Erstmals in Schleswig-Holstein ist in der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des UKSH, Campus Lübeck (Leitung: Prof. Dr. Hans Hinrich Sievers), ein neues Verfahren zur Implantation einer Herzklappe erfolgreich angewendet worden. Das Team um Privatdozentin Dr. Claudia Schmidtke setzte einer Patientin eine künstliche Aortenklappe mit einem sogenannten Transkathetersystem der zweiten Generation ein.
Die zusammengefaltete neue Herzklappe, die aus einem Gittergerüst und Klappensegeln aus Biomaterial besteht, wird dabei durch die Herzspitze eingeführt und bis zur alten, erkrankten Aortenklappe vorgeschoben. Sobald sich das Implantat an der richtigen Stelle befindet, wird die Klappe nach und nach vom Operateur entfaltet. „Gegenüber früheren Methoden haben wir jetzt bessere Möglichkeiten, die Klappe während des Eingriffs exakt zu positionieren und ihre Lage zu korrigieren, bis sie perfekt sitzt“, erläutert PD Dr. Claudia Schmidtke.
Über einen kleinen Schnitt unterhalb der linken Brust wird der Zugang zum Herzen geschaffen, eine Öffnung des Brustkorbs über das Brustbein ist nicht nötig. Der Eingriff erfolgt am schlagenden Herzen, so dass der Patient nicht an die Herz-Lungenmaschine angeschlossen werden muss wie bei einer konventionellen Herz-OP. Die gesamte OP wird per Ultraschall und Röntgen überwacht. Der Operateur kann die richtige Position der Klappe am Bildschirm kontrollieren.
Vorteil für die Patienten: Das Verfahren ist schonend und komplikationsarm. „Es eignet sich besonders für ältere Patienten mit multiplen Erkrankungen und instabilem Allgemeinzustand. Für sie hätte ein konventioneller Eingriff zu viele Risiken“, so Dr. Schmidtke. Für jüngere Patienten sei allerdings der klassische chirurgische Herzklappenersatz nach wie vor die bessere Variante, da die dabei verwendeten Implantate langlebiger seien.
Die Aortenstenose (Verengung der Aortenklappe) gilt als die am häufigsten auftretende Herzklappenerkrankung in den westlichen Industrieländern. Vorwiegend ältere Menschen sind davon betroffen. Schätzungen zufolge leiden ca. zehn Prozent der über 75-Jährigen daran. Symptome der Erkrankung sind Luftnot und ein Engegefühl in der Brust. Ursachen können Entzündungen des Herzens oder angeborene Fehlbildungen sein. Die verengte Klappe lässt sich in vielen Fällen operativ erweitern oder durch eine künstliche ersetzen.
Die kathetergestützte Aortenklappenimplantation wird in enger Zusammenarbeit zwischen den Herzchirurgen und den Kardiologen der Medizinischen Klinik II des UKSH im Hybrid-OP (Kombination aus Herzkatheterlabor und Operationssaal) durchgeführt. Sie kann über einen Zugang in der Leiste (transfemoral) oder über ein kleines Loch von der Herzspitze (transapikal) vorgenommen werden. Beide Methoden kommen in den Kliniken für Herzchirurgie des UKSH zur Anwendung.
„Mit dem neuen Verfahren können wir unseren Patienten ein noch breiteres Spektrum in der Herzklappenchirurgie anbieten“, freut sich Oberärztin Dr. Claudia Schmidtke. „Und das Beste: Wir sind jetzt in der Lage, Patienten zu helfen, die bisher für eine Aortenklappenimplantation nicht in Frage kamen.“
Der 86-Jährigen Lübecker Herzpatientin geht es postoperativ sehr gut. Sie konnte bereits in eine Reha-Klinik überwiesen werden.
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