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Herzlich willkommen im Spezialbereich Peritonealkarzinose am UKSH Campus Lübeck! Wir möchten Ihnen hier einen umfassenden Überblick über das Krankheitsbild der Peritonealkarzinose und die modernen Behandlungsmöglichkeiten geben.
Ziel ist es, Ihnen fundierte Informationen über die Ursachen, Diagnosemethoden sowie die innovativen Therapiemöglichkeiten – einschließlich der Hyperthermen Intraperitonealen Chemotherapie (HIPEC) und der Pressurized Intraperitoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC) – zu bieten. Unser Anliegen ist es, Sie bestmöglich über die verfügbaren Optionen zu informieren und Ihnen Perspektiven aufzuzeigen.
Die Peritonealkarzinose ist ein komplexes Krankheitsbild, das bei bestimmten fortgeschrittenen Krebserkrankungen auftreten kann. Bei dieser Erkrankung breiten sich Tumorzellen im Bauchfell (Peritoneum) aus und führen zu einem fortschreitenden Tumorwachstum. Sie stellt eine schwerwiegende Komplikation bei verschiedenen Krebsarten dar, darunter vor allem Kolon- und Magenkarzinome, peritoneale Mesotheliome und das Pseudomyxoma peritonei. Während die Prognose früher oft ungünstig war, eröffnen heute spezialisierte Therapien wie die Cytoreduktive Chirurgie (CRS), die Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC) und die Pressurized Intraperitoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC) neue Möglichkeiten für Betroffene.
Ursachen und Krankheitsbild der Peritonealkarzinose
Die Peritonealkarzinose tritt häufig in Folge von bösartigen Tumorerkrankungen auf, die sich ausgehend von einem Primärtumor in der Bauchhöhle ausbreiten. Die Tumorzellen lösen sich vom Ursprungstumor und verteilen sich innerhalb des Bauchraums, wo sie sich an verschiedenen Stellen des Bauchfells ansiedeln und Metastasen bilden. Die Ursachen und Mechanismen unterscheiden sich jedoch je nach Tumorart.
Kolonkarzinom
Das Kolonkarzinom (Darmkrebs) zählt zu den häufigsten Tumorarten, die eine Peritonealkarzinose verursachen können. Insbesondere bei fortgeschrittenem Kolonkrebs kann es zur Aussaat von Tumorzellen in die Bauchhöhle kommen. Tumorzellen verbreiten sich bei dieser Art des Tumors oft durch das Fortschreiten im Darm und das Durchdringen der Darmwand. Die entstehenden Tumorzellen heften sich an das Bauchfell und führen dort zu einem Befall des Peritoneums.
Magenkarzinom
Auch das Magenkarzinom ist eine häufige Ursache der Peritonealkarzinose. Magenkrebs breitet sich über die Lymphbahnen oder durch direkten Kontakt der Tumorzellen mit dem Bauchfell aus. Durch die Verbreitung im Bauchraum entstehen oft multiple Tumorknoten, die die Funktion des Verdauungstraktes stark beeinträchtigen und zu erheblichen Symptomen wie Schmerzen, Appetitverlust und Gewichtsabnahme führen.
Peritoneales Mesotheliom
Das peritoneale Mesotheliom ist eine seltene, aber aggressive Form des Bauchfellkrebses. Dieser Tumor entsteht direkt im Bauchfellgewebe und ist oft mit einer Exposition gegenüber Asbest verbunden. Im Gegensatz zu anderen Tumoren, die Metastasen im Bauchfell bilden, entsteht das Mesotheliom primär im Peritoneum und breitet sich dort schnell aus. Diese Form des Tumors ist besonders invasiv und neigt dazu, sich flächig über das Bauchfell auszubreiten, was die Behandlung erschweren kann.
Pseudomyxoma Peritonei
Das Pseudomyxoma peritonei ist eine seltene Erkrankung, die meist aus einem Tumor des Blinddarms (Appendix) resultiert. Diese Erkrankung ist durch die Produktion einer schleimartigen Substanz gekennzeichnet, die sich in der Bauchhöhle ansammelt und zu einer Volumenzunahme führt. Die schleimbildenden Tumorzellen breiten sich im gesamten Bauchraum aus und verursachen eine diffuse Schleimbildung, die Organe verdrängen und deren Funktion beeinträchtigen kann. Pseudomyxoma peritonei wächst langsamer als andere Tumorarten, stellt jedoch ebenfalls eine erhebliche Herausforderung für die Behandlung dar.
Diagnose der Peritonealkarzinose
Die Diagnose der Peritonealkarzinose erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus bildgebenden Verfahren und operativen Eingriffen. Häufig kommen die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz, um das Ausmaß der Tumorausbreitung darzustellen. Bei unklaren Befunden kann eine diagnostische Laparoskopie durchgeführt werden, bei der Gewebeproben direkt aus der Bauchhöhle entnommen und pathologisch untersucht werden. Eine exakte Diagnose ist essenziell, um die bestmögliche Therapieoption zu wählen.
