Die Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und die Sektion Medizin der Universität zu Lübeck (UzL) sind in Schleswig-Holstein verantwortlich für Forschung und Lehre in der Hochschulmedizin mit Vorklinik und Klinik. Das UKSH schafft mit seinen Einrichtungen am Campus Kiel und am Campus Lübeck in Kooperation mit den Universitäten gemäß Hochschulgesetz die klinischen Voraussetzungen für Forschung und Lehre. Durch das enge Zusammenspiel von interdisziplinärer Forschung und Krankenversorgung gelingt es, zum Nutzen unserer Patientinnen und Patienten aktuelle Forschungsergebnisse schnell in moderne Diagnostik- und Therapieverfahren zu übertragen. 2023 erhielt die Universitätsmedizin Schleswig-Holstein die Ergebnisse und Stellungnahme im Zuge der erfolgten Begutachtung durch den Wissenschaftsrat (WR). Der WR honoriert die gewachsene Kooperationsbeziehung zwischen Kiel und Lübeck sowie die Stärkung der Universitätsmedizin Schleswig-Holstein insgesamt.
Forschungsschwerpunkte
Die Medizinische Fakultät Kiel folgt ihrem Leitbild einer „Nachhaltigen Universitätsmedizin“. Sie verfügt mit der Entzündungsforschung, den Neurowissenschaften, der Onkologie sowie dem Bereich „Biomaterialien und digitale Medizintechnik“ über vier wissenschaftliche Profilbereiche, die in den übergeordneten Forschungsschwerpunkt „Präzisionsmedizin“ integriert sind. Die Fokussierung in strategischer Abstimmung mit dem UKSH liegt in der klinischen Forschung verbunden mit hochrangiger Grundlagenforschung. Sie trägt wesentlich zu dem Schwerpunkt „Kiel Life Science“ der CAU bei.
Die Forschungsschwerpunkte der Sektion Medizin an der Universität zu Lübeck liegen auf den Feldern „Infektion und Entzündung“, „Gehirn, Hormone, Verhalten“ und „Biomedizintechnik“, ergänzt durch die Querschnittsbereiche „Medizinische Genomik“ und „Intelligente Systeme“. Weitere profilgebende Bereiche sind die „Translationale Onkologie“, „Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung“, „Gesundheitswissenschaften“ sowie „Kulturwissenschaften und Wissenskulturen“. Die wissenschaftlichen Profilbereiche in Kiel und Lübeck ergänzen und verstärken sich gegenseitig und werden zum Teil in campusübergreifende Strukturen (z.B. Universitäres Cancer Center Schleswig-Holstein, UCCSH; Exzellenzzentrum Precision Health Schleswig-Holstein, PHSH) abgebildet.
DFG-Förderungen
Die herausragende Forschungsleistung beider Standorte zeigt sich in der Förderung des Exzellenzclusters zur Entzündungsforschung „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ sowie zahlreicher weiterer Verbundvorhaben durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). In Kiel wurde die SFB-Initiative „Targeting the Microbiome-Immune-Brain Interaction in Neurodegeneration“ von Prof. Daniela Berg zur Vollantragstellung aufgefordert. In Lübeck prägen der SFB 1526 „Pathomechanismen Antikörper-vermittelter Autoimmunerkrankungen (PANTAU): Erkenntnisse durch Pemphigoiderkrankungen“, der SFB TR 296 „Lokale Kontrolle der Schilddrüsenhormonwirkung“ sowie DFG Forschungsgruppen, unter anderem zum Tourette-Syndrom und zur unvollständigen Penetranz bei genetisch bedingten Bewegungsstörungen, und Graduiertenkollegs (GRK 1957: Interaktion von Fettgewebe und Gehirn; GRK 2633: Definition und gezielte Intervention bei Prädisposition zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen) die Forschungslandschaft.
