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Fachtagung in Kiel: Fünf Jahre „Kein Täter werden“

Freitag, 30. Januar 2015

Vor fünf Jahren startete das Präventionsprogramm „Kein Täter werden“ in Kiel. Damit gehört Schleswig-Holstein neben dem Gründungsort Berlin zu den Pionieren des Projektes, das sich inzwischen über beinahe das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt hat. Der Behandlungsansatz ist innovativ, denn es werden Männer angesprochen, die aus eigenem Antrieb und ohne Druck der Justiz Hilfe bei der Bewältigung ihrer pädophilen Neigungen suchen. Am heutigen Freitag, 30. Januar 2015, informierte das Team des Instituts für Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie und Psychotherapie (ISFP) am Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) in einer Fachtagung unter Beteiligung von Referenten aus Hamburg und Berlin über die Grundlagen und Perspektiven des Projekts.

Justizstaatssekretär Dr. Eberhard Schmidt-Elsaeßer betonte die Bedeutung des Projektes „Kein Täter werden“ für die Landesregierung: „Es stellt als sekundärpräventive Maßnahme eine Besonderheit im Justizressort dar: In seiner vorbeugenden Ausrichtung ergänzt es in vorbildlicher Weise die erheblichen Anstrengungen des Landes in der Behandlung von bereits aktenkundigen Sexual- und Gewaltstraftätern. Kriminologen sprechen in deren Fällen von der sogenannten „Tertiärprävention“. Wir halten alle diese Angebote für sehr wichtig, deshalb hat das Land Schleswig-Holstein seine Förderung für all diese Angebote zusammen von 380.000 Euro im Jahr 2008 auf 670.000 Euro im Jahr 2015 erhöht.“

„Der führende Gedanke dieses innovativen und wichtigen Projektes ist es, sich schon um pädophile Männer zu kümmern, bevor es Opfer gegeben hat – ein präventiver Ansatz, der den betroffenen Männern, aber vor allem den Kindern viel persönliches Leid erspart, die sonst Opfer sexueller Übergriffe geworden wären“, sagte Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein. „Nicht zuletzt haben UKSH und ZIP mit der Neugründung des Instituts für Sexualmedizin und Forensischen Psychiatrie im Herbst 2013 einen Beitrag dazu geleistet, das Präventionsprojekt langfristig strukturell zu verankern und eine engere Zusammenarbeit mit all den Therapeuten zu ermöglichen, die sich auch im ZIP schon seit langem mit dem Thema Pädophilie befasst haben.“

PD Dr. Christian Huchzermeier, stellvertretender Direktor des ISFP und Leiter der Forensischen Psychiatrie und Psychotherapie, betonte: „Dass weiterhin Notwendigkeit für diese primärpräventive Arbeit besteht, belegen die zwar rückläufigen, aber nach wie vor zu hohen Zahlen an sexuellen Kontaktdelikten zum Nachteil von Kindern sowie der weiterhin stark verbreitete Konsum von Kinderpornografie.“

Institutsleiterin Prof. Dr. Aglaja Stirn beurteilte die bisherige Entwicklung des Präventionsprogramms in Kiel als sehr positiv und hofft daher, dass dieses Angebot im Sinne eines aktiven Opferschutzes auch weiterhin vom Land Schleswig Holstein gefördert wird: „Das Ziel muss sein, durch eine vorbeugende Behandlung pädophiler Männer auch weiterhin Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen.“

Das Institut für Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie und Psychotherapie (ISFP) am Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP), einem Tochterunternehmen des UKSH, wurde im Herbst 2013 gegründet und wird geleitet von Prof. Dr. med. Aglaja Stirn und PD Dr. med. Christian Huchzermeier. Nach einer öffentlichen Diskussion über die Zukunft der Kieler Sexualmedizin hatten die Landesregierung, das UKSH und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) die Stärkung des Faches beschlossen. In diesem Sinne wurde im Wintersemester 2012/13 für Studierende der Medizin und der Psychologie ein Zertifikatsstudium „Sexualmedizin“ eingerichtet sowie die Gründung eines Institutes beschlossen. Das ISFP bietet heute neben studentischer Lehre sowie Fort- und Weiterbildung für Postgraduierte auch Versorgungsangebote für Störungen des gesamten sexualmedizinischen und forensisch-psychiatrischen Arbeitsgebiets an. Es umfasst zudem verschiedene Forschungsschwerpunkte. Das Institut arbeitet in enger Vernetzung mit angrenzenden Fachdisziplinen wie der Allgemeinpsychiatrie, (Rechts-)Psychologie, Rechtsmedizin, Kriminologie sowie der Rechts- und Sozialwissenschaften der CAU und der ZIP sowie dem Neurozentrum des UKSH zusammen. Jährlich werden hier rund 600 bis 700 Patienten behandelt, wobei die Patientenzahl stetig steigt.

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Zentrum für Integrative Psychiatrie
Institut für Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
PD Dr. Christian Huchzermeier, Tel.: 0431 597-2572, E-Mail: Christian.Huchzermeier@uksh.de

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