Tumore

Die in dieser Sprechstunde behandelten Erkrankungen umfassen Neubildungen bzw. Raumforderungen des vorderes als auch des hinteren Augenabschnittes.

Tumore der Augenlider

Die Abbildung zeigt ein Basalzellkarzinom mit Geschwürbildung, Gefäßwachstum und Wimpernverlust am Unterlid. Foto: Ein sehr häufiger Lidtumor ist das Basalzellkarzinom, auch bekannt als Basaliom oder „weißer Hautkrebs“. Die Abbildung zeigt ein Basalzellkarzinom mit Geschwürbildung, Gefäßwachstum und Wimpernverlust am Unterlid. (©Vinodh Kakkassery)

Insgesamt wird zwischen gutartigen (benignen) und bösartigen (malignen) Tumoren unterschieden. Diese werden in der Regel anhand einer ausführlichen klinischen Untersuchung unterschieden und diagnostiziert. Klinische Befunde, die auf eine Malignität hinweisen, wären beispielsweise ein Gefäßwachstum (Teleangiektasien), eine Geschwürbildung (Ulzeration) oder ein Wimpernverlust. Eine diagnostische Sicherheit, ob ein Befund gut- oder bösartig ist, kann jedoch nur durch eine fein-gewebliche Untersuchung nach einer chirurgisch entnommenen Probe gestellt werden. Je nach Art, Befund und Größe des Lidtumores, erfolgt nach dieser Entnahme entweder ein Direktverschluss der Wunden oder eine Defektdeckung nach der fein-geweblichen Untersuchung am Folgetag.

Tumore der Bindehaut

Foto: Befund eines gutartigen Pingueculums (© UKSH) Foto: Befund eines gutartigen Pingueculums (© UKSH)

Die Bindehaut (Konjunktiva) ist eine dünne, durchsichtige, mit Blutgefäßen durchzogene Schleimhautschicht, welche auf dem Augapfel oder der Innenseite des Lids aufliegt und unter anderem eine schützende Funktion hat.
Es können sowohl gutartige als auch bösartige Gewebsveränderungen der Bindehaut sich entwickeln. Beispiele von gutartigen Bindehauttumoren sind unter anderem „Muttermale“ oder ein Lidspaltenfleck (Pingueculum). Diese gutartigen Veränderungen benötigen in der Regel keine Therapie. Hingegen sind Beispiele von bösartigen Tumoren der Bindehaut Melanome, Plattenepithelkarzinome (Spinaliom) und Lymphome.

Befund eines bösartigen Bindehautmelanoms (©Vinodh Kakkassery) Foto: Befund eines bösartigen Bindehautmelanoms (©Vinodh Kakkassery)

Je nach zugrundeliegendem Befund muss bei diesen bösartigen Tumoren eine umfangreiche Entfernung (Exzision) mit ausreichendem Sicherheitsabstand zum gesunden Gewebe durchgeführt werden. Melanome neigen zu Rezidiven. Aus diesem Grund werden bei diesen Tumoren häufig Nachbehandlungen angeschlossen. Hierzu zählen die Bestrahlung sowie im Anschluss eine lokale Chemotherapie mit Mitomycin C oder Interferon Alpha 2b. Anhand des klinischen Bildes können bereits wichtige Hinweise auf eine Malignität gestellt werden. Die absolute Diagnosesicherung kann jedoch nur durch eine Probeentnahme (Biopsie) mit einer feingeweblichen Begutachtung erfolgen.

Tumore der Aderhaut

Tumore der Aderhaut können unterschiedliche Ursprünge haben. Die häufigsten bösartigen Tumore der Aderhaut sind Tochtergeschwülste (Metastasen), die von einem anderen primären Tumor aus dem Körper stammen und in das Auge wandern.
Der häufigste intial im Auge entstandene Tumor der Aderhaut beim Erwachsenen ist das Melanom. Dieser bösartige Tumor entstammt, wie der 8-mal häufiger vorkommende „Schwarze Krebs“ der Haut, aus den pigmentierten Melanozyten der Aderhaut. Im Auge findet sich dieser Tumor am häufigsten in der Aderhaut, kann aber z.B. auch in der Augenfarbe gebenden Regenbogenhaut und im Strahlenkörper des Auges auftreten. Aufgrund seiner Lage im Auge kann das Melanom erst spät Symptome hervorrufen. Wegen der Gefahr der Streuung in den Körper ist die frühe Diagnosestellung und Behandlung wichtig.
Wichtig ist zudem die Differenzierung eines Aderhautmelanoms von anderen okulären Tumoren, die nicht bösartig sind, wie beispielsweise ein Aderhautnävus, kapilläre Hämangiome, Hypertrophien des retinalen Pigmentepithels (CHRPE) oder Aderhauthämangiome.
Bei der Diagnosestellung eines Aderhautmelanoms stehen, je nach Größe und Lokalisation des Tumors, verschiedene Behandlungsverfahren zur Verfügung.
Die häufigste Therapieform ist die Bestrahlung. Diese kann u.a. - abhängig von der Tumorgröße und Lage - mit einer radioaktiven Kalotte (Brachytherapie) oder mit einem Gerät, das radioaktive Strahlen erzeugt und abgibt (perkutane Bestrahlung), erfolgen.

