Schmerzbehandlung nach Operationen

Patienten-kontrollierte Therapien

Postoperative Schmerztherapie

Im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, bietet die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin verschiedene Schmerztherapiekonzepte an, um Schmerzen, die in Folge einer Operation oder Erkrankung entstehen können, wirkungsvoll und gezielt zu behandeln. Im Akutschmerzdienst können speziell in der Schmerztherapie ausgebildete Ärzte jederzeit bei Schmerzsituationen beraten und individuell geeignete Therapiemaßnahmen anbieten. Alle Fachkliniken arbeiten im Rahmen eines interdisziplinären Schmerzkonzeptes eng zusammen.

Die Planung der Schmerztherapie erfolgt bereits vor der Operation zusammen mit der Aufklärung über die Narkoseverfahrens und wird in der gesamten Behandlung nach der Operation Ihren Bedürfnissen angepasst. Welches Verfahren für Sie in Frage kommt, wird individuell mit Ihnen im Rahmen der Narkoseaufklärung besprochen. Bei kleineren Operationen können Schmerztabletten, Tropfen oder Zäpfchen für die Schmerzbehandlung ausreichend sein.

Bei größeren Operationen können spezielle Verfahren zum Einsatz kommen, über die wir Sie genauer informieren möchten.

Schmerzmessung

Grundlage für jede Schmerztherapie ist die Messung der Schmerzintensität, die regelmäßig durch das pflegerische und ärztliche Personal auf den Stationen vorgenommen wird. Um die Schmerzintensität zu erfassen, kommen sog. Schmerzskalen zum Einsatz. Hierbei werden Sie gebeten, die Schmerzstärke auf einer Skala von 0-10 (0=keine Schmerzen, 10= stärkste vorstellbare Schmerzen) oder anhand von Gesichtern, welche die Schmerzintensität durch die Mimik darstellen, einzuordnen. Bitte zögern Sie nicht, sich bei Schmerzen jederzeit beim Behandlungsteam zu melden!

Schmerzbehandlung mit einer PCA-Pumpe (PCA = Patienten kontrollierte Analgesie)

Bei diesem Verfahren haben Sie selbst die Möglichkeit, sich bei Bedarf mittels einer kleinen, computergestützten Infusionspumpe ein wirksames Schmerzmedikament zu verabreichen. Dieses wird meist in Kombination mit weiteren Schmerzmitteln eingesetzt, um eine optimierte Schmerzlinderung mit geringen unerwünschten Wirkungen zu erzielen. Das Prinzip und die Anwendung der Pumpe werden vor Beginn mit Ihnen besprochen.

Kann man sich mit der PCA-Pumpe zuviel Schmerzmittel verabreichen?

Nein, denn die Programmierung der Pumpe erfolgt so durch den Arzt, dass Sie sich zwar selbst ausreichend Schmerzmittel bei Bedarf verabreichen können, aber durch eingebaute Schutzmechanismen vor Komplikationen geschützt sind. Wichtig ist jedoch, dass im Regelfall nur der Patient/in den Auslösemechanismus bedient.

Wie schnell wirkt die PCA?

Eine erste Schmerzlinderung sollte bereits nach wenigen Minuten spürbar sein.

Gibt es Nebenwirkungen der PCA Methode?

Kein wirksames Medikament ist völlig frei von Nebenwirkungen. Schmerzmedikamente können gelegentlich Übelkeit, Müdigkeit und Darmträgheit bewirken.

Schmerzbehandlung mit einem EDK (EDK = Epiduralkatheter)

Bei diesem Verfahren wird ein dünner Schlauch unter örtlicher Betäubung in den Wirbelkanal in die Nähe des Rückenmarks eingebracht. Über diesen Katheter können Medikamente verabreicht werden, die die Schmerzleitung unterdrücken und eine sehr effektive Schmerzbehandlung ermöglichen. Als erwünschten Nebeneffekt bei diesem Verfahren kommt es zu einer verbesserten Durchblutung und einer beschleunigten Wundheilungsphase. Auch die Darmfunktion wird positiv unterstützt. In der Regel wird der EDK bereits vor der Operation gelegt, um schon während der Operation die Schmerzausschaltung zu optimieren.

Wie lange bleibt so ein EDK nach der Operation liegen und kann ich mich damit bewegen?

Ein EDK ist bei Bedarf einige Wochen nutzbar: In der Regel ist er aber für eine gezielte Schmerztherapie nach Operationen nur für 3 bis 5 Tage erforderlich. Da der Katheter sehr dünn und flexibel ist, kann man damit auf dem Rücken liegen. Auch die Entfernung des Katheters ist einfach und schmerzfrei.

Welche Nebenwirkungen hat der EDK?

Beim Aufklärungsgespräch werden mögliche Risiken und Komplikationen besprochen. Da es hauptsächlich zur Ausschaltung der schmerzleitenden Fasern kommt, kann es begleitend zu Missempfindungen wie z.B. Kribbeln, pelzigem Gefühl und vorübergehender Muskelschwäche kommen, die ggf. Ihre Steh- und Gehfähigkeit vorübergehend beeinträchtigt. Gelegentlich sind Kreislaufreaktionen möglich. Die große Sicherheit dieses Verfahrens spiegelt sich u.a. darin wider, dass es sich in den letzten Jahrzehnten als bevorzugtes Verfahren zu Behandlung von Geburtsschmerzen bewährt hat.

Nervenblockaden/Katheter

Die Schmerzleitung kann nicht nur in unmittelbarer Nähe des Rückenmarks, sondern in bestimmten Fällen auch in der Nähe von großen Nerven unterdrückt werden. Dies bietet sich insbesondere bei Operationen an der Schulter, der Hand, dem Hüft- oder Kniegelenk an. Hierzu wird vor oder in der Narkose ein dünner Schlauch gezielt in die Nähe des jeweiligen Nerven positioniert, über den dann kontinuierlich oder bei Bedarf (z.B. vor Krankengymnastik) ein Schmerzmittel gegeben wird. Die Risiken und Nebenwirkungen dieser Verfahren ähneln denen des Epiduralkatheters.

Akutschmerzdienst

Unabhängig davon, welches spezielle Verfahren zur Linderung von postoperativen Schmerzen bei Ihnen eingesetzt wird, erfolgt ein- bis zweimal täglich eine gesonderte Visite durch eine speziell ausgebildete Pflegekraft oder einen schmerztherapeutisch erfahrenen Arzt. So ist es jederzeit möglich, die begonnene Schmerztherapie zu verändern und zu optimieren. Bitte wenden Sie sich daher bei Schmerzproblemen oder Fragen an Ihre Ärzte und Pflegekräfte.

Eine gute Schmerztherapie unterstützt Ihre Behandlung und ist uns ein wichtiges Anliegen.

Ihr Team des Akutschmerzdienstes

Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin

Arnold-Heller-Straße 3, Haus R3
24105 Kiel
komm. Direktion: Prof. Dr. Markus Steinfath