30.000 Menschen leiden in Schleswig-Holstein unter fortgeschrittener Herzinsuffizienz. Die Zahl schwer herzkranker Patienten nimmt stetig zu und der Leidensdruck dieser Patienten ist sehr hoch: Selbst beim Sitzen oder Liegen sind sie erschöpft und kurzatmig. Um schwer erkrankte Patienten optimal zu versorgen, haben Herzchirurgen und Kardiologen des Universitätsklinikums in Kiel und Lübeck nun erstmals in Schleswig-Holstein hochspezialisierte Intermediate Care-Stationen – auch HFU (Heart Failure Unit) genannt – für diese spezielle Diagnose eröffnet.
Heart Failure Unit am Campus Kiel
Am 25. Februar 2015 hatte der Vorstand des UKSH beschlossen, dass im Sommer 2015 am Campus Kiel eine neue Intensiveinheit mit acht Betten (3 Zweitbett- und 2 Einzelzimmer) den Betrieb aufnehmen soll. Diese spezialisierte Behandlungseinheit wird mit modernstem Monitoring und technischen Überwachungs- und Behandlungssystemen ausgestattet und ist gerade auch für die Stabilisierung von Patienten mit verminderter Organfunktion geeignet. Daneben verfügen die beiden Kliniken über 23 IMC-Betten und 30 Intensivbetten für die Versorgung herzkranker Patienten. Beide Kliniken verfügen über Jahrzehnte lange Erfahrung in der Behandlung herzinsuffizienter Patienten in ihren beiden Ambulanzen, der kardiologischen Herzinsuffizienzambulanz und der herzchirurgischen Transplantationsambulanz, in der zudem eine LVAD-(Kunstherz)-Ambulanz integriert ist.
Das Besondere an der neuen Intensiveinheit: Erstmals in Deutschland wird die spezialisierte Station gemeinsam von zwei Fachkliniken – der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie, Angiologie) und der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie – betrieben. Ein Team von sechs Ärzten der Fachrichtungen Kardiologie und Herzchirurgie wird mit 14 Pflegekräften eine optimale Therapie für schwer herzinsuffiziente Patienten interdisziplinär festlegen und anwenden. Neu ist dabei nicht nur, dass Kardiologen und Herzchirurgen erstmals gemeinsam eine Station betreiben, sondern auch, dass für diese besondere Patientengruppe in Schleswig-Holstein eine eigene Station eingerichtet wird.
„Ziel der Errichtung der HFU ist es, gemeinsam fachübergreifend mit Hilfe einer konzentrierten klinischen Beurteilung rasch die optimale Therapie für jeden einzelnen unserer schwer kranken Patienten zu finden“, sagt Prof. Dr. Jochen Cremer, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie. „Mit der Einrichtung dieser gemeinsamen Station rücken unsere Fachdisziplinen noch enger zusammen – mit einer begrüßenswerten Neugestaltung von Teamkonzepten zum Wohle unserer Patienten“, ergänzt Prof. Dr. Norbert Frey, Direktor der Klinik für Innere Medizin III. Die HFU-Station in Kiel wird gemeinsam durch die Oberärzte Dr. Alexander Reinecke (Herz- und Gefäßchirurgie) sowie PD Dr. Mark Lüdde (Kardiologie) geleitet. In die interdisziplinär abgestimmte Therapieplanung werden bei Bedarf weitere Fachexperten wie beispielweise Nierenfachärzte einbezogen.
Heart Failure Unit am Universitären Herzzentrum Lübeck
Seit dem Sommer 2015 betreibt das Universitäre Herzzentrum Lübeck des UKSH eine neue Heart Failure Unit mit 16 Betten für Patienten mit Herzinsuffizienz mit einer Versorgung der Patienten sowohl pflegerisch als auch ärztlich im 3-Schicht-System über 24 Stunden. „Auf dieser Station können Patienten mit fast allen Schweregraden der Herzinsuffizienz behandelt werden, da wir auf dieser Station auch die Ausstattung einer kleinen Intensivstation (Intermediate Care Unit) anbieten können. Nur Patienten mit der schwersten Form, dem kardiogenen Schock, müssen auf unserer Intensivstation behandelt werden“, sagt Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Medizinischen Klinik II (Kardiologie, Angiologie, Internistische Intensivmedizin).