Brachytherapie mit Strahlenträger

Tumore, die bis zu 6 mm in das Auge hineinragen, können mit sogenannten Strahlenträgern behandelt werden. Hierbei wird Ruthenium als Strahlenquelle benutzt. Es handelt sich um ein Strahlenplättchen aus Silber, in dessen Innerem eine Schicht aus Ruthenium aufgetragen ist. Der Strahlenträger wird im Rahmen einer Operation in Vollnarkose auf dem Auge befestigt. So kann die Strahlung fast ungehindert den Tumor durchdringen. Das Strahlenplättchen bleibt für einen genau berechneten Zeitraum auf dem Auge, bis die zur Zerstörung des Tumors notwendige Strahlendosis erreicht ist, es wird dann im Rahmen einer Operation wieder entfernt.

Perkutane Bestrahlung

Tumore, die über 6mm dick sind, können oft nur über eine Bestrahlung von außen behandelt werden. Dies kann mit Photonen (Linearbeschleunig) oder Protonen (Zyklotron) erfolgen. Das Bestrahlungsfeld wird optimal an die Form und Größe des Tumors angepasst, so dass möglichst wenig benachbartes Gewebe mitbestrahlt wird. Die Bestrahlung erfolgt in mehreren einzelnen Sitzungen.

Transpupillare Thermotherapie

Aderhautmelanome, die bis zu 2mm dick sind, können mit dieser Methode behandelt werden. In örtlicher Betäubung wird hier mit einem Infrarot-Diodenlaser das Tumorgewebe bis auf 45-65C° erwärmt und über die Hitzeeinwirkung zerstört. In der Regel sind hier 1-2 Behandlungen erforderlich, bis der Tumor ausreichend behandelt ist.

Chirurgische Entfernung

In ausgewählten Fällen werden die Tumore nach der Bestrahlung operativ aus dem Auge entfernt.

Enukleation

aderhautmelanom Foto: Fundusfoto eines Aderhautmelanoms (©Salvatore Grisanti)

In sehr seltenen Fällen muss das tumortragende Auge entfernt werden. Als Platzhalter wird in der Augenhöhle eine Kugel (Plombe) eingesetzt, an der die Augenmuskeln festgenäht werden. So kann sich die Plombe und später die Augenprothese auch mitbewegen. Über der Plombe werden die darübergelegene Bindegewebsschicht und die Bindehaut des Auges zugenäht. Hierauf wird die maßangefertigte Augenprothese gesetzt. Dabei ist das kosmetische Ergebnis heutzutage meist so gut, dass gar nicht auffällt, dass der Patient eine Augenprothese trägt

Die Universitäts-Augenklinik Lübeck deckt das gesamte Spektrum der Therapie von Melanomen am Auge ab und gehört zu den klinisch und wissenschaftlich führenden Institutionen in Deutschland auf diesem Gebiet. Von besonderem Nutzen ist bei der Behandlung dieser Tumore die Anbindung der Fachabteilung an das Universitäre Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH) mit all den erforderlichen weiteren klinischen Disziplinen, die eine gute Versorgung garantieren. Ebenso wird auf einen persönlichen Kontakt mit festen Ansprechpartnern wert gelegt.

Lymphome am und im Auge

Darstellung des typischen klinischen Bild eines Bindehautlymphoms mit den lachsfarbigen Veränderungen auf der Augenoberfläche.

Neben den „soliden“ Tumoren am Auge, die aus dem Gewebe am Auge entstehen, können auch Zellen des Immunsystems entarten und Tumoren am und im Auge entwickeln. Insbesondere die weißen Blutkörperchen sind hier von Bedeutung. Jedes Lymphom am Auge kann primär im Auge entstehen oder alternativ woanders im Körper sich bilden und in die Augenregion wandern. Betroffen sein können hier die Augenlider, die Augenhöhle, die Augenoberfläche sowie das Innere des Auges. Gerade zur Diagnosesicherung ist eine Probeentnahme mit einer fein-geweblichen Untersuchung unerlässlich, da sich diese Tumoren untereinander doch deutlich unterscheiden können. Zudem ist zu schauen, ob der Körper an anderen Stellen auch noch ein Lymphom hat. Eine Behandlung dieser Augen ist diffizil und wird im Team mit mehreren Fachabteilung durchgeführt. Diese beinhaltet die chirurgische Entfernung der Tumoren, aber auch weiterführende Therapieformen wie systemische Medikamentengaben sowie die Bestrahlung. Die Augenklinik in Lübeck ist auf diesem Gebiet spezialisiert und führt aktuell die multizentrische Studie DECODE VRL (zu einer Sonderform des Lymphoms im Auge, dem vitreo-retinalen Lymphom) federführend durch.

Innovative Diagnostik bei seltenen Tumoren des Auges (Universität zu Lübeck)