Einzelförderung durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Das Glioblastom WHO °IV ist der häufigste primäre hirneigene Tumor im Erwachsenenalter. Die Prognose ist mit einer mittleren Überlebenszeit von 14 Monaten trotz maximaler Therapie mit operativer Resektion und Radiochemotherapie sehr schlecht. Männer entwickeln signifikant häufiger Glioblastome und haben einen deutlich rascheres Tumorwachstum als Frauen. Die Ursachen hierfür sind aktuell nicht bekannt. Geschlechtsspezifische Therapieansätze existieren nicht.
30-40% der Zellen innerhalb eines Glioblastoms sind tumor-assoziierte Mikroglia und Makrophagen (tumorassoziierte myeloide Zellen). Diese Zellpopulation hat, wie in verschiedenen Vorläuferstudien gezeigt werden konnte, eine massiven Einfluss auf die Tumorigenese und den Tumorprogress. Aktuelle Studien unserer Arbeitsgruppe konnten zeigen, dass sich männliche und weibliche Mikroglia unter physiologischen Bedingungen sowohl auf RNA- als auch auf Proteinebene deutlich unterscheiden. In der durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung geförderten Studie möchten wir nun untersuchen, ob das Geschlecht der tumor-assoziierten myeloiden Zellen einen Einfluss auf das Glioblastomwachstum und die Tumorinvasisvität hat oder ob die Unterschiede eher durch das Tumormikroenvironment begründet werden. Hierfür möchten wir verschiedene murine Gliommodelle, ein ex-vivo Hirnschnitt-Modell, in-vivo-Untersuchungen an humanem Tumormaterials und eine Batterie funktioneller Tests zur Charakterisierung männlicher und weiblicher tumorassoziierter Mikroglia heranziehen. Außerdem möchten wir untersuchen, ob bereits bekannte Interaktionswege zwischen myeloiden Zellen und Tumorzellen geschlechtsabhängige Unterschiede aufweisen. Abschließend soll auch die geschlechtsabhängie Auswirkung gängiger Chemotherapeutika wie Temozolomid und mikroglia-spezifischer, noch nicht in der Standardtherapie benutzen Wirkstoffe wir Minozyclin im Mausmodell und ex-vivo Hirnschnittmodell untersucht werden. Zusammenfassend möchten wir untersuchen, ob die geschlechtsspezifischen Unterschiede bezüglich des Überlebens und des Tumorprogresses auf tumorassoziierte myeloide Zellen oder auf intrinsische Eigenschaften des Tumors und seines Mikroenvironments zurückzuführen sind.
Das Projekt unter Leitung von Dr. med. Charlotte Flüh, welches in enger Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für Zelluläre Neurowissenschaften am Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin in Berlin erfolgen wird, ist für eine Dauer von zwei Jahren ausgelegt und wird mit insgesamt 215.190 Euro gefördert.