Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD)

Ein besonderer Schwerpunkt unserer klinischen und wissenschaftlichen Arbeit ist die Betreuung von Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD). Hiervon wird gesprochen, wenn bei einem Menschen der Chromosomensatz, die Ausprägung der Keimdrüsen (z.B. Hoden, Eierstöcke) und das äußere geschlechtliche Erscheinungsbild nicht übereinstimmen. Beispiele sind die Androgenresistenz, Gonadendysgenesien, das Adrenogenitale Syndrom (AGS) und schwere Ausprägungen der Hypospadie (Veränderungen der Harnröhre).

Interdisziplinäre DSD-Sprechstunde

Die Diagnose einer Variante der Geschlechtsentwicklung (DSD) stellt eine Herausforderung für alle Beteiligten dar und erfordert in jedem Lebensalter eine gute medizinische und psychologische Betreuung durch ein interdisziplinäres Behandlungsteam.

In unserer Sprechstunde werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Varianten der Geschlechtsentwicklung und ihre Angehörigen von einem erfahrenen Team beraten und betreut. Mitwirkende Fachdisziplinen sind die pädiatrische und internistische Endokrinologie, Psychologie, Kinderchirurgie, Gynäkologie, Urologie, Humangenetik und Labormedizin.

Grundlagen unserer Arbeit

  • Expert*innengeleitete leitliniengerechte Diagnostik

  • Besprechung und Erörterung aller Befunde, Konsequenzen und Optionen im interdisziplinären Team

  • Offene Kommunikation mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Angehörigen sowie individuelle Aufklärung

  • Altersgemäße /gleichberechtigte Einbeziehung der Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen und Angehörigen in Entscheidungsprozesse und Zieldefinitionen (Shared Decision Making)

Unser Angebot

Wir betreuen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Varianten der Geschlechtsentwicklung. „Typische“ Fragestellungen beziehen sich auf Genitalvarianten, Pubertätsentwicklung, Sexualität, Fertilität und Tumorrisiko.

Wir bieten in unserer interdisziplinären Sprechstunde z.B.:

  • Möglichkeit einer ausführlichen einmaligen Beratung und auch der regelmäßigen Betreuung unter Einbeziehung der verschiedenen Fachdisziplinen

  • Ausführliche Beratung zu vorhandenen Diagnostikoptionen und Alternativen

  • Interdisziplinäre klinische Untersuchung

  • Spezielle Ultraschalluntersuchungen des Urogenitalbereiches (Nieren und Geschlechtsorgane)

  • Untersuchung und Beratung zum Hormonstatus

  • Genetische Untersuchungen und humangenetische Beratung

  • Endoskopische Untersuchungen und Operationen

  • Vermittlung von Kontakten zu Selbstorganisationen und Peerberatung

  • Einbindung in wissenschaftliche Studien

Psychologische Beratung

Ziele der Beratung sind z.B.:

  • Schaffen eines Verständnisses für Geschlechtervielfalt

  • Entwurf positiver Perspektiven

  • Erkennen und Adressieren von Bedürfnissen der Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen und Angehörigen

  • Unterstützung bei einer altersgerechten Aufklärung von Kindern und Jugendlichen

  • Begleitung und Unterstützung bei der Verarbeitung von psychischen Belastungen (Ängsten, Scham- und Schuldgefühlen)

  • Beratung für den Umgang mit dem sozialen Umfeld (Verwandte, Freundeskreis, Kollegium etc.)

  • Beratung zur psychosexuellen Entwicklung (Geschlechtsidentität und Geschlechterrollenverhalten)

  • Spezifische Beratung von Jugendlichen

  • Krisenintervention bei auftretenden Schwierigkeiten

Förderung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert in den kommenden Jahren die Einrichtung eines Sonderforschungsbereichs (SFB) zum Thema „Sexdiversity – Determinanten, Bedeutung und Auswirkungen von Geschlechterdiversität in soziokulturellen, medizinischen und biologischen Kontexten“.
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Selbsthilfegruppe