Allgemeines zum Schlaganfall
Der Schlaganfall gehört zu den häufigsten Krankheiten in der Neurologie. Er ist wissenschaftlicher und klinischer Schwerpunkt der Kieler Neurologie. Etwa 1000 Schlaganfallpatienten werden hier pro Jahr anfangs auf der Schlaganfallspezialstation und dann auf der Allgemeinstation behandelt. Der akute Schlaganfall und alle seine Komplikationen werden behandelt. Eine Gefäßambulanz steht für schwierige ambulante Fälle auf Überweisung bereit.
Die Klinik ist mit einer Schlaganfallspezialstation ausgestattet. In der Akutbehandlung wird vor allem die Lysetherapie und die mechanische endovaskuläre Thrombektomie, falls notwendig auch die Notfall-Stentimplantation oder Halsschlagader-Operation, eingesetzt. Alle neuen Therapiemöglichkeiten stehen bereit. Zur Therapie der Schlaganfallursachen werden oft gefäßerweiternde oder -wiederherstellende Eingriffe nötig. Diese werden im Institut für Neuroradiologie, der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie oder der Klinik für Neurochirurgie durchgeführt.
Schwerpunkte der Schlaganfallforschung sind Untersuchungen zur schlaganfallverhindernden Wirkung von Medikamenten und Gefäßprothesen sowie Studien zur Akutbehandlung des Schlaganfalls. Grundlagenuntersuchungen werden zur besseren Behandlung des Schlaganfalles mit Überdruckbehandlung durchgeführt.
Der Schlaganfall als Notfall
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall ist eine plötzlich einsetzende Durchblutungsstörung des Gehirns. Bei den meisten Betroffenen (ca. 80%) handelt es sich um einen plötzlichen Verschluss einer Arterie im Gehirn. Dieser Verschluss wurde z.B. durch ein Blutgerinnsel hervorgerufen.
Bei ca. einem Fünftel der Betroffenen (20%) ist der Schlaganfall durch ein geplatztes Hirngefäß und damit durch eine Hirnblutung verursacht.
Akute Durchblutungsstörungen können in allen Organen des Körpers auftreten. Das Gehirn reagiert jedoch am empfindlichsten auf einen Sauerstoffmangel, wie er durch einen Schlaganfall hervorgerufen wird. Ein Betroffener muss daher sofort eine Klinik in der Nähe aufsuchen, um die Diagnose Schlaganfall zu sichern, damit die notwendigen therapeutischen Maßnahmen eingeleitet werden können. Idealerweise geschieht dies in einer Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit).
Typische Symptome, die auf einen Schlaganfall hinweisen können, sind:
Plötzliche Schwäche oder Taubheit des Gesichts, eines Armes oder Beines
Plötzliches Auftreten von Doppelbildern oder Sehverlust auf einem oder beiden Augen
Sprachverständnis- oder Sprechstörungen
Plötzlich aufgetretene Gleichgewichtsstörungen, Gangstörungen oder Koordinationsverlust
Akute Bewusstseinsstörung
Was ist zu tun?
Sollten Sie oder einer Ihrer Angehörigen Zeichen eines akuten Schlaganfalls aufweisen, ist es ratsam, nicht zu zögern und dringend über
Telefon 112 ärztliche Hilfe anzufordern.
Schlaganfall-Spezialstation - Stroke Unit
Eine Schlaganfall-Spezialstation (engl. Stroke Unit) ist eine stationäre Sondereinrichtung, auf der die Versorgung von Schlaganfallpatienten durch ein multidisziplinäres und professionelles Team organisiert wird.
Aufnahme
Aufnahme innerhalb eines Zeitfensters (bis 72 Std., instabile Phase)
Unmittelbare Diagnostik
Sofortige Basismaßnahmen mit kontinuierlichem Monitoring vitaler Parameter ggfs. unmittelbare spezifische Therapie (z. B. Lyse) und Sekundärprävention
Vermeidung von Sekundärkomplikationen
Aufenthalt nicht länger als zwei bis fünf Tage
TIA‘s mit hohem Schlaganfallrisiko (Stenose/Vorhofflimmern)
Instabilität vitaler Parameter
Neue Therapieverfahren (z.B. Randomisierung in eine Studie zur Überwachung des Studienprotokolls und der möglichen Nebenwirkungen)
Die Stroke Unit steht im Zentrum der Akutbehandlungskette.
Aufgaben
Die Klinik für Neurologie des UK-SH, Campus Kiel betreibt seit 2001 eine überregionale Stroke Unit. Die Spezialstation ist mit 11 Betten ausgestattet und bietet neben einer 24h-Arztversorgung, einer Versorgung durch geschultes Fach-Pflegepersonal, einer umfassenden apparativen Ausstattung auch eine sprach- und schlucktherapeutische (logopädische), krankengymnastische (physiotherapeutische) und sozialmedizinische Versorgung an.
Logistisch ist die Schlaganfall-Spezialstation hervorragend eingebunden in das Neurozentrum des UK-SH auf dem Campus Kiel in der Rosalind-Franklin-Straße 10.
Die räumliche Nähe der Abteilung zu den Partnerabteilungen und Kliniken
Notaufnahme (im selben Gebäude)
Neurochirurgie (im selben Gebäude)
Institut für Neuroradiologie (im selben Gebäude)
Herz- und Gefäßchirurgie (Nachbargebäude)
Innere Medizin (Nachbargebäude)
ermöglichen eine optimale Patientenversorgung durch kurze Wege.
