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Doppelpublikation im New England Journal of Medicine (NEJM) am 19. Juli 2007

Donnerstag, 19. Juli 2007

Text eingebStudienergebnisse mit einem neuartigen Biologikum (anti-TNF) eröffnen neue Möglichkeiten in der Therapie des Morbus Crohn - internationaler Erfolg des neuen Entzündungszentrums in Schleswig-Holstein

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Darmes, die vorwiegend junge Erwachsene betrifft und in der Regel zu einer lebenslangen Beeinträchtigung der Gesundheit führt. Schweres Leiden mit zum Teil entstellenden Komplikationen und erhöhte Mortalität sind Folgen der Erkrankung. Der Morbus Crohn gehört zur größeren Gruppe der "chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen", die in den letzten Jahren sehr häufig geworden sind - allein am Morbus Crohn sind in Deutschland schätzungsweise 150.000 Patienten erkrankt. Die genetischen Ursachen des Morbus Crohn sind gerade in den letzten Monaten im Fokus einer ganzen Reihe von Publikationen in "Nature" und "Science" gewesen. Hier wurden Ursachengene aufgedeckt, die zeigen, dass eine beeinträchtigte Handhabung von körpereigenen Bakterien wahrscheinlich krankheitsauslösend ist. Folge ist eine schwere Entzündungserkrankung des Darmes, die durch Botenstoffe wie TNF-α gesteuert wird.

Im New England Journal of Medicine sind am 19. Juli 2007 zwei Therapiestudien erschienen, die das neue Medikament "Certolizumab pegol" in den Mittelpunkt stellen. Dabei handelt es sich um ein Antikörper-Fragment gegen den Entzündungs-Botenstoff TNF-α. Im Gegensatz zu konventionellen (monoklonalen) Antikörpern konnte hier erstmals ein Molekül so reduziert wurde, dass vom ursprünglichen Eiweiß nur noch die für die therapeutische Wirkung notwendigen TNF-bindenden Anteile übrig geblieben sind. Dieses dann sehr kleine Protein wurde durch Verzuckerung (PEGylierung) stabilisiert und als subkutan gegebenes Medikament weiterentwickelt. Die Ergebnisse zeigen, dass diese neue Form der Entzündungstherapie zu einem deutlichen Therapieerfolg bei Morbus Crohn führt. Für die Patienten ergibt sich daher eine deutlich erweiterte Behandlungsmöglichkeit.

Klinische Forschung wird in vielen Feldern aus den Vereinigten Staaten dominiert. Daher bestehen erhebliche Initiativen, wie beispielsweise auch das Kompetenznetzprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, um klinische Forschung in Deutschland zu stärken. Diese Studien sind neben ihrer wissenschaftlichen Qualität, die durch die Veröffentlichung im New England Journal of Medicine dokumentiert wird, auch gesundheitspolitisch bemerkenswert. Unter deutscher Studienleitung wurde die internationale klinische Forschung in wesentlichen Teilen aus Schleswig-Holstein organisiert - in Kooperation mit Forschung & Entwicklung eines europäischen Biopharmazeutischen Unternehmens (UCB, Brüssel).

Dort haben sich mehr als 70 Forschungsgruppen zu einer sehr breit aufgestellten Forschungsplattform und zum "Netzwerk Entzündungsforschung" zusammengeschlossen. Hier geht man weg vom organfixierten Zugang hin zu einem Krankheitsbild und damit hin zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung eines übergeordneten Phänomens - der Entzündung, egal an welcher Stelle des Körpers sie sich manifestiert. Bisher behandeln verschiedene Fachrichtungen die Entzündung unterschiedlicher Organe, weitgehend ungeachtet der ähnlichen oder sogar gleichartigen Krankheitsmechanismen und -abläufe. Dieses Netzwerk überschreitet nicht nur die Grenzen zwischen verschiedenen Erkrankungen, sondern bezieht auch Biologen und Ernährungswissenschaftler mit ein.

Prof. Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für klinische Molekularbiologie, Hauptautor der Therapiestudien und Sprecher des Netzwerks: "Uns liegt darin, Grundlagenforschung und Klinik miteinander zu verbinden, so dass eine international neue Qualität in der Versorgung von Entzündungspatienten etabliert werden kann. Das "Netzwerk Entzündungsforschung" hat eine einzigartige Großambulanz für Entzündungserkrankungen konzipiert, die im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein eingerichtet wird. In diesem neuen Zentrum für Entzündungsmedizin werden jetzt alle medizinischen Disziplinen, die mit der Entzündung von Körperoberflächen befasst sind, zusammengeführt, wo Patienten bereichsübergreifend behandelt können. Die im Rahmen unserer Grundlagenforschung gewonnenen Erkenntnisse kommen so direkt den Patienten zugute. Dadurch ist Schleswig-Holstein eine Adresse, die für internationale Entwicklungen neuer Medikamente bekannt ist."

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Prof. Dr. Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Schittenhelmstraße 12, 24105 Kiel
Tel. 0431 / 597-1279, Fax: 0431 / 597-1842
E-Mail: s.schreiber@mucosa.de en

Verantwortlich für diese Presseinformation

Oliver Grieve

Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein,
E-Mail: presse@uksh.de

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