Prof. Dr. Dr. h.c. (mult) Karl Lennert wird am Samstag, 4. Juni, neunzig Jahre alt. Er gilt als einer der bekanntesten Pathologen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und wurde mit fünf Ehrendoktortiteln und zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. Der in Fürth geborene Professor leitete das Institut für Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel von 1963 bis 1989. Er rief das Kieler Lymphknotenregister ins Leben und entwickelte die Kiel-Klassifikation maligner Lymphome. So kann man die bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems eindeutig differenzieren.
Seine wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Hämatopathologie, insbesondere in der Pathologie des lymphatischen Systems, macht ihn zu einem der international anerkannten deutschsprachigen Pathologen der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts: Am 4. Juni begeht Karl Lennert seinen neunzigsten Geburtstag an der Seite seiner Ehefrau Dr. Amanda Lennert in Kiel.
Karl Lennert entdeckte, wie verschiedene Formen von Lymphdrüsenkrebs (Lymphome) anhand von kleinen Gewebeproben am Mikroskop unterschieden werden können. 1965 gründete der Professor mit dem Kieler Lymphknotenregister das erste Tumorregister in Deutschland, in dem er die Biopsien seltener Erkrankungen der Lymphknoten untersuchte und sammelte. Das Register wird noch heute genutzt. Bisher wurden rund 300.000 Fälle registriert. Die Erkenntnisse publizierte der Professor 1974 in der Kiel-Klassifikation maligner Lymphome. Damit schuf er eine Art Arbeitsanweisung für Pathologen, um Lymphomarten zu erkennen. Es wurde möglich, für jede Lymphomart eine spezielle Therapie zu entwickeln, was zu deutlich mehr Erfolgen führte. So setzte sich das funktionelle Konzept weltweit durch. Auf seiner Grundlage entstand die heute international gebräuchliche Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Die gesammelten Präparate und Gewebeproben dienen der medizinischen Forschung als Material für wichtige Erkenntnisse. Das aktuelle Forschungsvorhaben, das persönliche Archiv des Kieler Pathologen „Bedeutung der Lymphbiopsie-Sammlung für die Diagnostik und Klassifikation maligner Lymphome“ (2009-2013) untersucht das Zustandekommen der Kiel-Klassifikation. Geleitet wird es von Prof. Dr. Wolfram Klapper, Leiter der Sektion Hämatopathologie und Lymphknotenregister, und Eva Fuhry, Leiterin des Pharmazie- und Medizinhistorischen Museums. Eine Nachuntersuchung der Präparate mit modernen diagnostischen Methoden soll Rückschlüsse auf Stärken und Schwächen damaliger Verfahrensweisen aufzeigen und ihre Bedeutung für die heutigen Klassifikationen der WHO herausstellen. Die Forschungsinitiative wird von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen des Projektes „Forschung in Museen“ unterstützt.
Zudem gründete Lennert die Kiel Lymphoma Study Group, die ab 1972 in mehreren Studien die klinische Relevanz der Kiel-Klassifikation untersuchte. 1973 rief er den European Lymphoma Club ins Leben, aus dem 1988 die European Association for Haematopathology, der weltweit größte Fachverband für Hämatopathologen, hervorging. Als Hochschullehrer gab er das in Kiel erarbeitete Spezialwissen an Kolleginnen und Kollegen sowie an Nachwuchs- und Gastwissenschaftler weiter. Es ist Lennert gelungen, Kiel zum Zentrum eines europäischen Netzwerkes für klinisch-pathologische Forschung zu machen.
Professor Lennert wurde von den Universitäten Gent, Köln, Xian, Madrid und Erlangen die Ehrendoktorwürde verliehen. Darüber hinaus erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Ernst-Jung-Preis (1979), die Aschoff-Medaille (1982), den Fred W. Stewart Award (1992), die Robert-Koch-Medaille in Gold (1993) und die Rudolf-Virchow-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (1995). Karl Lennert ist langjähriges Mitglied der Wissenschaftsakademie Leopoldina und Ehrenmitglied in internationalen Fachgesellschaften.
Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Prof. Dr. Wolfram Klapper,
Institut für Pathologie, Sektion Hämatopathologie und Lymphknotenregister
Tel.: 0431 597-3399,
E-Mail: wklapper@path.uni-kiel.de
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