Kardio-MRT

Hintergrund

Die Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie genannt) ist ein modernes bildgebendes Verfahren zur detaillierten, dreidimensionalen Darstellung des gesamten Körpers inklusive des Herzens und der herznahen Gefäße. Zur Bildgebung werden starke, statische und veränderliche Magnetfelder sowie Radiowellen verwendet. Im Gegensatz zur Herzkatheteruntersuchung oder zur Computertomographie wird keine Röntgenstrahlung eingesetzt. Aufgrund des exzellenten Weichteilkontrastes der MRT und der Möglichkeit, Funktionsparameter des Herzens quantitativ auszuwerten, ist die Methode hervorragend zur umfassenden Untersuchung struktureller und funktioneller Veränderungen des Herzens geeignet.

In den letzten Jahren wurden die Möglichkeiten der Kardio-MRT stetig weiterentwickelt, wodurch sie eine immer wichtigere Rolle in der Diagnostik, Therapieplanung und Prognoseabschätzung bei Patienten mit ganz unterschiedlichen Herzerkrankungen einnimmt [1].

Die Klinik für Kardiologie und die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin in Lübeck verfügen über die modernsten MRT-Geräte mit Feldstärken von 1.5 und 3 T und sind von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Röntgengesellschaft als Zentren für kardiale MRT-Bildgebung zertifiziert.

In Kiel und Lübeck erfolgt die Durchführung und Befundung der Untersuchungen interdisziplinär, d.h. gemeinsam von Radiologen und Kardiologen.

Alle beteiligten Kliniken haben sowohl klinisch als auch wissenschaftlich ausgiebige Erfahrung mit der Kardio-MRT und gelten national wie international als ausgewiesene Experten auf diesem Gebiet. Herr Prof. Eitel besitzt die Weiterbildungsermächtigung für kardiales MRT der Ärztekammer Schleswig-Holstein sowie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und war darüber hinaus langjähriger Sprecher der Arbeitsgruppe kardiale MRT der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und Sprecher des Clusters Imaging der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

Die Bündelung dieser Expertise im Rahmen der engen Kooperation ermöglicht die Ausschöpfung sämtlicher Möglichkeiten dieses diagnostischen Verfahrens und die Ableitung individueller Therapiekonzepte basierend auf den Untersuchungsergebnissen.

MAGNETOM-Sola Abb.1: Das neue MAGNETOM Sola mit 70 cm Durchmesser und innovativer BioMatrix-Technologie passt sich automatisch an die physiologischen Bedingungen an und bietet höchsten Patientenkomfort.
Kardio-MRT_Abb2a Abbildung 2a: Kontrastmittel-Spätaufnahme (LGE, Kurzachse) bei Vorderwandinfarkt.

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Kardio-MRT_Abb2b Abbildung 2b: Kontrastmittel-Spätaufnahme (LGE, Kurzachse) bei Perikarditis.

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Kardio-MRT_Abb2c Abbildung 2c: Kontrastmittel-Spätaufnahme (LGE, 4-Kammer-Blick) bei Myokarditis.

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Kardio-MRT_Abb2d Abbildung 2d: Perfusionsstörung der Hinterwand im Stress-Kardio-MRT als Hinweis auf eine koronare Herzkrankheit (Kurzachse)

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Kardio-MRT_Abb2e Abbildung 2e: Erweiterung der linken Herzkammer mit eingeschränkter Funktion (Dilatative Kardiomyopathie, 4-Kammer-Blick)

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Kardio-MRT_Abb2f Abbildung 2f: Verdickung des Herzmuskels bei Hypertropher Kardiomyopathie im Kurzachsenschnitt.

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Wann ist eine Kardio-MRT sinnvoll?

Durch die genaue Darstellung der Anatomie und Funktion des Herzens liefert die Kardio-MRT wertvolle diagnostische und prognostische Informationen bei einer Vielzahl an kardialen Erkrankungen.

  • In den aktuellen Leitlinien ist die MRT des Herzens das bildgebende Verfahren der ersten Wahl, zum Nachweis oder Ausschluss einer Durchblutungsstörung des Herzens (koronare Herzerkrankung, KHK).

  • Bei Entzündungen des Herzmuskels und/oder des Herzbeutels (Myokarditis, Perikarditis) liefert die Kardio-MRT entscheidende diagnostische Informationen und eignet sich auch hervorragend zur Verlaufsbeurteilung der entzündlichen Veränderungen.

  • Unklare Veränderungen der Herzgröße, der Herzfunktion oder der Herzmuskelmasse, z.B. durch Kardiomyopathien oder angeborene Herzfehler können mittels der Kardio-MRT exakt charakterisiert und differentialdiagnostisch untersucht werden. Auch eine mögliche kardiale Beteiligung bei systemischen Erkrankungen (z.B. Sarkoidose oder rheumatische Erkrankungen) kann mittels Kardio-MRT sicher abgeklärt werden.

  • Nach einem Herzinfarkt zeigt die Kardio-MRT das Ausmaß der Schädigung des Herzmuskels und die Einschränkung der Herzleistung auf. Dies hat sowohl therapeutische als auch prognostische Konsequenzen [2-4].

Was muss bei der MRT des Herzens beachtet werden?

