Individuelle Betreuung für unheilbar kranke Patienten
Am UKSH, Campus Lübeck, wurde heute (28. Juli) eine Palliativstation mit acht Betten eröffnet. Betreut werden hier Patienten mit einer nicht mehr heilbaren Krankheit im fortgeschrittenen Stadium, deren Beschwerden einer stationären Behandlung bedürfen. Die interdisziplinäre Palliativstation ist die erste Station dieser Art am Campus Lübeck. Der Begriff „palliativ“ geht auf das lateinische „Pallium“ zurück und bezeichnet einen „Mantel“, der sich wie eine schützende Hülle um den Menschen legt.
„Palliativmedizin erweitert das breite Spektrum universitärer Hochleistungsmedizin um einen wichtigen Aspekt. Die psychosoziale Betreuung des Patienten steht hier im Vordergrund. Mit der Eröffnung der neuen Station am UKSH können Palliativpatienten in Schleswig-Holstein jetzt noch besser versorgt werden“, erklärte Dr. Bettina Bonde, Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit.
„Palliativmedizin ist eine besondere Medizin für besondere Patienten. Patienten, deren Lebenszeit aufgrund einer nicht mehr heilbaren, weit fortgeschrittenen Krankheit sehr begrenzt ist und die eine besondere medizinische Versorgung durch speziell ausgebildete Mediziner und Pflegekräfte brauchen“, sagte Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, anlässlich der feierlichen Einweihung der Palliativstation. „Wir sind froh, den Patienten am Campus Lübeck jetzt diese so wichtige Versorgung bieten und damit die Betreuung von Palliativpatienten in Lübeck und Umgebung verbessern zu können.“
„Die Ziele der Palliativmedizin haben sich weiter differenziert und sind Gegenstand einer neuen Definition des Faches“, erklärte Prof. Dr. Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I, an die die neue Station angeschlossen ist. Bei Palliativpatienten sei die Reflexion der Therapieziele besonders relevant. „Das übergeordnete Konzept der Palliativmedizin bleibt aber, sich an den individuellen Bedürfnissen der Patienten und ihrer Angehörigen zu orientieren. Leiden muss gelindert und die bestmögliche Unterstützung muss gewährt werden“, erklärte der Klinikdirektor. „Die neue Palliativstation am Campus Lübeck möchte für die Region Lübeck und insbesondere natürlich für die Betroffenen und ihre Familien und Freunde ein kompetenter und verlässlicher Ansprechpartner sein“, betonte Prof. Lehnert.
„Eine palliative Situation ist die schwierigste im Leben eines Menschen. Es ist deshalb für einen Arzt eine Aufgabe mit höchster Priorität, diesen Lebensabschnitt optimal pflegerisch und ärztlich zu begleiten. Dies ist jetzt auf der neuen Palliativstation des UKSH möglich geworden“, sagte Prof. Dr. Klaus Diedrich, Ärztlicher Direktor des Campus Lübeck und Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.
„Im UKSH werden jährlich tausende Patienten betreut, die unter weit fortgeschrittenen Erkrankungen leiden. Die Palliativstation ist ein wichtiger Bestandteil, um ihre Lebensqualität zu verbessern. Von der Palliativstation werden neue Impulse für die Betreuung der Patienten im gesamten Klinikum und in der studentischen Ausbildung erwartet“, erklärte Prof. Dr. Barbara Wollenberg, Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Campus Lübeck, in ihrem Grußwort. „Ich bin sehr froh, dass wir nach langer Vorbereitung nun endlich die Station für die uns anvertrauten Menschen öffnen und unseren Patienten diese Zeit und Versorgung anbieten können“, sagte die Klinikdirektorin.
„Wir hoffen, mit unserer Förderung die Entwicklung neuer palliativer Behandlungsmethoden und die bessere Versorgung der Patienten so zu ermöglichen, dass im besten Wortsinn ein ‚schützender Mantel‘ die Menschen in schwerer Zeit umhüllen kann“, sagte Renate Menken, Vorsitzende des Stiftungsvorstandes der Possehl-Stiftung Lübeck. Die Stiftung fördert die Einrichtung der Palliativmedizin am UKSH, Campus Lübeck.
Die neue Station befindet sich im Erdgeschoss des Hauses 50 (Transitorium). Sie ist der Medizinischen Klinik I angeschlossen und bietet acht Einzelzimmer in wohnlicher Umgebung. Auch ein Wohnzimmer mit einer Küchenzeile sowie ein Untersuchungs- und ein Besprechungsraum gehören zur Station. Angehörige können auf Wunsch bei den Patienten übernachten. Leiter der Palliativstation ist Oberarzt Dr. Norman Kripke. Er wird unterstützt von einem weiteren Arzt und elf speziell ausgebildeten Pflegekräften. Auch ein Psychologe, eine Seelsorgerin, eine Sozialarbeiterin und Physiotherapeuten gehören zum Team.
„Bei den vielen spektakulären Baumaßnahmen, die die GMSH gemeinsam mit dem UKSH durchführt, besteht durchaus die Gefahr, dass wir vergessen, wie wichtig auch die kleinen Dinge für die Betroffenen in der Krankenversorgung sind“, sagte Hans Braumann, Fachbereichsleiter der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH), anlässlich der Eröffnung der Palliativstation. „Die GMSH hat hier im Rahmen einer Sofortmaßnahme dafür Sorge tragen können, dass in einer sehr kurzen Zeit wesentliche Verbesserungen in den Raumqualitäten für die Nutzer erreicht werden konnten. Fußböden, Wände und Decken wurden überarbeitet, technische Einrichtungen modernisiert.“
Das UKSH hat bereits große Erfahrung auf dem Gebiet der Palliativmedizin. Erste Schritte wurden schon 1985 mit der Eröffnung der Schmerzambulanz in der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Campus Kiel gemacht. Sie war damals eine der ersten Ambulanzen dieser Art in Deutschland. Das dort entwickelte Qualitätssicherungssystem ist heute Standard in allen größeren schmerztherapeutischen Einrichtungen. 2005 wurde die Interdisziplinäre Schmerz- und Palliativstation als 18-Betten-Station in Betrieb genommen. Gleichzeitig konnte die Interdisziplinäre Schmerz- und Palliativambulanz im Zentrum für Schmerz- und Palliativmedizin der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin und der Klinik für Strahlentherapie am Campus Kiel neu eröffnet werden.
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