Die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am UKSH, Campus Kiel, feierte am 5. September 2015 im Rahmen des Kieler Kardiotags ihr 50-jähriges Bestehen. „Aus einer Pionierleistung von engagierten Chirurgen ist in den vergangenen fünf Jahrzehnten ein breites Angebot der herzchirurgischen Maximalversorgung geworden“, sagte Prof. Dr. Jochen Cremer, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Campus Kiel, anlässlich des Jubiläums.
1965 hatte in der Chirurgischen Universitätsklinik Kiel unter der Leitung des damaligen Direktors Prof. Dr. Berthold Löhr die erste Herzoperation am offenen, stillgelegten Herzen mit Hilfe einer Herz-Lungenmaschine erfolgreich stattgefunden. Gleichzeitig wurden in Kiel Mitte der 60er-Jahre bereits komplexe angeborene Herzfehler operativ behandelt. Auch der mechanische Ersatz von Herzklappen und deren plastische Rekonstruktion gehörten schon zum Spektrum der Herzchirurgie. 1967 gelang es erstmals, homologe Aortenklappen zu transplantieren.
1969 übernahm Prof. Dr. Alexander Bernhard die Leitung der Universitären Herzchirurgie Kiel, die damals noch der Allgemeinen Chirurgie zugeordnet war. Erst 1973 erfolgte die Gründung einer eigenständigen Fachabteilung der Klinik für Herzchirurgie. Im Januar 1974 wurde Prof. Bernhard zum ordentlichen Professor für Herz- und kardiovaskuläre Chirurgie ernannt und erhielt seine Berufung auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Herz- und Gefäßchirurgie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Seit den 70er-Jahren gelang es in Kiel, den Blutverbrauch bei herzchirurgischen Eingriffen stetig zu senken und die Traumatisierung des Blutes deutlich zu reduzieren. Operationen am Herzen wurden für die Patienten schonender und bargen weniger Risiken. Auch die Einführung des induzierten cardioplegischen Herzstillstandes, der die Herzmuskulatur schützt, bedeutete einen enormen Fortschritt für die Herzchirurgie in Kiel.
1986 erfolgte der Umzug der Herzchirurgie in das neue Gebäude der Chirurgie. Im selben Jahr wurde von den Kieler Herzchirurgen die erste erfolgreiche Herztransplantation vorgenommen. Aus einzelnen, zur damaligen Zeit spektakulären Operationen entwickelte sich in Kiel ein großes Transplantationsprogramm. Mittlerweile sind in Kiel mehr als 620 Herz-, Lungen- und kombinierte Herz-Lungen-Transplantationen durchgeführt worden. Aufgrund des bundesweiten Mangels an Spenderorgangen werden seit einigen Jahren in zunehmenden Maße Kunstherzen eingesetzt. Dies hat sich auch in der Kieler Herzchirurgie etabliert. Daneben können die Patienten durch verbesserte Medikation länger konservativ behandelt werden.
Im September 1998 wurde Prof. Cremer zum ordentlichen Universitäts-Professor mit Übernahme des Lehrstuhls für Herz- und Gefäßchirurgie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ernannt.
Heute umfasst das Angebot der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie das gesamte Spektrum moderner Herzchirurgie von der Koronar- und Herzklappenchirurgie über die thorakale Aortenchirurgie und Kinderherzchirurgie bis hin zur Gefäßchirurgie. Eine besondere Expertise besteht auf dem Gebiet der minimal-invasiven Herzklappenchirurgie und minimalinvasiven Koronarchirurgie. Besonders hervorzuheben sind auch TAVI-Prozeduren, bei denen die Aortenklappe durch Kathetertechniken über verschiedene Zugangsmöglichkeiten im Team von Kardiologen, Herzchirurgen und Kardioanästhesisten im 2013 eröffneten Hybrid-OP ersetzt wird.
Darüber hinaus besteht ein Schwerpunkt in der komplexen Bypasschirurgie mit Arterienbypässen, der Behandlung von Aortenaneurysmen durch offene Techniken und wiederum auch Kathetertechniken zusammen mit Spezialisten aus der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie. Auch hochkomplexe Kombinationseingriffe, die mitunter auch länger als zehn Stunden dauern können, werden regelmäßig mehrfach in der Woche durchgeführt. Die Ergebnisse der Hochrisikoeingriffe können sich sehen lassen, was auf ein hohes Niveau in Operationstechnik, Anästhesieverfahren, Herz-Lungenmaschinenperfusion und Herzprotektion beim Herzstillstand zurückzuführen ist.
Schwerpunktthema beim Kieler Kardiotag 2015, der von vier Kliniken gemeinsam ausgerichtet wurde (Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie (UKSH), Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie und Angiologie (UKSH), 1. Medizinische Klinik, Städt. KH Kiel und Mühlenbergklinik, Abteilung Innere Medizin, Bad Malente), war der akute Myokardinfarkt. „Ein engagiertes und energisches Vorgehen in der Diagnostik und Initialtherapie des akuten Herzinfarkts ist entscheidend für die Prognose des Patienten sowohl für das faktische Überleben als auch für seine künftige Lebensqualität“, erläuterte Prof. Cremer. Diskutiert wurden u.a. Methoden der Infarktdiagnostik, die Wahl des Revaskularisationskonzepts sowie Möglichkeiten und Grenzen der mechanischen Kreislaufunterstützung.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde Prof. Dr. Dr. Alexander Bernhard, bis 1993 Direktor der Klinik für Herzchirurgie, für seine Verdienste um die Kieler Herzchirurgie geehrt. Tagungsort war das Kieler Hotel Atlantic.
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Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie,
Prof. Dr. Jochen Cremer, Tel.: 0431 597-4401
Oliver Grieve, Pressesprecher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein,
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