Hintergrund
Der akute Herzinfarkt ist unverändert eine der Haupttodesursachen der westlichen Welt. Die sofortige Wiedereröffnung des betroffenen Herzkranzgefäßes steht damit im Vordergrund unseres Handelns. Durch die moderne medikamentöse und interventionelle Therapie verbesserte sich die Sterblichkeit bei akutem Myokardinfarkt kontinuierlich.
Somit dient eine Brustschmerzeinheit (Chest Pain Unit) dazu die Versorgung und Prognose von Patienten mit Brustschmerzen weiter zu verbessern, aber auch die Behandlungsdauer (akut und chronisch) wird deutlich verkürzt. Entsprechende wissenschaftliche Studien belegen dies eindeutig. Deshalb hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) entsprechende Kriterien und Empfehlungen erarbeitet, um damit ein Qualitätsmerkmal zu gewährleisten sowie entsprechende Richtlinien für eine erfolgreiche Zertifizierung der einzelnen Kliniken etabliert. Wichtige Voraussetzungen sind unter anderem ein Herzkatheterlabor mit einer ständigen Verfügbarkeit (365 Tage/24 h), eine ausreichende Zahl an Überwachungsplätzen, 24-h Notfall Labor, optimale Bildgebung (Echokardiographie, CT/ MRT, Sonographie) sowie etablierte Behandlungspfade für Patienten mit Brustschmerz. Die Transferzeiten von der CPU in das Herzkatheterlabor sollen den Zeitraum von 15 min nicht überschreiten. Das betreuende Pflegepersonal und die Ärzte sollen durch ein spezielles Schulungsprogramm ausgebildet werden. Das ärztliche Personal sollte ausreichende Kenntnisse im Bereich der Echokardiographie und der internistischen Intensivmedizin besitzen. Die CPU muss von einem Kardiologen geleitet werden, und die CPU kann aus der Notfallversorgung nicht abgemeldet werden.
Umsetzung am Campus Lübeck
Alle vorgenannten Kriterien werden in unserer Klinik erfüllt, so dass wir als eine der ersten Klinken Deutschlands bereits 2009 erfolgreich zertifiziert worden sind. Eine erfolgreiche Rezertifizierung erfolgte durch die DGK 2012. Um uns weiter zu verbessern und die Wege zu verkürzen, ist die CPU nun kürzlich räumlich direkt in unsere neue Notaufnahme (INA) gezogen. Hier stehen den Patienten vor dem Hintergrund einer großen universitären Notaufnahme alle Optionen für die Behandlung innerhalb der Chest Pain Unit zur Verfügung. Rund um die Uhr stehen unsere erfahrenen kardiologischen Fach- oder Oberärzte sowie unser speziell geschultes Pflegepersonal zur Verfügung; in enger räumlicher Anbindung an unser Herzkatheterlabor sowie unsere Intensivstation wird das komplette medizinische Spektrum unseren Patienten innerhalb kürzester Zeit angeboten. Von der sofortigen Herzkathetertherapie, der Intensivbehandlung bis zur baldigen Entlassung nach Hause (nach ausführlicher Diagnostik z. B. mittels EKG, Echo und Belastungs-EKG) können wir Ihnen und Ihren Patienten einen kompletten „Service“ anbieten. Die CPU steht rund um die Uhr 365 Tage im Jahr zur Verfügung, außerhalb der regulären Dienstzeiten ist zusätzlich unser erfahrenes Herzkatheterteam in weniger als 30 Minuten vor Ort. Somit wird die Prognose von Akutpatienten weiter verbessert. Als wichtiges Qualitätsmerkmal in der Infarkttherapie gilt die „Door-to-balloon-time“ , d. h. die Zeit vom Eintreffen im Krankenhaus bis zum Wiedereröffnen des Gefäßes. Diese veröffentlichen wir im Rahmen einer internen als auch externen Qualitätskontrolle und im Rahmen unserer ständigen Verbesserungsbemühungen im Internet.
Referenzen
Breuckmann F, Post F, Giannitsis E et al. Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung für „Chest-Pain-Units“. Der Kardiologe, Band 2, Nr.5. Kardiologe 2008: 2: 389-394.
Illmann A, Riemer T, Erbel R et al. Disease distribution and outcome in troponin-positive patients with or without revascularization in a chest pain unit: results of the German CPU-Registry. Clin Res Cardiol. 2014 Jan;103(1):29-40.