Mein Auslandspraktikum: Hospize - nur von Trauer und dem Sterben umgeben?
Im Rahmen eines ambulanten Pflichteinsatzes während der Ausbildung war es mir möglich ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Das Praktikum hat sich bei mir über Dezember 2019 und Januar 2020 gestreckt, ja über das Fest der Liebe und Neujahr. Ich habe an den Feiertagen gearbeitet und wir haben alle gemeinsam mit den Ärzten, Pflegern, Leitungen, Managern etc. und auch mit Patienten und deren Familien gefeiert. Es war eine einzigartige Erfahrung zu sehen, wie sich alle auf Augenhöhe begegnen und zu spüren was für ein schönes Miteinander herrscht.
Ich habe mir bewusst Hospizarbeit ausgesucht, um der Leitfrage eines nur von Trauer und dem Sterben umgebenden Ortes nachzugehen und mich somit, mit Unterstützung von Frau D’Aria, für das Marie Curie Hospice in Hampstead/UK entschieden. Ich war dort immer einer Krankenschwester zugeteilt, die mir alle meine Fragen beantwortet hat, mich in Entscheidungen mit einbezogen hat und mich nie alleine gelassen hat. Dort habe ich interdisziplinäre Versorgung kennengelernt, die mir den Atem geraubt hat. Der Mensch stand im Mittelpunkt. Die Aufklärung stand im Mittelpunkt. Die ganzheitliche integrative Versorgung stand im Mittelpunkt.
Nur ein Beispiel aus meiner Zeit dort: Es gab einmal wöchentlich eine Versammlung vom ganzen interdisziplinären Team aus Pflegern, Ärzten, Pharmakologen, Physio-, Musik-, Atem-, Aromatherapeuten, dem Sozialdienst und Sterbebegleitern zur ganzheitlichen Besprechung jedes Patienten. Das hat mich sprachlos vor Faszination gemacht. So wie die Patienten, so wurden auch alle Mitarbeiter wertgeschätzt. Zweimal wöchentlich gab es ein sogenanntes "Mental Health Training", welches zur bezahlten Arbeitszeit zählt. Das hat eine 60-minütige Traumreise beinhaltet an der jeder Mitarbeiter teilnehmen durfte, denn die Gesundheit der Mitarbeiter sieht das Marie Curie Hospice als hohes Gut. Die „Nurse“ in England hat einen ganz „anderen“ Stellenwert, als die Krankenschwestern in Deutschland ihn haben. Das zu erleben hat mich inspiriert und ich denke, ich habe auch einen gewissen Teil des Selbstbewusstseins und der großen Bedeutsamkeit der Pflege mit zu uns nach Kiel nehmen können. Abschließend kann ich sagen, dass ein Praktikum in dem Hospiz wirklich eine Erfahrung wert ist. Ich kann dieses Auslandspraktikum jedem empfehlen und würde selber immer wieder dorthin reisen.