BMBF-Förderungen
Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren auch mit Forschungsanträgen beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) überaus erfolgreich und sind an vier deutschen Zentren für Gesundheitsforschung beteiligt: Deutsches Zentrum für Herzkreislaufforschung (DZHK, Kiel, Lübeck in Kooperation mit Hamburg), Deutsches Zentrum für Lungenforschung (DZL, Kiel, Lübeck in Kooperation mit dem Forschungszentrum Borstel), Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF, Lübeck in Kooperation mit Hamburg und dem Forschungszentrum Borstel) sowie Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD, Lübeck als Partnereinrichtung).
Beide Standorte werden im Rahmen der Medizininformatik-Initiative als Mitglieder des HiGHmed-Verbunds vom BMBF gefördert, Lübeck zudem mit seiner Biobank als Teil der Deutschen Biobankallianz. An beiden Standorten zeigen neue Forschungsfelder der digitalen Medizin einschließlich Anwendungen der künstlichen Intelligenz (KI) eine große Dynamik.
In Kiel ging die BMBF-geförderte NAKO-Gesundheitsstudie 2023 in die dritte Förderphase. Die Finanzierung der größten Gesundheitsstudie Deutschlands wurde damit am Kieler Standort, wo sich eines von 18 Studienzentren befindet, für weitere fünf Jahre gesichert. In Lübeck wurde vom BMBF das Projekt „OUTLIVE-CRC - Verbesserung der Prognose und Lebensqualität junger Darmkrebs-Patientinnen und -Patienten: Tertiärprävention durch Multimarker-Modelle und ernährungsmedizinische Interventionen“ gefördert. Die Häufigkeit der Darmkrebsfälle ist auch bei den 20- bis 29-Jährigen in den letzten 30 Jahren stark angestiegen. Die Ursachen hierfür sollen aufgedeckt werden, um Gesunderhaltung, Früherkennung und Nachsorge bei jungen Menschen mit Darmkrebs zu erreichen.
Internationale Kooperationen
Die Forschenden in Kiel und Lübeck kooperieren mit Universitäten in aller Welt und stellen ihre Expertise auch durch eine Reihe internationaler Projekte im Rahmen der Förderlinien der Europäischen Union unter Beweis: 2023 startete in Kiel das EU-Projekt miGut-Health zur Präzisionsmedizin bei chronischen Darmentzündungen, das sich in Kooperation mit Partnern u.a. aus Dänemark, den Niederlanden, Schweden, Israel und Litauen mit der mikrobiellen Gesundheit des Darms beschäftigt und mit 7,5 Mio. Euro gefördert wird. Neue Vernetzungen schafft auch das internationale Forschungskonsortium PANCAID mit Beteiligung von UKSH, UCCSH und CAU, das EU-Fördermittel in Höhe von 9,8 Mio. Euro insgesamt erhält zur Entwicklung eines Bluttests für die Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Im Rahmen der Marie Sklodowska-Curie Actions fördert die EU für vier Jahre das internationale Promotionsnetzwerk IgG4 Treat zu speziellen Autoimmunerkrankungen in Kiel. In der Vorklinik wurden vom Europäischen Forschungsrat (ERC) zwei Consolidator Grants bewilligt für Dr. Marian Hu (Physiologisches Institut) und Prof. Elmar Wolf (Biochemisches Institut).
Darüber hinaus bestehen vielfältige Kooperationen u.a. mit San Francisco im Bereich der Bildgebung, Seattle (USA) sowie Singapur im Bereich der Akutmedizin und mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT, USA) durch das Global Mircobiome Conservancy. Die Fakultät hat 2023 weitere Verbindungen geschaffen und gefestigt, so z.B. mit Japan (Tokyo), Litauen oder Israel. Mit der Medizinischen Fakultät der Tokyo Medical and Dental University (TMDU) hat die Medizinische Fakultät Kiel ein Memorandum of Understanding geschlossen. Zur Studierendenmobilität bestehen mit 28 Universitäten Fördermöglichkeiten im Rahmen von ERASMUS Vereinbarungen.
