CIR-NA

Machbarkeitsstudie

Die Arbeitsgruppe von Matthias Laudes hat in der Vergangenheit in klinischen Studien nachgewiesen, dass eine Mikrobiom-Intervention mit mikroverkapseltem Niacin sowohl das Darmmikrobiom verändert als auch positive Effekte auf die Insulinsensitivität auslöst. Dabei verhindert eine spezielle Verkapslung die systemische Resorption des Niacins im oberen Magen-Darm-Trakt (und damit die klassische Nebenwirkung „Flush“) und bewirkt eine Freisetzung im terminalen Ileum/Colon, wo die meisten Darmbakterien angesiedelt sind (englisch: „controlled-ileal-release“). Im Rahmen einer klinischen Machbarkeitsstudie wurden in den Jahren 2016 und 2017 in Kiel freiwillige Testpersonen über 6 Wochen mit Niacin Mikrokapseln in verschiedenen Dosierungen behandelt. Die Auswertungen ergaben, dass die Intervention zu signifikanten Mikrobiom-Veränderungen und zu einer signifikanten Verbesserung der Insulinsensitivität von Leber und Skelettmuskulatur führt.

Klinische Phase I Studie

Die klinische Phase I Studie zur Anwendung von „Controlled-ileal-release nicotinic acid“ (CIR-NA) an einem kleinen Patientenkollektiv (60 Gesunde + 6 Prädiabetiker) wird seit Dezember 2022 monozentrisch in unserem Studienzentrum des UKSH in Kiel durchgeführt. Primärer Endpunkt ist die Untersuchung der Sicherheit und Toleranz der CIR-NA Einnahme im Vergleich zu einem Placebo-Präparat zunächst bei einmaliger und anschließend bei Verabreichung über 4 Wochen. Es werden dazu aufsteigende Dosierungen (100 mg, 200 mg, 500 mg, 1000 mg und 2000 mg) an je 6 gesunden Testpersonen getestet und erst wenn die Sicherheit der niedrigeren Dosisgruppe durch das sog. Data Safety Monitoring Board (DSMB) bestätigt werden konnte, wird mit der nächsthöheren Dosis fortgefahren. Von den 6 Teilnehmenden bekommen jeweils 4 das Verum, also CIR-NA und 2 eine gleichaussehende Placebo-Kapsel. Bei bestätigter Sicherheit an den gesunden Testpersonen wird das Präparat im letzten Schritt an einem kleinen Patientenkollektiv bestehend aus 6 Prädiabetikern getestet. Als sekundäre Endpunkte sollen zudem die Pharmakokinetik, d.h. die Aufnahme, Verstoffwechselung und Ausscheidung, sowie die Bioverfügbarkeit von CIR-NA und möglichen Stoffwechselprodukten untersucht werden.

Klinische Phase II Studie

Aktuell organisieren wir zudem bereits die Phase II Studie, welche bei erfolgreichem Abschluss der Phase I Studie an einem größeren Patientenkollektiv (520 Prädiabetiker) in Form einer multizentrischen Interventionsstudie an drei Studienzentren in Deutschland (Kiel, Köln und Leipzig) durchgeführt werden soll. Primärer Endpunkt ist es zu untersuchen, ob sich ein Prädiabetes durch die Behandlung mit CIR-NA über einen Zeitraum von 6 Monaten zurückbilden lässt. Dabei sollen drei Interventionsgruppen mit je 130 Patienten eingeschlossen werden, die mit 100 mg, 200 mg oder 500 mg CIR-NA behandelt werden, sowie eine Placebogruppe mit ebenfalls 130 Patienten. Die Studienmedikation wird nach AMG-Regularien hergestellt. Als sekundäre Endpunkte sollen Effekte von CIR-NA auf die Insulinsensitivität, den Glukose- und Fettstoffwechsel sowie eine mögliche Leberverfettung untersucht werden.

Den voraussichtlichen Start der Phase II Studie erwarten wir in der 2. Jahreshälfte 2023. Weitere Informationen folgen in Kürze.