Neurologische Gangstörungen

Ein weiterer klinischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt der Kieler Neurologie ist die Erforschung und Behandlung neurologischer Gangstörungen. Ein gestörtes Gehen ist eines der häufigsten Symptome in der Neurologie. Gangstörungen sind mit erheblichen Einschränkungen für die Patienten behaftet, die von reduzierten sozialen Kontakten über einen Verlust der Selbstständigkeit bis hin zu Stürzen mit lebensgefährlichen Konsequenzen reichen.

Patienten mit neurologischen Störungen leiden zu 60% an einer Gangstörung. Über 30% aller stationären neurologischen Patienten sind im vergangenen Jahr mindestens einmalig gestürzt und von diesen hatten sich wiederum fast 10% einen Knochenbruch zugezogen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Gangstörungen und Stürzen. In unserer Klinik werden im Rahmen von Studien Gangstörungen bei unterschiedlichen Erkrankungen (Parkinson’sche Erkrankung, Kleinhirnstörungen, spastische Lähmungen, Normaldruckhydrocephalus usw.) mit Hilfe eines Infrarot-Bewegungsanalysesystems untersucht und krankhafte Bewegungsmuster identifiziert. Ferner sind wir in der Lage, die Auswirkungen unterschiedlicher Therapien auf das Gangmuster zu dokumentieren und zu überprüfen.

Neurologische_Gangstörung

Die Basis der Behandlung einer jeden Gangstörung ist eine konsequente physiotherapeutische Behandlung, die in unserer Klinik von speziell geschultem Personal durchgeführt wird. Die Sturzprävention hat eine weitere wichtige Bedeutung. Hier kommt vor allem dem gezielten Einsatz von adäquaten Hilfsmitteln eine wesentliche Bedeutung zu (Gehstock, Rollator usw.). Auf unseren Stationen werden z.B. bei sturzgefährdeten Patienten zum Schutz vor Sturzfolgen spezielle Schutzgurte für das Hüftgelenk eingesetzt.

Die weitere medikamentöse und auch invasive (operative) Behandlung neurologischer Gangstörungen erfolgt dann entsprechend gezielt für die vorliegende neurologische Grunderkrankung. Botulinumtoxin wird zur Behandlung muskulärer Überaktivität im Bereich der Beine gezielt angewendet. Neben der medikamentösen Behandlung werden in Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie auch invasive Verfahren wie die Shuntanlage beim Normaldruckhydrocephalus, die tiefe Hirnstimulation (vor allem beim Morbus Parkinson) und die Implantation von Baclofenpumpen (bei spastischen Gangstörungen) eingesetzt.