Beispiele für internationale Kooperationen am Standort Lübeck sind das EU-geförderte ERC-Synergy-Netzwerk „WATCH Well-Aging and the Tanycytic Control of Health“ gemeinsam mit Lille, Frankreich, und Santiago de Compostela, Spanien. Von Lübeck aus wird ein EU-gefördertes Konsortium von Forscherinnen und Forschern aus 8 europäischen Ländern (ENTRAIN) koordiniert, das verstehen will, wie Endothelzellen und Makrophagen im Gehirn zusammenarbeiten und wie diese Interaktion bei neurologischen Erkrankungen gestört sein kann. Gleichermaßen nimmt die UzL am Konsortium CORVOS (Rolle des Komplements bei opportunistischen Infektionen) teil, das als Marie Skłodowska-Curie Innovative Training Network durch die EU gefördert wird. Ein gemeinsames Promotionsprogramm besteht mit der Universität Sharjah. Weitere Kooperationen werden angebahnt mit den Standorten Maastricht und Kopenhagen.
Clinician Scientist Programme
2023 waren in Kiel insgesamt vier drittmittelgeförderte Clinician Scientist-Programme erfolgreich etabliert, ebenso mehrere Programme in Lübeck. Die Förderung der Clinician Scientists wurde weiter ausgebaut durch die standortübergreifende Gründung der „Detlef Zillikens Clinician Scientist Academy“, die Veranstaltung der ersten Clinician Scientist Winter School und die Ausschreibung neuer Stellen. Für beide Standorte wurde ein sogenanntes Flex Curriculum bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein erfolgreich akkreditiert. Der Universitätsmedizin in Schleswig-Holstein kommt eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung von Clinician Scientist-Programmen zu. Gleiches gilt für die Clinician Scientist School Lübeck (CSSL, Sprecher: Prof. Norbert Brüggemann). Insgesamt befanden sich 2023 in Kiel 51 und in Lübeck 47 Ärztinnen und Ärzte in einem Clinician Scientist-Programm.
Studium: Medizin, Zahnmedizin, Biowissenschaften, Gesundheitsberufe
Für die Studierenden der Human- und Zahnmedizin sowie der akademisierten Pflegeberufe bieten die Medizinische Fakultät der CAU und die Sektion Medizin der Universität zu Lübeck eine ausgezeichnete Qualität in der Lehre. Die exzellente Forschung bildet dabei die Basis für ein breit gefächertes Lehrangebot. Neben den klassischen Studiengängen Medizin und Zahnmedizin werden Pflegepädagogik und auch biowissenschaftliche Studiengänge wie Medical Life Sciences, Biochemie und Molekularbiologie, weiterbildende Masterstudiengänge wie der Master of Hospital Management oder Master of Migraine and Headache Medicine sowie Medizinische Ingenieurwissenschaften, Medizinische Informatik und Psychologie, seit 2022 auch als direkt zur Approbation führender Studiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie, angeboten.
Die Universität zu Lübeck bietet zudem ein breites Portfolio an Studiengängen in den Gesundheitsberufen an (Pflegewissenschaften, Hebammenwissenschaft, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie) und bezieht dabei die UKSH Akademie als wichtige Partnerin mit ein. Die Erarbeitung neuer Formate für den interprofessionellen Unterricht steht dabei im Fokus.
An der Medizinischen Fakultät Kiel wird das Skills Lab seit dem Sommersemester 2023 zur Kieler Simulations- und Trainingseinheit (KiSTE) ausgebaut, um Studierenden mehr Möglichkeiten zum Training praktischer Fertigkeiten zu ermöglichen. In Lübeck wurde über die Anmietung eines campusnahen Gebäudes, in welches die bisherigen Skills Labs für Medizin und Gesundheitswissenschaften in 2024 umziehen werden, der Grundstein für eine verbesserte Lehrinfrastruktur gelegt. Projekte wie LABORATORIUM „KI-gestützte individuelle Lernassistenz im Skills Lab für patientenzentrierte und interprofessionelle Kommunikation in den Gesundheitsberufen“ arbeiten an der Modernisierung der Lehre. In Lübeck wurde das bisherige Dozierenden-Service-Center als zentrale Einrichtung „Personal- und Lehrentwicklung (PLE)“ umfirmiert. Die PLE bietet umfangreiche Weiterbildungen für Dozierende mit dem Ziel der Förderung einer Lern-, Lehr- und Arbeitskultur.
