Die Chemotherapie

Kurze Erklärung zur Wirkungsweise

Viele Nebenwirkungen der Chemotherapie lassen sich durch ihre Wirkungsweise erklären. Im Allgemeinen stören Chemotherapeutika auf verschiedenste Weisen die Zellteilung – die Zelle kann sich dadurch nicht mehr vermehren bzw. stirbt ab. Da sich Tumorzellen meist besonders häufig teilen, wirkt die Chemotherapie auf diese Zellen am stärksten ein. Leider wirkt die Therapie aber auch zum Teil auf normale Körperzellen, und zwar auch hier besonders stark auf die sich häufig erneuernden Zellen bzw. Gewebe. Hierzu gehören die Blutzellen, vor allen Dingen die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), Schleimhautzellen, Haut und Hautanhangszellen (Haarfollikel, Nägel).

Wirkung auf die weißen Blutkörperchen

Unter der Chemotherapie können die weißen Blutkörperchen (Leukozyten, vor allem Granulozyten) abfallen. Der Tiefpunkt wird nach 8 - 12 Tagen erreicht, anschließend werden die Zellen vom Knochenmark nachgebildet, so dass im Idealfall nach 2 bis 3 Wochen wieder Normalwerte erreicht werden. Bei wöchentlichen Chemotherapien ist diese Wirkung weniger ausgeprägt.

Für Sie bedeutet dies, dass Sie in dieser Zeit vermehrt infektgefährdet sind. Halten Sie sich deshalb möglichst von Menschen mit ansteckenden Krankheiten fern bzw. vermeiden Sie es, sich mit vielen Menschen auf engem Raum aufzuhalten. Falls Sie Fieber bekommen sollten oder Symptome, die auf eine Infektion hindeuten können, müssen Sie sich umgehend mit einem Arzt in Verbindung setzen (Hausarzt, betreuender Frauenarzt, Klinikarzt). Wenn Sie diese nicht erreichen können, steht über die Pforte der Frauenklinik (Tel. 0431 500-21403) jederzeit ein Arzt zur Verfügung, der Sie telefonisch beraten kann. Warten Sie bitte auf keinen Fall bis zum nächsten Tag, in der Hoffnung, dass die Symptome abklingen.

Vermeiden Sie bitte in Haus und Garten Arbeiten, bei denen Sie besonders stark Schmutz ausgesetzt sind (Keller, Biomüll) und essen Sie keine überlagerten oder häufig aufgewärmten Speisen.

Bei manchen Patientinnen werden Medikamente verordnet, die bewirken, dass die weißen Blutkörperchen vermehrt aus dem Knochenmark, wo sie normalerweise gebildet werden, ausgeschwemmt werden. Diese Medikamente müssen unter die Haut gespritzt werden. Dadurch sinken die Leukozytenwerte nicht so stark und nur kurzzeitig ab. Genauere Erklärungen dazu erhalten Sie, wenn wir Ihnen diese Medikamente verordnen.

Wie die Chemotherapeutika in Ihren Körper gelangen

Hierzu muss Ihnen in der Regel ein Venenzugang gelegt werden. Dies erfolgt entweder über eine Vene am Arm oder Handrücken durch eine sogenannte „Verweilkanüle“ (Braunüle, Viggo) oder über ein „PORT-System“ mit spezieller PORT-Kanüle.

Ziel ist dabei, die Chemotherapie über den venösen Blutabstrom im Körper zu verteilen. Dabei ist es sehr wichtig, dass diese Medikamente nicht aus Versehen in das umliegende Weichteilgewebe des Armes, der Hand bzw. im Falle eines PORT-Systems in das Brustwandgewebe gelangen. Wir stellen dies sicher, indem der korrekte Sitz der Verweilkanüle oder Portnadel wiederholt kontrolliert wird. Wenn es zu Schmerzen, Schwellungen oder Stop der Infusion kommt, bitten wir Sie, sich sofort zu melden (Klingel / Mit-Patienten). Jede in das Gewebe laufende Zytostatika-Flüssigkeit (sogenanntes Paravasat) kann zu Entzündungen und Gewebeschäden führen. Venenentzündungen können allerdings auch unabhängig von Paravasaten vorkommen. Gelegentlich führen diese zu Thrombosen, so dass ein Zugang über die entsprechende Vene dann nicht mehr möglich ist. In diesen Fällen oder auch bei bereits vorgeschädigten Venen kann ein fest implantiertes PORT-System eine Lösung sein.

