Kinder und Jugendliche mit einer Krebserkrankung legen häufig weite Wege für Klinikbesuche zurück. Durch die Behandlung ist ihr Immunsystem stark geschwächt und sie müssen oft und regelmäßig von spezialisierten Ärztinnen und Ärzten untersucht werden. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin I des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, ist als zertifiziertes Kinderonkologisches Zentrum Ziel vieler junger Erkrankter, die aus ganz Schleswig-Holstein anreisen. Um den Alltag dieser Patientinnen und Patienten und ihrer Familien zu erleichtern, wurde an der Klinik ein kooperatives Telemedizin-Projekt geplant - das nun vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) unterstützt wird, der das Projekt als neue Versorgungsform mit über 3.300.000 Euro fördert. Der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg ist Schirmherr des Projektes.
"Ein Viertel unserer Patienten legt 100 bis 200 Kilometer zurück, um einmal in unsere Klinik und wieder nach Hause zu fahren. Die meisten Kinder müssen mehrmals in der Woche oder sogar täglich gebracht werden, was für die Kinder unangenehm ist, Auswirkungen auf die Berufstätigkeit der Eltern und die Familienstrukturen insgesamt hat und viel Zeit und Geld kostet", sagt Dr. Denis Schewe, Projektleiter und Oberarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin I. Zusammen mit verschiedenen Partnern hat er das Projekt "Kinderonkologische Untersuchung durch leistungsfähige Telemedizin in Schleswig-Holstein" (KULT SH) entwickelt, das diese Fahrten um ein Drittel reduzieren könnte.
Konsortialpartner und maßgeblicher Mitinitiator des Projektes ist Dr. Dr. Fabian Frielitz, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie des UKSH, Campus Lübeck, und der Universität zu Lübeck. Weitere Konsortialpartner sind Prof. Dr. Björn Bergh, Leiter der Sektion Medizininformatik, Campus Kiel, die Techniker Krankenkasse und die Krankenkasse DAK Gesundheit.
Viele der Arztbesuche könnten künftig durch die Nutzung einer speziell entwickelten App ersetzt werden, die von zuhause aus bedient werden kann. Sie erlaubt den Erkrankten eine Videokonferenz mit der Ärztin oder dem Arzt, bei der sie standardisierte Fragen zu ihrem Befinden beantworten. Außerdem sollen die Patientinnen und Patienten mit Geräten ausgestattet werden, die über Bluetooth mit der App verbunden sind und zu bestimmten Zeitpunkten Vitalparameter wie die Körpertemperatur und die Herzfrequenz der Kinder und Jugendlichen messen.
Nur 31 von 89 Projekten wurde in diesem Förderdurchgang des G-BA im Bereich neue Versorgungsformen die Förderung bewilligt. "Der positive Bescheid für unseren Antrag spricht für die hohe Qualität und das Innovationspotential unseres gemeinsamen Vorhabens und macht uns auch ein bisschen stolz", sagt Dr. Schewe. Ziel der Förderung durch den G-BA Innovationsausschuss ist es, neuartige Interventionen in die Regelversorgung zu überführen. Somit könnte künftig die Nutzung der Telemedizin für krebskranke Kinder und Jugendliche, wie sie in Kiel entwickelt wird, bundesweit eine Krankenkassenleistung werden.
Zunächst aber startet am Campus Kiel das Pilotprojekt. Ab Herbst 2020 sollen 60 junge Patientinnen und Patienten mit einer onkologischen Erkrankung, die zwei oder mehr Besuche in der Woche im Krankenhaus erforderlich macht, für jeweils ein halbes Jahr ein Tablet bekommen, auf dem die KULT-SH App vorinstalliert ist. Geprüft wird in dieser Zeit, ob die Erkrankten auf diese Weise genauso gut und sicher medizinisch betreut werden, wie es ihr regelmäßiges persönliches Erscheinen in der Klinik möglich macht. Auch wird die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten mit der neuen Versorgungsform ermittelt und es werden die Kosten der neuen Telemedizin mit dem finanziellen Aufwand der bislang gängigen Praxis verglichen.
Positive Erfahrungen einer telemedizinischen Versorgung im Bereich der Kinderdiabetologie liegen bereits am UKSH, Campus Lübeck, vor - mit dem Innovationsfondsprojekt "ViDiKi - Virtuelle Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche".
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E-Mail: fabian.frielitz@uksh.de
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