Die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten sind von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung einer Adipositas (starkes Übergewicht). Doch auch genetische Faktoren spielen dabei eine große Rolle. Das konnte jetzt in einer groß angelegten internationalen Studie (GIANT-Konsortium: Genetic Investigation of ANtropometric Traits) untermauert werden. Unter Beteiligung von Wissenschaftlern aus dem Nationalen Genomforschungsnetz (NGFN), darunter auch die Arbeitsgruppen "Atherogenomics" von Prof. Dr. Heribert Schunkert und Prof. Dr. Jeanette Erdmann, Medizinische Klinik II am UK S-H, Campus Lübeck, und "Umweltbedingte Erkrankungen" von Prof. Dr. Stefan Schreiber, Klinik für Innere Medizin I, am UK S-H, Campus Kiel, ist es gelungen, die Anzahl der bekannten Risikogene für erhöhte Körpermasse mehr als zu verdoppeln. Auch für die Fettverteilung - ob mehr an der Hüfte oder am Bauch - wurden genetische Faktoren identifiziert.
"Die Studie zeigt, dass selbst die menschliche Statur nicht frei von genetischer Vorbestimmung ist, sondern sich aus Vielzahl genetischer Einflussgrößen beinahe errechnen lässt. Damit erhält auch unsere Hypothese, dass sich am Ende 'gesundes Altern' aus der Genetik ableiten lässt, neue Unterstützung", kommentiert Prof. Dr. Schreiber das Ergebnis der Studie. Besonders in den westlichen Industrienationen gibt es immer mehr Menschen mit starkem Übergewicht. Obwohl die Lebensumstände für diese Entwicklung mitverantwortlich sind, leisten auch genetische Hintergründe einen entscheidenden Beitrag zum individuellen Adipositas-Risiko. Bislang waren 14 genetische Faktoren mit einem Einfluss auf die Körpermasse und eine Variante für die Verteilung des Fettes auf Bauch oder Hüfte bekannt. Um weitere Kandidaten aufzuspüren, wurde im Rahmen der internationalen Kooperation GIANT die enorme Zahl von fast 250.000 Personen europäischer Abstammung untersucht. Dabei konnten 18 neue Genorte mit Körpermasse in Zusammenhang gebracht werden. Bei den weiteren 13 Genorten zur Fettverteilung war auffallend, dass diese Effekte vor allem bei Frauen zu beobachten waren.
Eingebunden waren dabei mehrere Teilprojekte aus dem von Prof. Johannes Hebebrand, Universität Duisburg-Essen, koordinierten Verbund "Adipositas" innerhalb von NGFN-Plus im Programm der Medizinischen Genomforschung. Daten von etwa 33.000 Personen konnten aus diesem NGFN-Verbund zu der Studie beigesteuert werden. Zusätzlich waren die NGFN-Plus-Netze Umweltbedingte Erkrankungen (Prof. Schreiber, UK S-H, Campus Kiel) und Atherogenomics (Prof. Schunkert, Prof. Erdmann, UK S-H, Campus Lübeck) beteiligt.
Dank der sehr hohen Probandenzahl konnten Genvarianten aufgespürt werden, die in einzelnen Studien vermutlich niemals entdeckt worden wären. "Die Studie ist ein weiterer Beleg dafür, dass weltweite Kooperationen und ein sehr offener und vertrauensvoller Austausch von Daten notwendig und möglich und letztendlich auch der Schlüssel zum Erfolg ist", betont Prof. Dr. Jeanette Erdmann. Durch die Studie im Großmaßstab sind neue Einblicke in die Biologie des Energiestoffwechsels und der Gewichtsregulation möglich geworden.
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