Die fachliche Kompetenz unserer Hochschullehrerinnen und -lehrer und die persönliche Atmosphäre, in der die Studierenden bei uns lernen, sind das Qualitätsmerkmal der Medizinischen Fakultät bzw. der Sektion Medizin unserer Universitäten. Besonderen Wert legen wir auf den engen Bezug zur Praxis einschließlich des Zusammenspiels der verschiedenen Berufsgruppen. Die Studierenden lernen möglichst früh die praktische Seite ihres späteren Berufs kennen. Gelehrt wird hier auf hohem inhaltlichem und didaktischem Niveau mit modernen Ausbildungsmethoden. Die enge Verzahnung von Forschung und Lehre mit der Krankenversorgung fördert Innovation und Qualität. Neben dem UKSH arbeiten die Fachbereiche Medizin der Universitäten Kiel und Lübeck mit insgesamt 35 Akademischen Lehrkrankenhäusern und zahlreichen Lehrpraxen eng zusammen, um die praxisnahe Ausbildung der Studierenden zu sichern.
Zahlen, Daten und Fakten der medizinischen Fakultäten
Meldungen
- PJ-Studierende am UKSH erhalten AufwandsentschädigungStudierende, die ihr Praktisches Jahr (PJ) am UKSH beginnen, erhalten seit Mai 2023 eine Aufwandsentschädigung von 400 Euro pro Monat. Jährlich absolvieren mehr als 130 Studierende der Humanmedizin ein Praktisches Jahr am UKSH. „Es war und ist uns wichtig, den Beitrag anzuerkennen, den die Studierenden in dieser letzten Phase ihres Studiums i...
- Clinician Scientist Programme Schleswig-Holsteins unter einem DachForschende Ärztinnen und Ärzte sind deutschlandweit gefragt und für die klinische Forschung unabdingbar. In den vergangenen Jahren haben – auch auf Initiative des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) – die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und die Universität zu Lübeck (UzL) gemeinsam mit dem UKSH mehrere...
- Die KiSTE ist geöffnetMit Beginn des Wintersemesters 2023/2024 konnte die Kieler Simulations- und Trainingseinheit (KiSTE) die ersten Schulungen und Kurse anbieten. Die KiSTE wurde von der medizinischen Fakultät mit Unterstützung des UKSH gegründet um die praktische Ausbildung der Studierenden und die praktische Weiterbildung der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und...
- Rahel Hirsch-Lehrzentrum als räumliche Perspektive für die LehreBereits 2020 begann die Planung des Rahel Hirsch-Lehrzentrums (ursprünglicher Arbeitstitel: Lehr- und Verwaltungszentrum) der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Machbarkeitsstudie wurde im November 2023 beim Ministerium zur Genehmigung vorgelegt. Durch Umbau und Erweiterung des ehemaligen Gebäudes der I. Medizin...
- Kooperationsvertrag zwischen den Medizinischen Fakultäten Kiel und TokioSeit über 15 Jahren besteht eine enge Forschungskooperation des Exzellenzclusters Precision Medicine in Chronic Inflammation (PMI) mit Prof. Mamoru Watanabe von der Tokyo Medical and Dental University (TMDU) in Japan. Im April 2021 verlieh die Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) daher die Ehrendoktorwürde an Prof...
- UKSH dankt Wissenschaftsrat für wertvolle ImpulseDas UKSH freute sich 2023 über das Lob des Wissenschaftsrates in seinen Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Hochschulmedizin in Schleswig-Holstein. Das bundesweit wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium hatte in seiner vom Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur beauftragten Begutachtung...