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Partikeltherapie-Zentrum in Kiel auf einem guten Weg

Donnerstag, 29. Juni 2006

Das geplante norddeutsche Partikeltherapiezentrum in Kiel nimmt Formen an: Im April 2006 hat das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein die Anlage europaweit ausgeschrieben. Baubeginn des mit einem Gesamtvolumen von etwa 140 Millionen Euro bisher größten Public-Private-Partnership-Projekts Schleswig-Holsteins wird im kommenden Jahr sein.

Im Rahmen eines eintägigen Kongresses des UK S-H haben sich heute Projekt- und Kooperationspartner, Vertreter von Krankenversicherungen und Fachinstitutionen aus Deutschland und Skandinavien zur Vorstellung und Diskussion des Projektes in der Kieler Kunsthalle getroffen.

Die Partikeltherapie stellt ein Therapieverfahren dar, welches mit deutlich weniger Strahlenbelastung bei der Behandlung eines Tumors einhergeht, als bei konventioneller Bestrahlung. Grund dafür ist die Art des Strahls, die im Falle der Partikeltherapie aus Teilchen besteht, die in einem Beschleuniger auf etwa 60 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. Diese Teilchen haben eine begrenzte Reichweite und geben Ihre maximale Energie an einem Punkt ab, der über die Bestrahlungsanlage gesteuert werden kann. Hinter diesem Punkt tritt keine Bestrahlung auf, vor dem Punkt etwa ein Drittel weniger als bei konventioneller Bestrahlung. Insgesamt sind die Nebenwirkungen hinsichtlich der Dosisverteilung im umliegenden Gewebe um den Faktor 8 geringer.

Die Technologie ist seit über zwanzig Jahren bekannt und wurde bisher nicht im klinischen Alltag verwendet, da die bildgebende Diagnostik nicht genau genug war, um eine so genaue Lokalisation eines Tumors zu gewährleisten. Erst in den letzten Jahren ist es durch die Weiterentwicklung der Computertomographie möglich geworden, dreidimensionale Rekonstruktionen von Bildern in der notwendigen Genauigkeit zu erstellen.

Das Gesamtvorhaben etwa umfasst 140 Millionen Euro, so dass das Projekt im Rahmen eines PPP-(Public Privat Partnership)Verfahrens ausgeschrieben wird. Dabei baut ein privater Investor, bestehend aus Baufirma, Anlagenhersteller und Bank sowie weiteren Konsortialpartnern eine Anlage, nachdem er in einem Wettbewerbsverfahren mit anderen Bietern gewonnen hat. Das UK S-H mietet dann quasi "einen Strahl" vom Bieter. Dabei sind Modelle vom Mietkauf bis zum Leasing der Anlage möglich. Diese werden im Rahmen der Verhandlungsrunden mit den Bietern im Wettbewerb erörtert.

Die Vision des UK S-H für die Anlage sieht einen gemeinsamen Betrieb mit Kooperationspartnern vor. Zum einen, um das Einzugsgebiet, welches etwa 10 Millionen Einwohner betragen sollte, zu gewährleisten, zu anderen, um mit möglichst vielen akademischen Zentren in Nordeuropa zusammen sowohl Wissenschaft als auch Ausbildung der Strahlenmediziner zu organisieren.

Daher sind Kooperationsverträge mit den Universitätskliniken in Oslo, Odensee, Kaunas und Hannover geschlossen worden. Mit den Einrichtungen in Lund/Malmö, Kopenhagen, Rostock und Greifswald wird weiter verhandelt. Zusätzlich sind wissenschaftliche Kooperationen und Ausbildungsvereinbarungen mit der Harvard Universität in Boston vereinbart worden.

Der Zeitplan sieht erste Angebote der Bieter bis August dieses Jahres und einen Zuschlag für das Konsortium, welches die Anlage schließlich baut, bis Anfang Januar 2007 vor. Baubeginn könnte dann im dritten Quartal 2007 sein, wobei laut Angaben der Firmen mit Bauzeiten von etwa 42 Monaten zu rechnen ist.

 

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