Die Grippesaison hat begonnen. „Die Erkrankungszahlen in Schleswig-Holstein befinden sich noch auf einem niedrigen Niveau. Ob und in welchem Maße es zu einer deutlichen Steigerung der Infektionszahlen kommt, können wir derzeit nicht abschätzen. Doch auch zu diesem Zeitpunkt gibt es durchaus noch sinnvolle Vorbeugungsmaßnahmen“, sagt Prof. Dr. Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Die Experten des UKSH geben daher Hinweise, wie sich Ansteckungen vermeiden lassen und was im Falle einer Infektion zu beachten ist.
„Wie gefährlich die diesjährige Grippe sein wird, ist noch unklar. Das hängt sehr von dem jeweiligen Virustyp ab“, sagt Prof. Dr. Helmut Fickenscher, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin am Campus Kiel. „Prinzipiell gibt es unterschiedliche Schweregrade, die von leichtem Fieber mit Abgeschlagenheit bis zu schwersten Krankheitsbildern mit zusätzlicher bakterieller Lungenentzündung und der Notwendigkeit einer Beatmung oder sogar dem Einsatz von Herz-Lungenmaschinen reichen können. Zugleich gibt es auch grippale Symptome bei anderen Infektionen der Atemwege, die nicht durch Influenza-Viren ausgelöst werden und zumeist mild verlaufen“, sagt Dr. Sebastian Wolfrum, Ärztlicher Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme am Campus Lübeck.
Vorbeugend empfehlen die Experten, eine Grippeschutz-Impfung in Anspruch zu nehmen. Dies sei auch zum jetzigen Zeitpunkt noch wirksam und gelte insbesondere für die vom Robert-Koch-Institut genannten Personengruppen:
alle Personen ab 60 Jahren,
Personen jeden Alters mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens, u.a. chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten, wie z.B. Multiple Sklerose, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV-Infektion,
Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen,
alle gesunden Schwangeren ab dem 2. Trimenon und Schwangeren mit einer chronischen Grundkrankheit ab dem 1. Trimenon,
Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung, z.B. medizinisches Personal,
Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können.
Neben der Impfung haben die Mediziner einige weitere, einfache Empfehlungen parat: Viren werden beim Niesen und Husten übertragen. Zudem gelangen sie auch an die Hände und können so weiterverbreitet werden. „Wenn Sie niesen oder husten müssen, bitte immer direkt in ein Taschentuch oder die Ellenbeuge, nicht in die Hände. Wer vermeiden will, sich an Händen anzustecken, kann auf das Händeschütteln verzichten und ein Lächeln schenken. Am besten weisen Sie Ihre Gesprächspartner darauf hin, warum Sie auf den Handschlag verzichten“, erläutert Dr. Bärbel Christiansen, Leiterin der Zentralen Einrichtung Interne Krankenhaushygiene des UKSH. Wer Grippesymptome verspüre, solle zudem auf engen Kontakt zu anderen Menschen verzichten und häufiger seine Hände waschen.
„Sollten Grippesymptome auftreten, ist in den meisten Fällen Schonung und eine hausärztliche Behandlung sinnvoll und ausreichend“, erläutert Dr. Domagoj Schunk, Ärztlicher Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme am Campus Kiel. „Der Hausarzt kann ggf. das Fieber senken, überprüfen, ob eine zusätzliche bakterielle Infektion vorliegt und – wenn notwendig – Antibiotika verordnen. Bei akutem Bedarf außerhalb der Praxis-Öffnungszeiten steht außerdem der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116117 zur Verfügung.“ Vor dem Besuch einer Arztpraxis sollten sich Patienten mit Verdacht auf Influenza in jedem Fall vorher anmelden, um eine Verbreitung der Infektion im Wartezimmer zu vermeiden.
„Die Notaufnahmen der Krankenhäuser sollten nur aufgesucht werden, wenn eine akute Bedrohung besteht. Dazu zählen starke Luftnot, Bewusstseinsstörungen oder akute Blutdruckabfälle“, sagt Dr. Wolfrum. „Die Bitte, nur in solchen echten Notfällen die Notaufnahme zu kommen, erwächst aus unseren Erfahrungen der vergangenen Jahre. Schließlich sind unsere Kapazitäten für solche lebensbedrohlichen Situationen vorgesehen.“ Dr. Schunk ergänzt: „Viele zu isolierende Verdachtsfälle können schnell zu Engpässen in den Notaufnahmen und Betten-Kapazitäten auf den Stationen führen. Daher müssen wir in solchen Situationen streng nach der vitalen Gefährdung der Patienten priorisieren. Da wir uns umfassend um jeden einzelnen Patienten kümmern, kann es auch schon einmal zu längeren Wartezeiten kommen.“
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