Die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist als chronische Netzhauterkrankung des Auges die häufigste Erblindungsursache bei älteren Menschen. Die Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, wendet mit der Fluoreszenzlebensdauer-Ophthalmoskopie (FLIO) ein neues Verfahren an, um Veränderungen der Netzhaut zu erkennen. Das FLIO-Gerät ist ein Kamerasystem, das den Augenhintergrund mit Laserstrahlen scannt und daraus ein Bild erzeugt. Eingesetzt wird das zertifizierte Gerät im Rahmen klinischer Studien mit AMD-Patientinnen und -Patienten. Die Klinik für Augenheilkunde ist die erste Klinik in Norddeutschland und eine der wenigen weltweit, die dieses Verfahren nutzt.
„Wir forschen seit vielen Jahren an diesem Thema und waren an der Entwicklung des aktuellen Geräts beteiligt“, sagt PD Dr. Yoko Miura, die als Oberärztin der Klinik für Augenheilkunde die Studien leitet. Im Fokus der FLIO-Untersuchungen steht aktuell die trockene Form der AMD, bei der sich zunächst Ablagerungen im Bereich der zentralen Netzhaut, also der Makula, bilden. Diese führen im Laufe der Zeit zum Absterben von Sehzellen. Bislang konnte in der klinischen Praxis nur festgestellt werden, ob sich die Struktur der Netzhaut verändert. Die FLIO hingegen kann Reaktionen auf molekularer Ebene erfassen, die auf Stoffwechselveränderungen hinweisen. „Damit besteht die Möglichkeit, krankhafte Veränderungen frühzeitig festzustellen. Gleichzeitig möchten wir mit dem FLIO-Verfahren prüfen, ob die Netzhaut auf neu eingeführte Therapien reagiert“, sagt PD Dr. Miura.
Bei der FLIO-Untersuchung nehmen die Patientinnen und Patienten lediglich ein helles blaues Licht wahr. Die Prozedur dauert pro Messung circa 90 Sekunden. Währenddessen spürt das FLIO-Gerät bestimmte Moleküle in der Netzhaut auf. Diese Moleküle, Fluorophore genannt, befinden sich in verschiedenen Zelltypen der Netzhaut. Wenn sie durch das Licht einer bestimmten Wellenlänge (Farbe) angeregt werden, leuchten sie für einen winzigen Moment auf, allerdings nur für den milliardsten Teil einer Sekunde. Das FLIO-Gerät misst die Dauer des Leuchtens der aufgespürten Fluorophore – genannt Fluoreszenzlebensdauer. Verändern sich der Stoffwechsel oder die Struktur der Netzhaut, dann verändert sich auch das Leuchten. Das FLIO-Gerät ist dabei so empfindlich, dass es einzelne Lichtteilchen (Photonen) messen kann.
Ob die FLIO dazu beitragen kann, den Behandlungsverlauf noch besser zu steuern, wird zurzeit im Rahmen klinischer Studien zur trockenen AMD geprüft, bei denen je nach Stadium der Erkrankung verschiedene Therapien angewandt werden. Dazu zählen die minimalinvasive Laserbehandlung der Drusenmakulopathie, einer Frühform der trockenen AMD, und die medikamentöse Behandlung der geographischen Atrophie, einer fortgeschrittenen Form der Erkrankung. Die FLIO wird zur Nachbeobachtung der Patienten eingesetzt, um die therapeutische Wirkung zu bewerten. „Alles dient dem Ziel, die Sehkraft der betroffenen Patienten so lange wie möglich zu erhalten“, sagt Yoko Miura. Angestrebt werde auch ein Einsatz der FLIO bei der feuchten AMD, um die Wirkungen intraokularer Medikamenteninjektionen zu überprüfen.
Allein in Deutschland sind etwa 4,5 Millionen Menschen von der AMD betroffen. Meist wird die Erkrankung durch ein Verzerrt-Sehen eigentlich gerader Linien oder eine allgemeine Sehverschlechterung bemerkt. Im Anfangsstadium wird die Erkrankung aber oft gar nicht wahrgenommen und nur durch eine Untersuchung beim Augenarzt festgestellt. Die Klinik für Augenheilkunde zählt zu den führenden Zentren für Netzhauterkrankungen in Norddeutschland und wendet zur Behandlung der AMD innovative Therapien an.
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PD Dr. Yoko Miura führt Untersuchungen mit dem FLIO-Gerät durch, um Hinweise auf Stoffwechselveränderungen in der Netzhaut zu finden.
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