Haarausfall

Leider gehören auch unsere Haarfollikel zu den Zellen, die sich ständig erneuern, auch sie sind deshalb anfällig bzw. werden durch die Zytostatika geschädigt - als Folge kommt es fast immer zu Haarausfall. Der Haarausfall kann auch Wimpern, Augenbrauen und restliche Körperbehaarung betreffen, dies allerdings in der Regel erst nach länger dauernder Chemotherapie. Ein Rezept über eine Perücke bekommen Sie bei uns zu Beginn der Chemotherapie. Die Zuzahlung ist je nach Krankenkasse etwas unterschiedlich, fragen Sie im Zweifel bei Ihrer Kasse nach.

Beeinträchtigung der Schleimhäute

Gelegentlich werden auch Ihre Schleimhautzellen in Mitleidenschaft gezogen. Dadurch kann es z.B. zu Entzündungen im Rachenbereich kommen, seltener auch zu Durchfällen. Wichtig ist es, dann eine desinfizierend Mundspüllösung anzuwenden, z.B. Chlorhexidin, Hexoral, Betaisodona. Mit dieser Lösung sollten Sie bei Bedarf 3 - 4 x am Tag den Mund ausspülen. Dies reicht in den meisten Fällen zur Therapie aus, nur selten wird zusätzlich ein Mittel speziell gegen Pilzinfektion (Soor) oder eine heilungsfördernde Substanz benötigt. Prophylaktisch hat sich Salbei als Tee oder in Tropfenform bewährt. Fragen Sie im Zweifel gezielt nach. Auch die Bindehaut der Augen kann anfälliger sein für bakterielle Infektionen, die Augen können vermehrt tränen oder im Gegenteil zu Trockenheit neigen.

Fragen Sie uns nach Behandlungsmöglichkeiten. Auch bei Auftreten von Durchfällen informieren Sie uns oder Ihren behandelnden Arzt.

Übelkeit – Vorbeugen ist besser als leiden

Früher war diese Nebenwirkung das Schreckgespenst einer Chemotherapie. Hier haben mittlerweile moderne Medikamente, wie wir sie routinemäßig einsetzen, für Abhilfe gesorgt. Unsere Prophylaxe besteht bis auf Ausnahmen (wenn wir z.B. Chemotherapeutika einsetzen, die keine Übelkeit hervorrufen) aus einer Kombination eines sogenannten 5-HT-3-Antagonisten und Dexamethason (das ist ein Cortison-Präparat). Diese Mittel bekommen Sie vor der Chemotherapie in einer zusätzlichen Infusion oder in Tablettenform. Die Wirkdauer dieser Präparate beträgt bis zu 24 Stunden. In den ersten Tagen nach der Chemotherapie sollten Sie die Prophylaxe mit den Tabletten, die wir Ihnen mitgegeben bzw. rezeptiert haben, (z.B. Zofran 4 oder 8mg-Tabletten) fortführen und zwar beginnend am Abend der Chemotherapie, jeweils abends und morgens. Sollte trotzdem eine stärkere Übelkeit auftreten, so dass Sie keine Tabletten einnehmen können, weichen Sie bitte auf die ebenfalls rezeptierten Zäpfchen aus. Diese müssen für eine gute Wirkung allerdings alle 3 bis 4 Stunden genommen werden. Manche Patientinnen benötigen noch über einige Tage zusätzlich die Einnahme von weiteren Cortison-Tabletten.