Angesichts der humanitären Katastrophe in der Ukraine hat das UKSH im März 2022 – unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs – die Aktion „UKSH hilft Ukraine“ ins Leben gerufen: Krankenhäuser in der Ukraine werden damit unterstützt und ukrainische Patientinnen und Patienten am UKSH behandelt. Geflüchtete Pflegekräften aus der Ukraine erhalten eine berufliche Perspektive am Campus Kiel und am Campus Lübeck. Zahlreiche Organisationen, Unternehmen sowie private Unterstützerinnen und Unterstützer haben sich mit Geld- und Sachspenden der Hilfsaktion angeschlossen, für die sich UKSH-Mitarbeitende mit hohem persönlichem und ehrenamtlichem Engagement einsetzen. Die Gesamtspendensumme belief sich bis Ende des Jahres 2022 auf 4,22 Mio. Euro – bis Ende 2023 waren es mehr als 6 Mio. Euro.
Solidarität und Hilfstransporte
Durch die große Hilfebereitschaft konnten im Jahr 2022 4,22 Mio. Euro für „UKSH hilft Ukraine“ erzielt werden. Die Gesamtspendensumme setzt sich zusammen aus 1.013.629,91 Euro monetärer Spenden und 3.213.516,11 Euro Sachspenden. „Wir sind von dieser anhaltenden Hilfsbereitschaft sehr berührt und dankbar dafür, dass sich so stark und kontinuierlich für die Menschen in Not engagiert wird“ sagte Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender (CEO) des UKSH.
Koordiniert und getragen wird der Einsatz im UKSH von der klinikeigenen Taskforce Ukrainehilfe. Dr. Hryhoriy Lapshyn, Oberarzt der Klinik für Chirurgie am Campus Lübeck, steht in direktem Kontakt mit dem ukrainischen Gesundheitsministerium und erfährt, welche Güter in welcher Region benötigt werden. Im Jahr 2022 starteten 11 Hilfstransporte vom UKSH aus in die Ukraine, bis Ende des Jahres 2023 waren es insgesamt 21 Hilfstransporte. An Bord waren lebensnotwendige Medikamente, Verbrauchsmaterialen und Medizintechnik, beispielsweise Beatmungsgeräte, Narkosegeräte und Inkubatoren. Die Hilfsgüter wurden landesweit an mehr als 20 Krankenhäuser verteilt, zahllose Dankschreiben aus der Ukraine erreichten das UKSH.
Das UKSH pflegt seit 2014 mit Universitäten und Krankenhäusern in der Ukraine enge Freundschaft und regen medizinischen und wissenschaftlichen Austausch. Diese Verbindung verdankt das UKSH Prof. Dr. Tobias Keck (Direktor der Klinik für Chirurgie, Campus Lübeck) und Dr. Hryhoriy Lapshyn, die Masterclasses, Konferenzen und Live-Operationen initiiert und zahlreiche ukrainische Ärztinnen, Ärzte und Studierende zu Gast hatten. Unseren Partnern und Freunden in dieser schweren Zeit zur Seite zu stehen, ist ein Gebot der Menschlichkeit.
Ukrainische Patientinnen und Patienten
Das UKSH übernimmt auch Verantwortung für Patientinnen und Patienten, die in der Ukraine aufgrund des Krieges nicht mehr behandelt werden können. Im Jahr 2022 wurden an beiden Standorten 2400 Ukrainerinnen und Ukrainer medizinisch versorgt, bis Ende des Jahres 2023 waren es mehr als 5100. Die Klinik für Chirurgie, Campus Lübeck, bietet aus der Ukraine geflüchteten Menschen mit Krebs und anderen Erkrankungen, die chirurgisch behandelt werden müssen, seit April 2022 eine Sprechstunde in ukrainischer und russischer Sprache an. Traumatisierte ukrainische Geflüchtete finden am Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) Hilfe.
Im Mai 2022 kamen die ersten Kriegsverletzten ins UKSH – mit zum Teil schweren Minen-, Schrapnell- und Schussverletzungen. Wunden also, deren Behandlung nicht im Studium oder in Kursen gelernt werden kann, sondern die einer langjährigen medizinischen Expertise der Operateure bedürfen. An der Behandlung waren mehrere Kliniken des UKSH beteiligt, unter anderem die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, beide Campus Kiel, sowie die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Campus Lübeck. Der Transport der Verletzten erfolgte mit der fliegenden Intensivstation A 310 „MedEvac“ der Luftwaffe. Die Verteilung wurde unter maßgeblicher Beteiligung des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin (IRuN) des UKSH nach dem pandemieerprobten Schema des Kleeblattprinzips organisiert.
Seit Kriegsbeginn ist das IRuN an der medizinischen Bewertung aller Patientinnen und Patienten, die über den EU-Mechanismus nach Deutschland kommen, maßgeblich beteiligt. Das IRuN ist verantwortlich für den Bereich Notfallmedizin innerhalb der am Robert-Koch-Institut koordinierten Fachgruppe COVRIIN und erstellt zusammen mit Expertinnen und Experten der Chirurgie, Intensivmedizin und Pädiatrie medizinische Fachgutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Dabei geht es um Empfehlungen hinsichtlich des Levels des Zielkrankenhauses, benötigter Fachdisziplinen zur Behandlung, Transportmittel und Transportdringlichkeit.
Pflegende aus der Ukraine am UKSH
Und: Das UKSH unterstützt an seinen Standorten in Kiel und Lübeck geflüchtete ukrainische Pflegekräfte unter anderem mit Sprachkursen und bei der Vermittlung von Wohnraum. Außerdem erhalten sie über die UKSH Akademie Vorbereitungskurse auf die Kenntnisprüfung und können so ihre in der Ukraine erworbenen beruflichen Qualifikationen anerkennen lassen. Die ersten von ihnen haben Anfang 2023 erfolgreich ihre Prüfungen absolviert und zählen damit bundesweit zu den ersten Ukrainerinnen, die ihre Berufsanerkennung an einem deutschen Universitätsklinikum erhielten. Gleichzeitig kümmern sich Patinnen und Paten um die Integration in Beruf und Alltag. Das Team Pflege International betreut 61 Pflegekräfte aus der Ukraine.
Dank der ukrainischen Regierung
Um ihre Anerkennung persönlich auszudrücken, besuchten im Mai 2022 der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba und der damalige Botschafter der Ukraine, Andrij Melnyk, den Campus Lübeck – eine große Ehre für das UKSH. Sie informierten sich über die Hilfsaktion „UKSH hilft Ukraine“ und kamen mit ukrainischen Pflegekräften ins Gespräch, die bereits vor Kriegsbeginn oder nach ihrer Flucht Arbeit im UKSH gefunden hatten.
Anschließend besuchten die Staatsgäste eine neurologische Station mit Patientinnen und Patienten, die wegen des Krieges nicht in ihrer Heimat behandelt werden konnten. „Wir sind den Mitarbeitenden des UKSH unglaublich dankbar“, sagte Außenminister Kuleba. „Das UKSH ist wie ein Raumschiff, das gelandet ist, um Menschen zu helfen." Er wolle den Traum von einem solchen Krankenhaus mitnehmen für den Wiederaufbau in seinem Land. „Krieg, das ist nicht nur der Soldat, der kämpft. Es berührt mich, dass Sie Ihre Rolle in diesem Krieg gefunden haben. Es gibt die Redewendung: Wer ein Leben rettet, rettet die Menschlichkeit. Das ist es, was Sie für uns getan haben.“