Operative Therapie

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs – und nicht zuletzt deshalb muss eine Brustkrebstherapie maßgeschneidert sein. Daher muss für jede Patientin eine individuelle Therapieempfehlung ausgesprochen werden, die sich an den tumorbiologischen Eigenschaften und den persönlichen Wünschen der individuellen Patientin orientiert.

Die Entscheidung darüber, welche der Therapien in welcher Kombination und in welcher Reihenfolge durchgeführt werden, wird für jede Patientin im Rahmen der wöchentlichen Tumorkonferenz festgelegt. An dieser interdisziplinären Konferenz nehmen viele Experten aus verschiedenen Abteilungen wie Strahlentherapie, Pathologie, Innere Medizin und Plastische Chirurgie teil. Bei der Diskussion der notwendigen Therapie werden die aktuellen Leitlinien und die neuesten Studienerkenntnisse berücksichtigt.

Für viele Frauen mit einem frühen Brustkrebs, stellt die operative Entfernung des Tumors den ersten Behandlungsschritt dar. Manchmal kann vor der Operation eine Chemotherapie bzw. antihormonelle Therapie erforderlich sein.

Was passiert, wenn Ihnen eine Operation der Brust empfohlen wird?

Wir werden Ihnen in der Sprechstunde erklären, welche Form der Operation durchgeführt wird und wie sich diese auf die Form und Größe der Brust auswirken kann. Auch über den Verlauf der Narben und mögliche Nebenwirkungen werden Sie informiert. Sollte eine sogenannte onkoplastische Operation notwendig sein (z.B. Entfernung des Tumors verbunden mit Brustverkleinerung oder -straffung), werden wir Ihnen anhand von Bildern zeigen, welches kosmetische Ergebnis zu erwarten ist. So können Sie sich besser vorstellen, wie Ihre Brust nach der Operation aussehen wird. Am Ende des Gesprächs werden alle besprochenen Themen in einer schriftlichen Aufklärung dokumentiert. Sie erhalten davon eine Kopie.

Wer wird Sie operieren?

Im Brustzentrum tätige Operateure sind durch die Zertifizierungsstelle der Deutschen Krebsgesellschaft OnkoZert als „Senior Mammaoperateure“ anerkannt. Dieses Zertifikat setzt eine langjährige Erfahrung in der operativen Behandlung voraus und zeichnet Ärzte als besonders qualifizierte Operateure von Krebserkrankungen der weiblichen Brust aus. Durch OnkoZert werden operative Eingriffe hinsichtlich der onkologischen und kosmetischen Ergebnisse sowie eventueller Komplikationen überprüft. Jeder „Senior Mammaoperateur“ muss jährlich eine bestimmte Anzahl von operativen Engriffen durchführen. Eine zusätzliche Qualifikation, die in unserem Brustzentrum vorhanden ist, ist die Zertifizierung als „Brustoperateurin AWOgyn“ („Rekonstruktionschirurgin“). Diese Auszeichnung wird Gynäkologen und Plastischen Chirurgen mit besonderer Erfahrung in Wiederaufbau der Brust und plastisch-ästhetischen Eingriffen durch die Arbeitsgemeinschaft für ästhetische, plastische und wiederherstellende Operationsverfahren verliehen.

Welche Operationstechniken gibt es?

Sollte eine operative Behandlung der Brust notwendig werden, so ist neben dem obersten Gebot der onkologischen Sicherheit ein gutes kosmetisches Ergebnis besonders wichtig. In mehr als 70 Prozent der Fälle kann auch bei größeren Tumoren ein brusterhaltendes Vorgehen gewählt werden. Abhängig von der Größe und von der Lage des Tumors, der Größe und Form der Brust und auch von den individuellen Wünschen und Vorstellungen der Frau, stehen unterschiedliche Operationsmethoden zur Verfügung.

Drüsenlappenplastik

Ist der Tumor klein und hat die Brust eine entsprechende Größe, ist die einfache Entfernung des Knotens ohne weitere Veränderungen des übrigen Brustdrüsenkörpers möglich. Unter dem meist nur sehr kleinen sichtbaren Schnitt wird das Brustdrüsengewebe so zusammengefügt, dass keine Einziehungen oder Defekte entstehen.

Haut- und Drüsenlappenplastiken

Die Verschiebelappentechnik ermöglicht es, einen Tumor mit der darüber liegenden Haut aus verschiedenen Anteilen der Brust zu entfernen. Um den Defekt wieder zu verschließen, wird gesundes Haut- und Drüsengewebe verschoben und fixiert. Durch die Neuformierung der Brust wird diese geringfügig kleiner.

Onkoplastische Operationen

tumoradaptierte Mastopexie (Straffung / Lifting) und Reduktionsplastik (Verkleinerung)
Bei größeren Brüsten können auch größere Tumoren aus allen Lokalisationen der Brust entfernt werden, in dem die Brust gestrafft oder verkleinert wird. Mit dem gesunden Gewebe wird dann eine formschöne Brust neu gebildet. Gerade für Frauen, die durch ihre sehr voluminösen Brüste oder sehr schlaffen belastet sind, kann diese Operationsform genau das Richtige sein. Wichtig zu wissen: nach der Operation werden die Brüste zunächst unterschiedlich aussehend. Diese Asymmetrie kann im Verlauf behoben werden, in dem die Gegenseite angepasst wird.

