Der Begriff Neurotraumatologie beschreibt die Verletzungen des Nervensystems, die in eine Verletzung des Schädels (Schädelhirntrauma), der Wirbelsäule (spinales Trauma) und Verletzungen peripherer Nerven unterteilt werden können.
Schädelhirntrauma
Unter einem Schädelhirntrauma (SHT) versteht man eine gedeckte bzw. offene Schädelverletzung mit Hirnbeteiligung. Die ursprüngliche Einteilung in Commotio, Contusio und Compressio cerebri wird zunehmend zugunsten der Einteilung nach der Glasgow Coma Scale (GCS) verlassen. Das Spektrum der Verletzungen reicht von der Schädelprellung ohne strukturelle Veränderungen an Knochen, Hirnhaut und Hirn bis zu schweren, offenen Verletzungen des Schädelinneren mit Blutungen und Hirnschwellung. Dabei können auch geringe Traumata bereits zu morphologischen, teilweise operationspflichtigen Erkrankungen führen.
Die Kieler Universitätsklinik für Neurochirurgie verfügt über alle notwendigen Voraussetzung zur Behandlung auch schwerster Schädelhirntraumata: vom Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Neurozentrum über die interdisziplinäre Schockraumversorgung bis zur operativen und konservativen neurochirurgischen Intensivmedizin. Neben erfahrenem ärztlichen und pflegerischen Personal steht eine Vielzahl technischer Möglichkeiten zur Diagnosesicherung, Überwachung und Prognoseeinschätzung zur Verfügung wie z.B. Neuromonitoring, Spiral-Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Ultraschall und Elektrophysiologie. Durch die bereits auf der Intensivstation beginnende Physiotherapie und die möglichst rasche Überleitung in eine der umliegenden Rehabilitationskliniken ist die wichtige frühfunktionelle Übungsbehandlung gewährleistet. Nachuntersuchungen erfolgen in unserer Poliklinik. In unserer Klinik werden auch regelmäßig gutachterliche Fragen im Bereich Schädelhirntrauma bearbeitet.
Spinales Trauma
Unter einem spinalen Trauma versteht man eine Gewalteinwirkung auf die Wirbelsäule, dabei können die Wirbelkörper und -bögen, die Bandscheiben, Muskeln und Bänder sowie das Rückenmark beteiligt sein. Bei spinalem Trauma ist neben der Röntgenuntersuchung, ggf. der CT eine Kerspintomographie (MRT) zur sicheren Beurteilung des Rückenmarkes und der Bandstrukturen unerläßlich. die Einschätzung der Stabilität ist bei Wirbelsäulenverletzungen von großer Bedeutung. Darunter versteht man, dass unter physiologischer Belastung keine Verformung oder abnorme Beweglichkeit an der Wirbelsäule auftritt, die das Nervengewebe schädigen könnte. Stabile Verletzungen können fast immer konservativ behandelt werden. Bei instabilen Frakturen sollte eine Operation erwogen werden.