Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) wurde in zwei Kategorien mit dem dfg Award 2020 des Dienstes für Gesellschaftspolitik ausgezeichnet. Der renommierte Branchenpreis des Gesundheitswesens wurde heute in Hamburg verliehen.
In der Kategorie „Herausragende digitale Versorgungsmodelle im Gesundheitswesen“ gewann das Projekt „Telemedizin im ländlichen Raum“, an dem das Institut für Allgemeinmedizin des UKSH, Campus Lübeck, und der Universität zu Lübeck entscheidend beteiligt ist. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung unserer Arbeit“, sagt Prof. Dr. Jost Steinhäuser, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin.
Das Projekt soll dabei helfen, den Zugang zur medizinischen Versorgung in weniger gut versorgten Regionen zu verbessern. 11 Hausarztpraxen im Land testen aktuell das Prinzip. Die Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin können bei Bedarf mithilfe von Videotelefonie auf Augenärzte zurückgreifen oder auf digitalem Weg die Expertise eines Dermatologen einholen. Die Patientinnen und Patienten sparen lange Wartezeiten, die oft für einen Termin beim Spezialisten nötig sind, und häufig auch lange Wege. „Der den Patienten vertraute Hausarzt ist zentral in das Projekt eingebunden“, sagt Prof. Steinhäuser. „Der Patient benötigt keinen Computer, sondern geht zu seinem Arzt, der oft noch während der Sprechstunde Spezialisten hinzuzieht, wenn es erforderlich ist.“ Medizinische Fachangestellten machen darüber hinaus mit einem Tele-Arzt-Rucksack Hausbesuche bei Patienten - und übermitteln Vitaldaten wie EKG oder Blutdruck digital in die Hausarztpraxis oder ziehen den Arzt mittels eines Tablets hinzu.
Partner in dem Projekt, das vom Land Schleswig-Holstein gefördert wird, sind die Techniker Krankenkasse, der Hausärzteverband Schleswig-Holstein, die Ärztegenossenschaft Nord und die Gesellschaft für integrierte ophthalmologische Versorgung Schleswig-Holstein. Das Institut des UKSH wertet die Erfahrungen, die Ärzte, Fachangestellte und Patienten mit den einzelnen Komponenten machen, wissenschaftlich aus. „Ziel unserer Begleit-Evaluation ist es, Schritt für Schritt die hemmenden und fördernden Faktoren zu identifizieren, um die telemedizinischen Angebote dazu passend erfolgreich in die breite Versorgung zu bringen", sagt Prof. Steinhäuser.
Auch in der Kategorie 2 „Beste digitale Start-up-Lösung für das Gesundheitswesen“ erhielt das UKSH den dfg Award für die Idee und Umsetzung der ersten leitliniengerechten App „Invirto“ zur häuslichen Therapie von Angst- und Phobie-Patienten. Die medizinische Expertise steuerte die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Zentrums für Integrative Psychiatrie (ZIP) bei, einer Tochtergesellschaft des UKSH. Als Entwicklungspartner wurde die Sympatient GmbH ausgezeichnet. Das therapiebegleitende Angebot richtet sich an Menschen mit einer Panikstörung, mit sozialer Phobie oder Agoraphobie – der krankhaften Angst vor Situationen, aus denen es scheinbar kein Entrinnen gibt. Nach der ersten Diagnostik, die in einer Praxis durchgeführt wird, können Betroffene die App zu Hause nutzen. Als Besonderheit bietet die Software eine Konfrontation mit angstauslösenden Situationen. Über eine Virtual-Reality-Brille, die den Patienten zur Verfügung gestellt wird, werden sie an Orte versetzt, die sie besonders fürchten: etwa in die Schlange an einer Supermarktkasse, in eine volle U-Bahn oder in eine unbekannte menschenleere Gegend. „Die Konfrontation ist zentrales Element jeder Therapie und wirkt erwiesenermaßen am stärksten. Die angstmachenden Erwartungen, die die Patienten haben, werden durch gegenteilige Erfahrungen verändert“, sagt Dr. Bartosz Zurowski, Oberarzt der Klinik. Unter seiner Leitung wird derzeit eine Studie durchgeführt, die nachweisen soll, inwieweit die Angst-App eine herkömmliche Therapie, bei der sich Arzt und Patient regelmäßig persönlich treffen, verkürzen oder sogar ersetzen kann.
Nutzen kann die Software insbesondere Patientinnen und Patienten, die weit entfernt von Fachärzten wohnen oder die sich aufgrund ihrer Erkrankung gar nicht aus dem Haus wagen. Sie kann auch die Wartezeit auf den Beginn einer Therapie verkürzen. Mehrere große Krankenkassen übernehmen bereits die Kosten der virtuellen Behandlung.
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E-Mail: bartosz.zurowski@uksh.de
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