Tumortherapie

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Es gibt eine große Anzahl verschiedener gut- und bösartiger Tumoren im Kopf-Hals-Bereich. Die Beschwerden sind je nach Lokalisation unterschiedlich. So können bei Tumoren im Kehlkopfbereich Heiserkeit, Kratzgefühl bis hin zu Luftnot auftreten. Bei Tumoren im Schlund-/Speiseröhrenbereich stehen häufig die Schluckbeschwerden im Vordergrund. Auch Schmerzen, Gefühlsstörungen, Gesichtsnervenlähmungen und Halsschwellungen kommen vor.

Die Vielzahl der vorkommenden Kopf-Hals-Tumore macht es schwierig, alle an dieser Stelle vorzustellen. Als der häufigste bösartige Tumor im Kopf-Hals-Bereich gilt das Plattenepithelkarzinom. Es findet sich in nahezu 90% der bösartigen Kopf-Hals-Tumoren und macht weltweit einen Anteil von etwa 6% aller Krebserkrankungen aus. Hervorgerufen werden sie überwiegend durch exogene Noxen wie Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum, aber auch Viren wie beispielsweise das Humane Papillom Virus (HPV) spielen zunehmend eine wichtige Rolle.

Eine genaue Erhebung der Krankengeschichte (sog. Anamnese) und eine eingehende HNO-ärztliche Untersuchung sind für den Arzt wegweisend. Es werden dann weiterführende Untersuchungen veranlasst, beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) des Halses zur Beurteilung der Lymphknoten, Gefäße, Schilddrüse und Speicheldrüsen. Computer- und Magnetresonanztomographien (Kernspintomographien) der Kopf-Halsregion geben Hinweise auf die Tumorausdehnung und -lokalisation.

Besteht der Verdacht auf eine Tumorerkrankung, wird eine Gewebeprobe in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose gewonnen, um die Diagnose histologisch zu sichern. Bei Vorliegen eines Plattenepithelkarzinoms im Mundhöhlen-, Rachen und Kehlkopfbereich erfolgt zusätzlich eine Spiegelung (sog. Panendoskopie) der oberen Atem- und Speisewege in Vollnarkose. Diese diagnostische Operation dient zum einen der Festlegung der genauen Tumorausdehnung und -lokalisation, zum anderen wird überprüft, ob weitere Tumoren an anderer Stelle zur gleichen Zeit vorliegen.

Nach erfolgter Diagnostik wird anhand der Tumorausdehnung und -lokalisation sowie des vorliegenden histologischen Ergebnisses der entnommenen Gewebeprobe das therapeutische Vorgehen für den Patienten festgelegt. Die Empfehlung zu einer bestimmten Therapie erfolgt in enger Kooperation mit anderen Fachdisziplinen unserer universitären Einrichtung (Strahlenklinik, Internisten, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgen usw.) im Rahmen regelmäßig stattfindender interdisziplinärer Tumorkonferenzen.

Für die Tumoren im Kopf-Hals-Bereich stehen als therapeutische Verfahren die Chirurgie und Strahlentherapie zur Verfügung, in Einzelfällen auch eine Chemo- oder Immuntherapie. Schwerpunkt unserer Klinik in der chirurgischen Behandlung von Tumoren ist die Laserchirurgie. An der Kieler HNO-Klinik gehört der Laser seit langem zum routinemäßigen Alltag in der Tumorchirurgie. Voraussetzung ist die Einstellbarkeit des Tumors, eine umfassende Erfahrung des Operateurs in Mikrochirurgie und dem Umgang mit dem Laser sowie eine enge Kooperation mit dem Pathologen zur Beurteilung, ob der Tumor komplett und im Gesunden entfernt wurde.

Der Vorteil der Laserchirurgie liegt in der geringeren Belastung für den Patienten, einem kürzeren Krankenhausaufenthalt und der fehlenden Notwendigkeit eines Luftröhrenschnitts. Eine laserchirurgische Tumorentfernung kann nicht durchgeführt werden, wenn aufgrund der Tumorausdehnung mit bleibenden Schluckunfähigkeiten oder Verschlucken und damit verbundener Aspiration und Lungenentzündung zu rechnen ist. Auch ein Tumordurchbruch in die Halsweichteile oder Befall der Luftröhre oder des Schildknorpels sprechen gegen ein laserchirurgisches Vorgehen. Als Primärtherapie und -ziel sehen wir an unserer Klinik die komplette chirurgische Entfernung des Tumors unter Erhalt der Funktionalität und ausreichender Lebensqualität.

In einigen Fällen ist nach ausgedehnten Tumoroperationen der Verschluss der Haut-Weichteil-Defekte zur Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik erforderlich. Hierzu findet sich an unserer Klinik eine breite operative Erfahrung in der plastischen und rekonstruktiven Chirurgie.

Je nach mikroskopischen Befund, Tumorausdehnung und -lokalisation erfolgt zusätzlich im Anschluss an die chirurgische Entfernung eine sog. adjuvante Strahlentherapie, welche dann häufig in Kombination mit einer Chemotherapie durchgeführt wird.

Bei weit fortgeschrittenem Tumorleiden, bei dem eine Behandlung zum Zwecke der Heilung (kurative Therapie) nicht mehr möglich ist, liegt das oberste Therapieziel in der Palliation. Die palliative Therapie von Hals-Kopf-Tumoren kann in einer Tumorverkleinerung zur Sicherung der Atemwege oder in einer alleinigen Bestrahlung oder Chemotherapie (ggf. in Kombination) zur Reduktion oder Hemmung des Tumorwachstums bestehen. Zusätzlich wird auf eine suffiziente Schmerztherapie, Unterstützung bzw. Sicherstellung der Schluck- und Atemfunktion und psychologischen Betreuung geachtet.

Ebenso wichtig wie die primär eingeleiteten Therapien ist in der Onkologie die Nachbehandlung. Für alle unsere onkologischen Patienten erfolgt in regelmäßig festgelegten Zeitabständen für mindestens 5-10 Jahre im Rahmen der onkologischen Sprechstunde die Tumornachsorge.


Information für Ärztinnen und Ärzte

Interdisziplinäre Tumorkonferenz

Jeden Montag 14:00 Uhr in der Bibliothek, 1.OG, Haus B1 (Feiertage ausgenommen)