Die Akuttherapie des Schlaganfalls
In der überregionalen Stroke Unit der Klinik für Neurologie des UK-SH am Campus Kiel werden pro Jahr ca. 900 Patienten wegen eines akuten Schlaganfalls behandelt.
In der Abteilung arbeiten mit der Erkrankung Schlaganfall erfahrene Ärzte, Schwestern, Pfleger, Logopäden und Physiotherapeuten nach den neuesten Therapieverfahren und Therapieleitlinien der jeweiligen Fachorganisationen.
Qualitätssicherung
Die Stroke-Unit der Klinik für Neurologie ist an die Qualitätssicherungsmaßnahme des Deutschen Schlaganfall-Registers Nordwestdeutschland angeschlossen und nimmt an halbjährlichen Erhebungen teil, die durch das Institut der Universität in Münster ausgewertet werden.
Vorbereitung für Stentbehandlung und Carotis Operation
Die meisten Schlaganfälle sind durch Embolien bedingt, das heißt, dass ein Blutgerinnsel in eine Hirnarterie rutscht und diese ganz oder teilweise verschließt. Besonders häufig sind hierbei Blutgerinnsel, die sich meist bedingt durch eine Arteriosklerose aus der Halsschlagader (Arteria carotis) ablösen (ca. 2/3 der Fälle) oder sich im Herz bilden und in eine der Hirnarterien geschleudert werden (1/3).
Ist bei einem Schlaganfall als Ursache eine Einengung der Halsschlagader festgestellt worden, die größer als 50% beträgt (NASCET; nach alter Klassifikation 70% (ECST)), wird man vorschlagen, die Einengung (Stenose) sanieren zu lassen. Dies kann entweder durch Einlegen und Dehnung eines feinen Drahtgeflechtes (Stent) in das Blutgefäß erfolgen oder aber durch operative Entfernung der meist kalkigen Einengung und gegebenenfalls Einsatzes einer Gefäßprothese. Aufgrund der neuesten Studienlage und der niedrigen Komplikationsraten in unserem Zentrum sind derzeit beide Verfahren bezüglich ihres Nutzens und Risikos als gleichwertig anzusehen. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Neuroradiologie (Prof. Dr. Jansen) und der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie (Prof. Dr. Cremer) stehen in Kiel beide Verfahren zur Verfügung.
Nach genauer Untersuchung mittels der Doppler- und Duplexsonographie sowie einem bildgebenden Verfahren wird dem Patienten eine der Therapieformen vorgeschlagen. Zur Operation wird der Patient in die benachbarte Klinik für Gefäßchirurgie verlegt, mit der wir eng kooperieren. Im Falle einer Stenteinlage wird der Patient nach medikamentöser Vorbereitung am Tag vor dem Eingriff auf einer unserer Stationen oder der Schlaganfallstation (bei erhöhtem Risiko) aufgenommen und am Folgetag im gleichen Haus in der Abteilung für Neuroradiologie behandelt. Hinterher erfolgt eine 24h Überwachung auf unserer Schlaganfallstation. Nach einem Stenting muss eine konsequente Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern angeschlossen werden, um das Ergebnis zu sichern. Bevor Stent-Patienten sich einer anderen Operation unterziehen, empfehlen wir dringend eine Information über die geeignete Weise einer perioperativen Schlaganfallprophylaxe in unserer Klinik einzuholen
(Diensthabender Neurologe Telefon: 0431 500 - 0).
Links zum Thema Schlaganfall
Studien - Schlaganfallerkrankungen
Wir sind ständig bemüht, neue Behandlungen für Ihre Erkrankung zu finden. Falls Sie daher Interesse an einer Teilnahme an einer unserer Studien haben, können Sie gerne unverbindlich den zuständigen Ansprechpartner kontaktieren.
Erkrankung | Titel der Studie | Inhalt | Gesuchte Teilnehmer | Teilnahme möglich? | Kontakt |
Carotisstenose (Verengung der Halsschlagader) | PRECISE | Vergleich des neueren Gerinnungshemmers Ticagrelor mit der bisherigen Standardmedikation im Rahmen der Behandlung einer Carotisstenose mittels Stent. | Patienten, die sich aufgrund einer Carotisstenose einer Behandlung mittels Stent unterziehen wollen. | Ja | Studienzentrum Neurologie Tel.: 0431 500-23989 studiensekretariat.neurologie.kiel@uksh.de |
Hirnblutung, Vorhofflimmern | PRESTIGE-AF | Mit der PRESTIGE-AF-Studie wird untersucht, ob die Einnahme eines Blutverdünners bei Patienten mit einer vorigen Hirnblutung sicher ist. Eingeschlossen werden nur Patienten, die aufgrund eines Vorhofflimmerns einen Blutverdünner zur Vermeidung von Schlaganfällen einnehmen müssen, bzw. müssten. | Patienten, die eine Hirnblutung erlitten haben und zusätzlich an einem Vorhofflimmern leiden. | Ja | Studienzentrum Neurologie Tel.: 0431 500-23989 studiensekretariat.neurologie.kiel@uksh.de |