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Innovative Methode zur Behandlung der Bauchwassersucht bei Leberzirrhose am UKSH, Campus Kiel

Dienstag, 10. Dezember 2013

Elektronisch gesteuerte Bauchwasserpumpe erstmals in Schleswig-Holstein implantiert

Menschen mit Leberzirrhose, Herzerkrankungen und bestimmten Krebsarten leiden oftmals unter Bauchwasser (Aszites). Die vermehrte Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle, die mitunter mehrere Liter betragen kann, ist eine gefürchtete Komplikation mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und Lebensdauer.

Über 100.000 Patienten sind jährlich allein in Europa und den USA neu von medikamentös nicht oder nicht ausreichend behandelbarem Aszites betroffen. Nach neuesten Untersuchungen steigt aktuell die Zahl der Betroffenen um jährlich zehn Prozent. Allein am UKSH in Kiel werden ca. 250 Patienten pro Jahr wegen einer zunehmenden Aszitesbildung stationär behandelt. Ohne ausreichende Therapie verstirbt die Hälfte der Patienten mit einer Leberzirrhose innerhalb eines Jahres.

Die immer noch am häufigsten praktizierte Therapie ist das Ablassen des Aszites durch eine Punktion des Bauchraumes (Parazentese) unterstützt durch eine medikamentöse Therapie mit Wassertabletten (Diuretika). Zusätzlich bietet das UKSH in Kiel die Möglichkeit der Implantation eines Leberstents (TIPS) zur Verbesserung der Leberdurchblutung an.

Bei einzelnen Patienten sind aber alle bisherigen Therapieverfahren nicht mehr erfolgreich. Im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit der Klinik für Innere Medizin I (Direktor Prof. Dr. Stefan Schreiber) und der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie (Direktor Prof. Dr. Thomas Becker) wurde jetzt erstmalig in Schleswig-Holstein eine hochmoderne, elektronisch gesteuerte Bauchwasserpumpe (AlfaPumpe) implantiert. Dabei wurde einer Patientin mit Aszites, bei der die bisherigen Therapien nicht erfolgreich waren, eine kleine batteriebetriebene Pumpe unter die Haut eingepflanzt, die mit einem Schlauch das Bauchwasser heraus- und in die Harnblase hineinpumpt. Das Bauchwasser wird dann einfach beim täglichen Wasserlassen ausgeschieden.

Nach dem operativen Eingriff stellte der behandelnde Arzt mit Hilfe eines ausgeklügelten elektronischen Steuerungssystems die Pumpe von außen drahtlos auf die individuellen Bedürfnisse der Patientin ein. Die Pumpenbatterie wird von der Patientin künftig selbständig durch die Induktionstechnologie aufgeladen. Die zuvor in Abständen von wenigen Wochen stationär behandlungsbedürftige Patientin wurde bereits wenige Tage nach dem Eingriff aus der Klinik entlassen und wird jetzt wieder mit einer deutlich gebesserten Lebensqualität selbständig ihren Alltag gestalten können. Im Verlauf sind nur noch ambulante Kontrollen notwendig.

Abgesehen von den positiven Effekten für die Patienten entlastet das neue Therapieverfahren auch das Budget des Gesundheitssystems. Mit den zahlreichen Bauchwasserpunktionen entfallen auch etliche Krankenhausaufenthalte und damit wiederum signifikante Kosten für die Krankenkassen. Bei fortgeschrittenem Aszites waren bislang teilweise monatlich bis zu vier Aszitespunktionen notwendig. Pro Patient bedeutete dies Kosten in Höhe von bis zu 45.000 Euro jährlich.

Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel

Dr. Rainer Günther, Klinik für Innere Medizin I, Bereich Hepatologie
Tel. 0431 597-4231, E-Mail: rguenther@1med.uni-kiel.de

Prof. Dr. Felix Braun, Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie, Schwerpunkt Transplantationschirurgie
Tel. 0431 597-4340, E-Mail: felix.braun@uksh-kiel.de

Die kleine implantierte Pumpe leitet das Bauchwasser über einen Schlauch in die Harnblase. Von dort wird es beim täglichen Wasserlassen ausgeschieden.

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