aggressivität des austretenden Bauchspeicheldrüsensekretes häufig weitere Komplikationen nach sich zieht.
Bisherige Untersuchungen, darunter auch Studien aus der Klinik für Chirurgie des UKSH, Campus Lübeck, haben versucht, das Risiko einer Pankreasfistel durch technische Anpassungen bei den Nahtverbindungen an der Bauchspeicheldrüse zu minimieren (z.B. RECOPANC, DFG KE 863/7-1, DRKS 00000767). Signifikante Effekte konnten in dieser Hinsicht jedoch nicht erzielt werden. „Neue vielversprechende Vorergebnisse deuten nun darauf hin, dass die Gabe bestimmter immunsuppressiver Medikamente, wie Hydrokortison, dazu beitragen kann, die Rate perioperativer Pankreatitis sowie Pankreasfisteln und somit die Komplikationsrate nach Pankreasoperationen erheblich zu verringern“, sagt Prof. Dr. dr. h.c. Tobias Keck, Direktor der Klinik für Chirurgie und Lehrstuhlinhaber für Chirurgie an der Universität zu Lübeck.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert nun mit einem Betrag von über 2,4 Millionen Euro eine große prospektive und randomisierte, kontrollierte Studie, die an sogenannten High-Volume-Zentren (Spitzenzentren) für Pankreaschirurgie in Deutschland und Europa durchgeführt wird. „Ziel unserer Studie PD-HYDRA ist es, die Auswirkungen von Hydrokortison auf die Reduzierung von perioperativer Pankreatitis und Pankreasfistelraten zu untersuchen“, erläutert Prof. Dr. Ulrich Wellner, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik, der die Förderung dieser wichtigen Forschungsarbeit federführend gemeinsam mit Prof. Keck beantragt hat. In die Studie, deren Studienführerschaft an der Universität zu Lübeck und am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, in der Klinik für Chirurgie liegt, sollen insgesamt 614 Patientinnen und Patienten mit Pankreaskopfresektion eingeschlossen werden. Die Studie ist auf 36 Monate angelegt.
Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff gratuliert im Namen des gesamten Vorstandes des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH): „Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg, denn diese klinische Studie wird die Ideen und Erkenntnisse aus der Forschung zum Nutzen der Patientinnen und Patienten in die klinische Anwendung überführen. Dies ist eine Herzensangelegenheit des UCCSH und seiner Mitgliedseinrichtungen.“
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Prof. Dr. Dr. h.c. Tobias Keck, Direktor der Klinik für Chirurgie, UKSH, Campus Lübeck
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