Angesichts der humanitären Katastrophe in der Ukraine hat das UKSH unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs die Aktion „UKSH hilft Ukraine“ ins Leben gerufen: Krankenhäuser in der Ukraine werden damit unterstützt und ukrainische Patientinnen und Patienten am UKSH behandelt. Geflüchtete Pflegekräften aus der Ukraine erhalten eine berufliche Perspektive am Campus Kiel und am Campus Lübeck. Das Gesamtengagement an Spenden hat mittlerweile die 4-Millionen-Euro-Marke überschritten.
Zwischen dem UKSH und der Ukraine besteht seit 2014 ein enger Austausch. Mehr als 200 Studierende, Ärztinnen und Ärzte waren seitdem zu Gast am UKSH. Gleichzeitig wurden viele Mitarbeitende des UKSH zum klinischen Austausch nach Kiew eingeladen. Unseren Partnern und Freunden in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen, ist ein Gebot der Menschlichkeit.
Solidarität und Spenden
Koordiniert und getragen wird der Einsatz im UKSH von der klinikeigenen Taskforce Ukrainehilfe. Unentbehrlich ist dabei der Einsatz von Dr. Hryhoriy Lapshyn, Oberarzt der Klinik für Chirurgie am Campus Lübeck. Der gebürtige Ukrainer hat bereits in der Vergangenheit Hilfslieferungen von Schleswig-Holstein in seine Heimat organisiert. Er verfügt über ein großes Netzwerk in Osteuropa, steht in direktem Kontakt mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium und erfährt, welche Güter zielgerichtet benötigt werden.
Die Resonanz auf das umfassende Hilfsprojekt ist überwältigend. Viele Mitarbeitende, Patientinnen und Patienten spenden Geld für Arzneimittel, medizinisches Verbrauchsmaterial und Instrumente zum Einsatz in ukrainischen Krankenhäusern und Feldlazaretten. Partner-Unternehmen des UKSH, das Land Schleswig-Holstein sowie befreundete Initiativen und Verbände beteiligen sich mit großzügigen Geld- und medizinischen Sachspenden. Letztere umfassten beispielsweise Beatmungsgeräte, Narkosegeräte, Inkubatoren, Monitore und Krankenbetten. Inzwischen sind zehn Hilfstransporte mit dringend benötigten medizinischen Geräten und Materialien an ihren Bestimmungsorten, nämlich Krankenhäusern in der Westukraine, angekommen. Ukrainische Fahrer bringen die Lkw mit den Hilfsgütern vom UKSH-Lager in Halstenbek nach Lwiw. Von dort aus erfolgt die weitere zielgerichtete Verteilung unter anderem nach Kiew, Chmelnyzkyi, Winnyzia und Czernowitz. Die Gesamtspendensumme in Höhe von über vier Mio. Euro setzt sich zusammen aus 995.488 Euro monetärer Spenden dank 2.382 Einzel- und Sammelspenden und 3.226.986 Euro dank 26 Einzel-Sachspenden (Stand 16. November 2022). Nicht mitgezählt sind die vielen privaten Initiativen unter Beteiligung von Mitarbeitenden des UKSH.
Ukrainische Patientinnen und Patienten
Zugleich konnten bislang 1.973 ukrainische Patientinnen und Patienten an beiden Campi versorgt werden - davon 480 Personen stationär, mit teils dramatischen Erfahrungen. Beispielsweise behandelte die Kinderherzchirurgie einen 10-jährigen Jungen, der 57 Stunden auf der Flucht war. Ein leukämisches Kind musste seine Knochenmarkspende in Kiew zurücklassen und konnte durch eine periphere Stammzellspende versorgt werden. Ein Patient, der von einem Herzchirurgen des UKSH unmittelbar vor Kriegsbeginn in Kiew mit einem Kunstherz versorgt wurde, konnte kürzlich fliehen und befindet sich jetzt zur Nachsorge am UKSH.
Aufgenommen wurden ukrainische Patientinnen und Patienten unter anderem in der Augenklinik, der Chirurgie, der Geburtshilfe, der Inneren Medizin, der Kinder- und Jugendmedizin, der Neurologie, der Unfallmedizin, der Urologie und der Zahnklinik. Die Klinik für Chirurgie in Lübeck hat eine onkologisch-chirurgische Sprechstunde für ukrainische Patientinnen und Patienten eingerichtet. Aktuell bereitet sich das UKSH auch auf Verlegungen schwerstkranker Menschen vor, wie es während der Covid-Pandemie praktiziert wurde.
Ein weiterer Schwerpunkt soll auf die Versorgung ukrainischer Tuberkulose-Patienten gelegt werden, für die die Lungenklinik am Campus Kiel weiter ausgebaut wird.
Auch das Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) weitet das niedrigschwellige Angebot an beiden Standorten des UKSH aus, um Anlaufstelle für Geflüchtete zu sein. Das UKSH hat sich auch auf die Versorgung Kriegsverletzter vorbereitet. Mitte Mai wurden mit einem Spezialflugzeug der Bundeswehr Dutzende Kriegsverletzte nach Norddeutschland gebracht. Fünf kamen ins UKSH, davon drei nach Kiel und zwei nach Lübeck.
Pflegende aus der Ukraine am UKSH
Und: Das UKSH freut sich auf neue Kolleginnen, denen die Flucht aus der Ukraine gelungen ist, und die künftig in Kiel und Lübeck in pflegenden Berufen arbeiten werden.
Das UKSH bemüht sich nach Kräften, den 61 Pflegekräften aus der Ukraine den Arbeitseintritt an den Campi Kiel und Lübeck zu erleichtern und ihnen Wohnraum, Sprachkurse, Einkaufsgutscheine, Fortbildungsmöglichkeiten und vieles weitere mehr zur Verfügung zu stellen. Einige der neuen Kolleginnen sind mit Kindern angereist, für die Schul- und Kindergartenplätze organisiert wurden.
Dank der ukrainischen Regierung
Im Mai 2022 besuchten der ukrainische Außenministern Dmytro Kuleba und der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk den Campus Lübeck – eine große Ehre für das UKSH. Sie informierten sich über die Hilfsaktion „UKSH hilft Ukraine“ und kamen mit ukrainischen Pflegekräften ins Gespräch, die bereits vor Kriegsbeginn oder nach ihrer Flucht Arbeit im UKSH gefunden hatten.
Anschließend besuchten die Staatsgäste eine neurologische Station mit Patientinnen und Patienten, die wegen des Krieges nicht in ihrer Heimat behandelt werden konnten. „Wir sind den Mitarbeitenden des UKSH unglaublich dankbar“, sagte Außenminister Kuleba, Außenminister der Ukraine. „Das UKSH ist wie ein Raumschiff, das gelandet ist, um Menschen zu helfen."
Er wolle den Traum von einem solchen Krankenhaus mitnehmen für den Wiederaufbau in seinem Land. „Krieg, das ist nicht nur der Soldat, der kämpft. Es berührt mich, dass Sie Ihre Rolle in diesem Krieg gefunden haben. Es gibt die Redewendung: Wer ein Leben rettet, rettet die Menschlichkeit. Das ist es, was Sie für uns getan haben.“