Was ist die Rückenmarkstimulation?

Die so genannte „Epidurale Rückenmarkstimulation“ (engl.: spinal cord stimulation = SCS) beinhaltet das Einbringen einer oder mehrerer Elektroden auf die Rückenmarkhaut und die Gabe von Strom über die Elektrodenkontakte. Dies führt zu einer Stimulation der hinteren Abschnitte des Rückenmarks und der Pat. bemerkt ein angenehmes „Kribbeln“, welches je nach Elektrodenlage in die Arme oder Beine ausstrahlen kann und das Schmerzgebiet „überdecken“ soll. Dieses invasive, d. h. operative Verfahren zur Schmerztherapie, existiert bereits seit über 30 Jahren und jährlich werden in Deutschland ca. 1500 solcher Implantate eingesetzt.

Die Haupteinsatzgebiete dieser Methode sind folgende:

  • ausstrahlende Schmerzen nach Nervenverletzungen: z. B. nach Bandscheibenoperationen, Unfällen mit Nervenbeteiligung an Armen oder Beinen, nach Krampfaderoperationen, Leistenbruchoperationen

  • Stumpf - oder Phantomschmerzen nach Gliedmaßenabtrennung

  • Nervenschmerzen bei Durchblutungsstörungen der Beine (arterielle Verschlusskrankheit)

  • ausstrahlende Brust- / Armschmerzen bei koronarer Herzkrankheit (Therapie-refraktäre Angina pectoris)

  • Nervenschmerzen der Arme oder Beine bei Diabetes (diabetische Polyneuropathie)

Nicht angewandt wird diese Methode bei folgenden Erkrankungen:

  • reinen Rückenschmerzen

  • Muskel-/ Knochen- oder Gelenkschmerzen

  • Osteoporose

  • Fibromyalgie

  • Kompletter Rückenmarkdurchtrennung (Querschnitts-Syndrom)

  • Begleiterkrankungen, welche eine Operation oder Vollnarkose unmöglich machen

Der Ablauf dieser Methode besteht aus zwei Abschnitten: zunächst wird in einer Operation in örtlicher Betäubung die Elektrode mittels einer speziellen Punktionsnadel auf die Rückenmarkshaut aufgebracht. Dann wird für einige Tage die Wirkung auf die Schmerzen getestet um die besten Stimulationseinstellungen herauszufinden. Wenn eine deutliche Schmerzbesserung zu dokumentieren ist und ggf. bereits eine Verminderung der Schmerzmedikamente erfolgen kann, dann wird in einer zweiten Operation die Implantation des Impulsgebers unter die Bauchhautdecke in Vollnarkose durchgeführt. Der Stimulator kann vom Arzt und Patienten durch die Haut telemetrisch bedient und angepasst werden. Da diese Neurostimulatoren Batterie-betrieben sind, muß nach einigen Jahren ein Austausch des Impulsgebers bei Batterieerschöpfung durchgeführt werden (je nach Stromverbrauch und Typ des Neurostimulators alle 2- max. 9 Jahre). Nebenwirkungen der Stimulation sind nicht bekannt, die Wirkung ist nach Ausschalten der Stimulation reversibel und kann bei Bedarf auch wieder entfernt werden.

Das Hauptrisiko bei der Operation und dem Verfahren besteht in einem Verrutschen der Elektrode auf der Rückenmarkhaut, so dass die Stimulationswirkung nicht mehr im schmerzhaften Bereich empfunden wird. Andere Risiken wie Blutung, Entzündungen, Nervenverletzungen usw. sind mit ca. 3-5% anzugeben.

Nach Implantation ist Vorsicht bei elektrischen Magnetfeldern zu beachten. Die Durchführung eines Kernspintomogramms ist mit solch einem Implantat nur an spezialisierten Zentren und bei besonderen Fragestellungen und Sicherheitsvorkehrungen möglich.

Für so genannte Magnetschranken, z. B. an Flughäfen, erhält der Patient einen Implantatausweis, welcher in solchen Fällen vorzulegen ist. Auch sollte der Patient sein eigenes Handgerät immer mit sich führen, um den Stimulator bei Bedarf aktivieren oder deaktivieren zu können.