Die Zahl der Notfälle, zu denen Notärzte und Sanitäter mit Blaulicht ausrücken, nimmt bundesweit in jedem Jahr um etwa 4 Prozent zu. Grund hierfür ist der demographische Wandel zu einer immer älteren und damit kränkeren Gesellschaft im Zusammenspiel mit der Zunahme allein lebender Menschen, die sich bei Erkrankungen auf kein soziales Netz verlassen können. Zudem steigt die Zahl der Patienten mit einer Vielzahl von Vorerkrankungen. Mehr als 40 % der Notfallpatienten sind über 70 Jahre alt; ein Viertel von diesen hat mehr als zwei relevante Begleiterkrankungen. Der Anteil von Patienten mit Krebserkrankungen, die nicht mehr geheilt werden können und ihre letzten Lebensmonate in der häuslichen Umgebung verbringen, steigt ebenso deutlich an wie die Anzahl von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen. Der Rettungsdienst als jederzeit flächendeckend und niedrigschwellig verfügbare Institution wird in dieser Entwicklung zunehmend zur Rückfallebene für Krisensituationen unterschiedlichster Art.
Mehr als 30 Institutionen und Verbände haben deshalb jetzt die Neuauflage des „Eckpunktepapiers zur notfallmedizinischen Versorgung der Bevölkerung“ veröffentlicht. Kern des 2008 veröffentlichten Papiers war die Schnelligkeit der Versorgung zwischen dem Eingang eines Notrufs unter der Nummer 112 und der Übergabe des Patienten zur Weiterbehandlung in einem geeigneten Krankenhaus. Diese „Prähospitalzeit“ sollte bei häufigen Notfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sowie bei Schwerverletzten eine Stunde nicht überschreiten. „Um Menschenleben zu retten, spielt aber neben dem „Faktor Zeit“, auch die Versorgungsqualität eine entscheidende Rolle“, sagt PD Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) am UKSH, “die aktualisierten Empfehlungen beschreiben deshalb jetzt konkrete und detaillierte Behandlungsschritte z.B. bei einem Patienten mit einem plötzlichem Herztod: von der Anleitung des Notfallzeugen in Erster Hilfe durch einen Disponenten der Leitstelle bis hin zur Behandlung in der Notaufnahme oder Intensivstation.“
„Auf diese Weise können wir vergleichen, welche Therapiemaßnahmen für eine bestimmte Erkrankung aktuell empfohlen werden und welche davon tatsächlich angewendet werden“, sagt Dr. Hartwig Marung, Oberarzt am IRuN.
Zusätzlich wurde das bisherige Papier mit dem „Plötzlichen Kreislaufstillstand“ und „der Sepsis“ um zwei notfallmedizinisch relevante Krankheitsbilder erweitert. Außerdem sollen gezielte und regelmäßige Schulungen sowie Präventions- und Aufklärungsprogramme, medizinische Laien befähigen, Vitalstörungen frühzeitig zu erkennen, einen Notruf korrekt abzusetzen und danach selbst effektive und lebensrettende Maßnahmen durchzuführen.
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