Für viele Frauen ist es Normalität - Schmerzen im Rahmen der Regelblutung, zum Teil so ausgeprägt, dass an Schule, Arbeit oder Freizeitaktivitäten nicht zu denken ist. Der Griff zur Wärmflasche und Schmerzmedikamenten sowie Arbeitsausfall gehören zum Alltag.
Doch junge Mädchen und Frauen sollten darauf sensibilisiert werden, dass diese extremen Schmerzen nicht normal sind und der weiteren Abklärung und Therapie bedürfen!
Worum handelt es sich hierbei?
Endometriose ist eine gutartige Erkrankung. Dabei siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle an. Dies kann den Bauchraum, die Eierstöcke, den Darm oder die Blase betreffen, im Prinzip kann die Erkrankung jedoch auch an jeder anderen Stelle des Körpers wachsen (äußerst selten).
Woran liegt das?
Die Zellhaufen reagieren wie die Schleimhautzellen in der Gebärmutter auf das hormonelle Auf und Ab des weiblichen Zyklus. Bei der normalen Regelblutung kommt es zum Abfließen der abgestoßenen Schleimhaut über die Scheide. Dies ist bei Endometrioseherden im Bauchraum nicht möglich. Sie können daher über längere Zeit an Größe zunehmen, zu Vernarbungen, Verwachsungen, Zystenbildungen und zu weiteren Absiedlungen führen.
Was sind die Symptome?
Eine Endometriose muss keine Beschwerden machen. Das Ausmaß der Beschwerden steht auch nicht unbedingt mit der Ausprägung der Endometriose in Zusammenhang. Schon kleinere Herde können stärkste Schmerzen hervorrufen, wohingegen eine ausgeprägte Erkrankung auch lange ohne Beschwerden einhergehen kann.
Typische Symptome sind Schmerzen während und auch vor der Regelblutung. Weitere Beschwerden sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und auch beim Stuhlgang oder Wasserlassen, wenn eine Beteiligung des Darmes oder der Blase besteht, bis hin zu Blutbeimengungen bei ausgeprägtem Befall. Auch zyklusunabhängige Beschwerden können bestehen, wenn es z. B. zu Verwachsungen im Bauchraum gekommen ist.
Endometriose ist zudem eine sehr häufige Ursache für Unfruchtbarkeit.
Sind viele Frauen betroffen?
Endometriose gehört zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Etwa 4 bis 30 % aller Frauen im geschlechtsreifen Alter sind davon betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil bei Frauen mit Unfruchtbarkeitsproblemen bis zu 50 % beträgt.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Ein ausführliches Gespräch mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt über Ihre Beschwerden und eine genaue Erhebung Ihrer Vorgeschichte sollten für die Diagnosefindung wegweisend sein. Diesem Gespräch folgt eine gynäkologische Untersuchung inklusive einer Ultraschalluntersuchung.
Die endgültige Festlegung der Diagnose erfolgt durch eine feingewebliche Untersuchung von Endometrioseherden aus dem Bauchraum. Dazu wird eine Bauchspiegelung durchgeführt. In den allermeisten Fällen ist während dieser Operation auch die Entfernung der Endometriose möglich. Sollten weitere Untersuchungen wie eine MRT-Untersuchung oder eine spezielle Ultraschalluntersuchung des Darmes notwendig sein, würden wir Ihnen dies in unserer Sprechstunde ausführlich erläutern.
Kann ich mit dieser Erkrankung schwanger werden?
Für Frauen mit Endometriose kann es schwieriger sein, schwanger zu werden. Trotzdem klappt es bei vielen auf normalem Weg. Ist dies nicht der Fall, stellt die Mitbetreuung im Rahmen einer Kinderwunschsprechstunde eine sinnvolle Option dar. Häufig ist eine Bauchspiegelung im Vorfeld zielführend und erhöht die Chancen auf eine Schwangerschaft.
Wie sieht die Behandlung aus?
Zur Behandlung der Endometriose stehen verschiedene Optionen zur Verfügung, wie die operative Behandlung mit Entfernen der Endometrioseherde, die hormonelle Therapie sowie symptomatische und ergänzende Behandlungsformen. Häufig ist auch eine Kombination unterschiedlicher Therapieansätze sinnvoll.
Generell ist es von Bedeutung, dass Endometriose-erfahrene Spezialisten aufgesucht werden. Dies gilt auch für anstehende Operationen, da die Qualität der Behandlung nachweislich davon abhängig ist.
Wer hilft mir weiter?
Wir Endometriose-Therapeuten der Unifrauenklinik des UKSH, Campus Kiel, arbeiten im Rahmen eines Netzwerkes mit spezialisierten Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachgebiete (z. B. Chirurgie, Urologie) und mit weiteren Kooperationspartnern (u. a. Ernährungsberatern, Naturheilverfahren, Physiotherapie, Psychologen, Rehakliniken, Selbsthilfegruppen) zusammen.
Im Fall von operativen Therapieansätzen ist bei uns im UKSH neben der klassischen und seit Jahrzehnten routinemäßig eingesetzten Bauchspiegelung, vor allen Dingen bei ausgeprägtem Befund, auch der Einsatz des daVinci-Operationssystems möglich. Endometriose-Operationen werden in unserer Klinik von einem Team aus laparoskopisch zertifizierten Operateuren durchgeführt.
Neben unserer wöchentlichen Spezialsprechstunde sind für weitere Informationen zum Thema Endometriose bzw. für den Kontakt zu anderen Betroffenen und Selbsthilfegruppen folgende Adressen zu empfehlen:
Bin ich betroffen?
Unter folgender Adresse https://endometriose.app/symptome/endometriose-test wird ein Selbsttest angeboten, welcher eventuell erste Hinweise auf eine bestehende Erkrankung aufzeigen kann - er ersetzt jedoch keine ärztliche Untersuchung.