„In enger Zusammenarbeit mit dem Team um Prof. Dr. Hans-H. Sievers, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des Universitären Herzzentrums Lübeck, können wir Patienten mit schweren Formen der Herzinsuffizienz auch temporäre sowie dauerhafte Herzkreislaufunterstützungssysteme (Assist Device) anbieten.“ Prof. Sievers ergänzt: „Durch die Zunahme der Herzinsuffizienz und die Abnahme von Spenderherzen stellen diese Assist Devices heutzutage eine sehr gute Option dar, um die Belastbarkeit der Patienten zu verbessern und das Leben der Patienten zu verlängern.“ Die neue Herzinsuffizienzstation stellt als wichtiger Baustein eine Ergänzung des Angebotes der bereits bestehenden Herzinsuffizienzambulanz, der VAD-Ambulanz (Ambulanz für Patienten mit Herzkreislaufunterstützungssystem) und der Intensivstation dar.
Versorgung auf höchstem Niveau
Die HFUs in Kiel und Lübeck sind speziell für Patienten mit schwerer Herzschwäche gedacht. Dies gilt für akute wie chronische Krankheitsbilder gleichermaßen, wie Herzmuskelentzündung, genetische Herzmuskelerkrankungen, nach einem schweren Myokardinfarkt, mit einem ventrikulären Unterstützungssystem („Kunstherz“). Auch Kreislaufdekompensationen vor einem geplanten interventionellen Verfahren bei Herzklappenerkrankungen wie MitraClip und Aortenklappenersatz (TAVI) oder vor herzchirurgischen Operationen können hier überwacht und stabilisiert werden. Hierbei können Patienten von spezialisierten Behandlungen profitieren, die eine intensivierte medikamentöse Infusionsbehandlung oder apparative Therapiekonzepte mit Schrittmachern (Resynchronisationstherapie, CCM) erhalten.
Darüber hinaus sind die neuen Stationen für bestimmte Patienten geeignet, die zwar auf ein Spenderherz warten oder bei denen ein Kunstherz implantiert werden muss, die jedoch nicht der vollständigen maximalen lebenserhaltenden Therapie einer Intensivstation bedürfen, wodurch ihre psychische Belastung und Mobilität deutlich verbessert werden kann. Diese Patienten müssen in der Regel längere stationäre Aufenthalte auf sich nehmen, so dass die HFU für diese Patienten zukünftig ein Ort ist, wo sie die hohen Anforderungen des Monitorings und der umfangreichen täglichen Diagnostik in moderner und hochspezialisierter Umgebung erleben. Internationale Erfahrungen zeigen, dass insbesondere diese Patienten in einem deutlich besseren körperlichen Zustand den Zeitpunkt der Transplantation erreichen, wenn sie auf einer HFU durch ein spezialisiertes Team behandelt werden.
Für Rückfragen stehen zur Verfügung:
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Heart Failure Unit, Campus Kiel
Prof. Dr. Jochen Cremer (Direktor Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie), Tel.: 0431 597-4400
Prof. Dr. Norbert Frey (Direktor Klinik für Innere Medizin III), Tel.: 0431 597-1440
Dr. A. Reinecke, Tel.: 0431 597-4465, E-Mail: Alexander.Reinecke@uksh.de
PD Dr. M. Lüdde, Tel.: 0431 597-1393, E-Mail: Mark.Luedde@uksh.de
Heart Failure Unit, Campus Lübeck
Prof. Dr. Holger Thiele (Direktor Medizinische Klinik II), Tel.: 0451 500-2501; E-Mail: holger.thiele@uksh.de
Dr. Georg Fürnau, Tel.: 0451 500-4936; E-Mail: georg.fuernau@uksh.de
Verantwortlich für diese Presseinformation
Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein,
Mobil: 0173 4055 000, E-Mail: oliver.grieve@uksh.de
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