Da bei der Magnetresonanztomographie starke Magnetfelder und Radiowellen zur Bilderzeugung verwendet werden, müssen die potentiellen Risiken durch elektrische Implantate (z.B. Herzschrittmacher, Defibrillatoren oder Insulinpumpen) oder metallische Gegenstände (z.B. Gefäßclips, künstliche Herzklappen, künstliche Gelenke) gegen den Nutzen der Untersuchung abgewogen werden. Daher werden alle Patienten vor der Untersuchung anhand eines strukturierten Fragebogens befragt und der Gerätearzt wird alle Patienten ausführlich beraten.

Unsere modernen MRT-Geräte verfügen alle über eine große Öffnung mit einem Durchmesser von 70 cm, eine geringe Tunnellänge und innovative Beleuchtungskonzepte. Einschränkungen durch starkes Übergewicht oder Klaustrophobie (Angst in engen Räumen) treten daher nur noch extrem selten auf.

Bei fast allen kardialen MRT-Untersuchungen ist die Gabe eines Gadolinium-haltigen Kontrastmittels erforderlich. Allergische Reaktionen auf diese Kontrastmittel sind extrem selten, aber da die Kontrastmittel über die Nieren wieder ausgeschieden werden müssen, ist vor der Untersuchung eine Überprüfung der Nierenfunktion erforderlich.

Bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung sollten Gadolinium-haltige Kontrastmittel nur nach strenger Indikationsprüfung und ggf. in geringerer Dosierung appliziert werden.

Wie läuft eine Kardio-MRT ab?

Vor der Untersuchung erhalten die Patienten ein ausführliches Aufklärungsgespräch. Anschließend erfolgt die Vorbereitung inkl. Anlage eines EKG und eines venösen Gefäßzuganges zur Verabreichung des Kontrastmittels. Im Falle einer Stress-MRT-Untersuchung ist ein zweiter Zugang zur Gabe der Medikamente erforderlich. Während der Untersuchung liegen die Patienten auf dem Untersuchungstisch mit dem Oberkörper im MRT-Scanner.

Zur Bildgebung wird eine Empfangsspule als Antenne auf die Brust der Patienten gelegt. Zur Optimierung der Bildqualität müssen die Patienten so ruhig wie möglich liegen und es sind ggf. zahlreiche Messungen unter angehaltener Atmung notwendig. Hierfür werden die Patienten über Atemkommandos gebeten, für 10 bis 20 Sekunden die Luft anzuhalten.

Die Patienten befinden sich über eine Gegensprechanlage permanent im Kontakt mit dem Personal und können sich zudem durch eine Notfallklingel jederzeit bemerkbar machen. Da MRT-Geräte während der Messungen laute Klopfgeräusche verursachen, erhalten die Patienten einen Gehörschutz/Kopfhörer. Die Dauer der Kardio-MRT variiert je nach Fragestellung und Untersuchungsprotokoll, liegt aber in der Regel zwischen 30 und 45 Minuten.

Was müssen die Patienten beachten?

Die Untersuchung muss nicht nüchtern durchgeführt werden und Medikamente (mit nachfolgend genannten Einschränkungen) können wie gewohnt eingenommen werden. Im Falle einer geplanten Stress-MRT mit Adenosin sind folgende Hinweise zu beachten:

  • Mindestens 24 Stunden vor der Untersuchung keine Schokolade, keinen Kakao, keinen Kaffee (auch keinen koffeinfreien Kaffee), keinen Tee, keine Cola, keine Energydrinks oder andere koffeinhaltige Getränke/Speisen und keine Bananen zu sich nehmen

  • Medikamente mit dem Wirkstoff Theophyllin und Nitrate pausieren

Dies ist notwendig, damit die Medikamente zur Simulation der Belastung wirken, und sollte mit den Patienten vorab besprochen werden.

Zusammenfassend ist die Kardio-MRT ein nicht-invasives bildgebendes Verfahren ohne Strahlenexposition, das bei einer Vielzahl an Herzerkrankungen wertvolle diagnostische und prognostische Informationen zur Anpassung des therapeutischen Vorgehens liefert.

Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Ingo Eitel

Direktor der Klinik
Tel.: 0451 500-44501Fax: 44504

Prof. Dr. med. Thomas Stiermaier, MHBA

Geschäftsführender Oberarzt

Literatur

[1] von Knobelsdorff-Brenkenhoff F, Schulz-Menger J. Role of cardiovascular magnetic resonance in the guidelines of the European Society of Cardio- logy. J Cardiovasc Magn Reson 2016;18:6.

[2] Eitel I, de Waha S, Wohrle J,et al. Comprehensive prognosis assessment by CMR imaging after ST-segment elevation myocardial infarction. J Am Coll Cardiol 2014;64:1217-26.

[3] Stiermaier T, Jobs A, de Waha S, et al. Optimized Prognosis Assessment in ST-Segment-Elevation Myocardial Infarction Using a Cardiac Magnetic Resonance Imaging Risk Score. Circ Cardiovasc Imaging 2017;10(11).

[4] Eitel I, Stiermaier T, Lange T, et al. Cardiac Magnetic Resonance Myocardial Feature Tracking for Optimized Prediction of Cardiovascular Events Follo- wing Myocardial Infarction. JACC Cardiovasc Imaging 2018;11:1433-44.

[5] Montalescot G, Sechtem U, Achenbach S, et al. 2013 ESC guidelines on the management of stable coronary artery disease: the Task Force on the management of stable coronary artery disease of the European Society of Cardiology. Eur Heart J 2013;34:2949-3003.