Brustentfernung mit Wiederaufbau

In manchen Fällen muss der Brustdrüsenkörper komplett entfernt werden. Dies kann bei sehr großen Tumoren oder bei Auftreten von Krebsknoten an verschiedenen Lokalisationen der Brust notwendig sein. Liegt der Tumor in einer ausreichenden Entfernung zur Haut, kann der Hautmantel und in ausgewählten Fällen auch die Brustwarze erhalten werden. Gleichzeitig wird der Brustdrüsenkörper durch ein Implantat oder eigenes Gewebe ersetzt. Hierdurch ist ein Brustwiederaufbau möglich, der der Form der ursprünglichen Brust sehr nahekommt. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.

Operation der Achselhöhle

Bei bösartigen Erkrankungen der Brustdrüse können auch die Lymphknoten in der Achselhöhle betroffen sein. Die früher oft durchgeführte „Axilladissektion“, d.h. Entfernung von mehreren Lymphknoten aus der Achselhöhle, die zu einer Schwellung des Arms (Lymphödem) führen kann, ist heutzutage nur in ausgewählten Fällen erforderlich. Stattdessen führen wir bei den meisten Patientinnen die schonende Wächterlymphknotentechnik durch.

Die Lymphflüssigkeit aus der Brust fließt hauptsächlich über die Achselhöhle ab. Zellen aus einem Tumor in der Brust können sich also auf diesem Weg in der Achselhöhle ansiedeln. Bei den meisten Menschen gibt es eine bestimmte Lymphknotengruppe, die als erste diese Zellen auffängt. Diese Lymphknoten werden als Wächterlymphknoten oder „Sentinel-Lymphknoten“ bezeichnet. Um herauszufinden, ob Krebszellen aus der Brust in die Achselhöhle gelangt sind, reicht es, den Wächterlymphknoten zu entfernen. Liegen hier keine befallenen Zellen vor, kann man davon ausgehen, dass auch alle anderen Lymphknoten auch tumorfrei sind.

Vor der Operation wird der Wächterlymphknoten mit einer leicht radioaktiven Substanz markiert. Hierfür wird eine kleine Menge dieser Substanz von Ärzten im Institut für Nuklearmedizin in die Brust mit einer sehr dünnen Kanüle gespritzt. Während der Operation kann der Operateur mit Hilfe einer Gamma-Sonde den Wächterlymphknoten gezielt darstellen und schonend entfernen.  Auf diese Weise kann man bei vielen Frauen heutzutage auf eine weitere Operation der Achselhöhle verzichten. So können die Patientinnen vor unangenehmen Nebenwirkungen wie z.B. ein Lymphödem, eine Bewegungseinschränkung des Armes oder Sensibilitätsstörungen bewahrt werden.

Welche plastisch-ästhetischen Operationen führen wir im Brustzentrum durch?

Bruststraffung (Lifting)

Durch die normalen Prozesse des Alterns aber auch durch andere Faktoren kann es zu einer Erschlaffung der Brust kommen. Das Lifting entspricht einer Straffung der Haut der Brust, wodurch eine stark hängende Brust wieder prall und formschön erscheinen kann. Auf Implantate (Fremdkörper) kann hier vollkommen verzichtet werden.

Brustverkleinerung (Reduktionsplastik)

Viele Frauen fühlen sich durch ihre schweren, voluminösen Brüste stark belastet. Hierdurch kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen, angefangen bei Schnürfurchen durch die BH-Träger über Kopf- und Nackenschmerzen bis hin zu orthopädischen Beschwerden durch die Fehlbelastung des Rückens. Die Verkleinerung der Brust wird durch die Entfernung von Haut und Brustdrüsengewebe und die Versetzung der Brustwarze an einen höheren Ort erreicht. Die Brust wird kleiner und neu geformt.

Brustvergrößerung (Augmentation)

Verschiedene Ursachen können zu dem Wunsch nach einer Brustvergrößerung führen. Häufig ist das Erschlaffen der Brust nach Schwangerschaft mit anschließender Stillzeit, aber auch ganz normale Alterungserscheinungen der Grund für eine Vorstellung zum Beratungsgespräch. Bei der Brustvergrößerung werden Brustimplantate eingesetzt, die je nach Form der Brust hinter oder vor dem Brustmuskel platziert werden.

Korrektur von Fehlbildungen

Auch bei angeborenen Fehlbildungen kann nach einer genauen Planung ein ansprechendes kosmetisches Ergebnis erreicht werden. Die Operationstechnik wird hier sehr individuell gewählt.

Brustzentrum_Operative_Therapie_Korrektur-von-Fehlbildungen_Abb1 Auf der Zeichnung links sehen Sie eine angeborene starke Asymmetrie mit deutlich größerer rechter Brust. Auch die linke Brustwarze befindet sich höher als die rechte. Durch die operative Korrektur kann eine schöne Symmetrie mit deutlich strafferem Aussehen beider Brüste erreicht werden (Zeichnung rechts).