Therapieoptionen bei Peritonealkarzinose
Die Behandlung der Peritonealkarzinose ist anspruchsvoll und erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Chirurgen und Onkologen. Abhängig vom Tumortyp, der Tumorlast und dem Allgemeinzustand des Patienten stehen mehrere innovative Behandlungsansätze zur Verfügung:
Cytoreduktive Chirurgie (CRS)
Die cytoreduktive Chirurgie (CRS) ist eine operative Technik, die darauf abzielt, das Tumorvolumen in der Bauchhöhle so weit wie möglich zu reduzieren. Während dieses umfangreichen chirurgischen Eingriffs werden alle sichtbaren Tumorknoten entfernt, was oft die Resektion betroffener Organe oder Organanteile umfasst. Ziel der CRS ist es, die Tumorlast im Bauchraum zu minimieren, um eine anschließende Chemotherapie effektiver wirken zu lassen.
Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC)

Die Hypertherme Intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC) wird häufig unmittelbar nach der cytoreduktiven Chirurgie angewandt. Bei dieser Methode wird eine Chemotherapielösung erhitzt und direkt in die Bauchhöhle eingebracht. Die Erwärmung auf ca. 41-43°C verstärkt die Wirkung der Chemotherapie und erhöht die Durchlässigkeit der Tumorzellen, sodass die verbleibenden Krebszellen effektiver abgetötet werden. HIPEC zielt darauf ab, das Risiko eines erneuten Tumorwachstums zu reduzieren und die Überlebenszeit der Patienten zu verlängern.
Vorteile der HIPEC:
Gezielte Wirkung: Die Chemotherapie wird lokal appliziert und wirkt direkt auf die verbliebenen Tumorzellen im Bauchraum, was systemische Nebenwirkungen verringert.
Verbesserte Effektivität durch Hyperthermie: Die erhitzte Chemotherapielösung verstärkt die Aufnahme der Wirkstoffe in die Tumorzellen.
Langzeitprognose: Studien zeigen, dass die Kombination von CRS und HIPEC die Überlebensrate signifikant verbessern kann.
Pressurized Intraperitoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC)

Die Pressurized Intraperitoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC) ist eine neuartige minimalinvasive Methode zur Behandlung der Peritonealkarzinose. Bei diesem Verfahren wird die Chemotherapie in Form eines Aerosols unter hohem Druck in die Bauchhöhle eingebracht. Der hohe Druck fördert das tiefe Eindringen der Chemotherapeutika in das Tumorgewebe. PIPAC kann besonders in Fällen eingesetzt werden, in denen CRS und HIPEC aufgrund des Tumorstadiums oder des Allgemeinzustandes des Patienten nicht möglich sind. PIPAC wird laparoskopisch durchgeführt und kann bei Bedarf mehrfach wiederholt werden.
Vorteile der PIPAC
Minimalinvasiv: PIPAC erfordert nur kleine Schnitte und kann wiederholt angewendet werden, wodurch es weniger belastend ist als offene chirurgische Eingriffe.
Hohe Eindringtiefe: Die Aerosolform und der Druck ermöglichen eine bessere Verteilung und tiefere Penetration der Chemotherapie in das Tumorgewebe.
Verbesserte Lebensqualität: PIPAC kann Tumorzellen effektiv reduzieren und dadurch Symptome lindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern.
Nachsorge und Lebensqualität
Nach der Behandlung der Peritonealkarzinose ist eine regelmäßige Nachsorge notwendig, um ein mögliches Tumorrezidiv frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls weitere Therapieoptionen zu besprechen. Die Lebensqualität der Patienten ist ein zentrales Ziel jeder Behandlung, weshalb symptomlindernde Maßnahmen und eine engmaschige Kontrolle unerlässlich sind. In vielen Fällen können die modernen Therapiemethoden wie HIPEC und PIPAC das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen.
Unser Behandlungskonzept
In unserer Klinik legen wir großen Wert auf eine patientenorientierte und ganzheitliche Betreuung. Die Behandlung der Peritonealkarzinose erfolgt stets durch ein erfahrenes interdisziplinäres Team. Gemeinsam entwickeln wir für jeden Patienten einen individuellen Behandlungsplan, der auf die spezifische Krankheitslage und den Gesundheitszustand abgestimmt ist.
Unser Behandlungskonzept umfasst folgende Schritte:
Diagnostische Abklärung: Umfassende Bildgebung und, falls erforderlich, diagnostische Laparoskopie zur Beurteilung des Tumorausmaßes und zur Wahl der optimalen Therapie.
Interdisziplinäre Fallbesprechung: Entscheidung über die geeignete Therapieform (CRS, HIPEC, PIPAC oder eine Kombination) basierend auf dem Befund und der individuellen Situation des Patienten im Tumorboard.
Durchführung der Therapie: Die gewählte Therapie wird durch erfahrene Expertenteams und unter Anwendung modernster Technologien und höchster Sicherheitsstandards durchgeführt.
Intensive Nachsorge: Regelmäßige Kontrollen zur frühzeitigen Erkennung eines möglichen Tumorrezidivs sowie lindernde Maßnahmen zur Sicherung der Lebensqualität.
Zusammenfassung
Die Peritonealkarzinose ist Ausdruck einer fortgeschrittene Erkrankung mit komplexer Symptomatik und spezifischen Herausforderungen bei der Behandlung. Innovative Ansätze wie die CRS, HIPEC und PIPAC bieten neue Optionen für Betroffene und können, abhängig von der individuellen Krankheitslage, die Prognose und Lebensqualität verbessern.
Unser Team ist bestrebt, Ihnen durch eine sorgfältig abgestimmte Therapie und eine umfassende Betreuung zur Seite zu stehen und Sie bei jedem Schritt der Behandlung zu begleiten.