Schmerzerkrankungen werden in der Sektion Neurologische Schmerzforschung und -therapie (Leiter: Prof. Dr. R. med. Baron) behandelt.
Typische Neurologische Schmerzerkrankungen sind Neuropathische Schmerzen sowie Kopf- und Gesichtsschmerzen.
Neuropathische Schmerzen (Nervenschmerzen)
Nervenschmerzen treten nach Verletzungen des peripheren und zentralen Nervensystems auf. Hierbei kann eine mechanische (z.B. traumatische Nervenverletzung), entzündliche (z.B. Gürtel/Gesichtsrose), metabolische (z.B. Diabetes mellitus) und toxische Schädigung (z.B. Chemotherapeutika, Alkohol) peripherer Nerven oder eine Verletzung des Gehirns oder Rückenmarks (z.B. Schlaganfall, Multiple Sklerose) ursächlich sein. Typische Symptome sind brennende Schmerzen, Schmerzen bei Berührung der Haut (Allodynie) und einschießende Schmerzattacken. Es wird angenommen, dass mindestens eine Million Menschen in Deutschland unter chronischen neuropathischen Schmerzen leiden.
Häufige Erkrankungen sind:
Schmerzhafte Polyneuropathie
Schmerzen nach einer Gesichts- oder Gürtelrose (Postzosterische Neuralgie)
Schmerzen nach einer traumatischen Nervenverletzung
Phantom- und Stumpfschmerzen
Schmerzen nach Verletzung des Gehirns oder Rückenmarks (zentrale Schmerzen)
Komplexes regionales Schmerzsyndrom (M. Sudeck)
Sympathische Reflexdystrophie
Diagnostik: Die Klinik kann alle Möglichkeiten zur Diagnostik bei Nervenschmerzen einsetzen und betreibt ein spezielles Labor zu Schmerzdiagnostik. Diagnostische Methoden der nicht-invasiven apparativen Leitungsmessung im peripheren und zentralen Nervensystem stehen einschließlich bildgebender Verfahren (Magnetresonanztomographie) zur Verfügung.
Therapie: Die Behandlung erfolgt je nach Erkrankungsbild entsprechend internationalen Leitlinien angepasst an die individuellen Bedürfnisse des Patienten und der Beschwerdestärke ambulant oder stationär. Die Patienten werden während des stationären Aufenthaltes auf den Regelstationen betreut. Neben den Pflegeteams steht ein physiotherapeutisches Team und eine psychologische Betreuung im Sinne einer multimodalen Schmerztherapie zur Verfügung. Alle international angewendeten Therapieverfahren, deren Nutzen erwiesen ist, werden zur Therapie von Nervenschmerzen angeboten. Die Behandlung reicht von der medikamentösen Therapie mit modernsten Medikamenten über die interventionelle Therapie (z.B. Sympathikusblockaden), die in der Zusammenarbeit mit der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin durchgeführt werden. Die Therapie erfolgt in Abhängigkeit der individuellen Schmerzerkrankung, wenn notwendig, interdisziplinär in Zusammenarbeit mit der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, der Klinik für Neurochirurgie und der Klinik für Orthopädie.
Kopf- und Gesichtsschmerzen
In der Kopfschmerzambulanz und auf den Stationen der Klinik für Neurologie wird das gesamte Spektrum von akuten und chronischen Kopf- und Gesichtsschmerzerkrankungen behandelt. Die Behandlung beinhaltet eine spezialisierte Diagnostik und eine interdisziplinäre ambulante oder stationäre Schmerztherapie.
Zu den häufigsten Erkrankungen gehören:
Migräne mit und ohne Aura
Spannungskopfschmerzen
Cluster Kopfschmerz
Trigeminusneuralgie
Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch
Diagnostik: Das Ziel der Vorstellung in der Kopfschmerzabteilung der Neurologie ist eine klare Diagnose des zugrundeliegenden Kopfschmerzsyndroms. Neben einer umfassenden Aufnahme der Krankheitsgeschichte und Analyse der Krankheitsbedingungen können in der Klinik bei Bedarf alle Möglichkeiten zur weiteren neurologischen Diagnostik bei unklaren Kopfschmerzformen eingesetzt werden, z.B. Nervenwasseruntersuchungen, eine nicht-invasive Leitungsmessung des peripheren und zentralen Nervensystems oder bildgebende Verfahren (Magnetresonanztomographie, MRT).
Therapie: Die Kopfschmerztherapie an der Klinik für Neurologie beinhaltet ein multidimensionales Gesamtkonzept, welches medikamentöse und nicht-medikamentöse Verfahren kombiniert. Ziel ist es hierbei, den Schmerzpatienten zu einer aktiven Bewältigung seiner Erkrankung zu führen und ihn dabei zu begleiten. Die Schmerztherapie wird dabei an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst und erfolgt leitlinienorientiert nach den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Ist eine spezialisierte Schmerztherapie auf ambulanter Basis nicht mehr ausreichend möglich, so kann ggf. eine stationäre Behandlung durchgeführt werden.
Studien - Schmerzerkrankungen
Wir sind ständig bemüht, neue Behandlungen für Ihre Erkrankung zu finden. Falls Sie daher Interesse an einer Teilnahme an einer unserer Studien haben, können Sie gerne unverbindlich den zuständigen Ansprechpartner kontaktieren.
Erkrankung | Titel der Studie | Inhalt | Gesuchte Teilnehmer | Teilnahme möglich? | Kontakt |
CRPS | TipSTim | Untersuchung des Effektes von TENS/EMS als Handschuh in der Therapie des CRPS; Dauer: 3 Monate als Selbstanwendung zu Hause für 1h täglich (geht auch beim Fernsehen etc.), Therapie des CRPS kann beibehalten werden, wenn stabil (Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie, Schmerztherapie); Mindestalter: 14 Jahre | Patienten mit einem CRPS der Hand/des Arms | Ja | Sektion für Neurologische Schmerzforschung und Therapie: Manon.Sendel@uksh.de |
Chronischer Rückenschmerz | StimaWell | Untersuchung des Effektes von TENS/EMS/Sporttherapie auf chronischen Rückenschmerz; Dauer der Rückenschmerzen mind. 6 Monate;Jeder Studienteilnehmer wird einer von 4 Gruppen zugewiesen (Fortführung der bisherigen Therapie, personalisiertes Kraftaufbautraining, Wärmebehandlung, TENS/EMS/Wärme; Dauer der Studie: 3 Monate. Für drei Gruppen findet die Behandlung 2x pro Woche auf dem Gelände des UKSH Kiel statt;Ausschlußkriterien: Schwangerschaft, Stillzeit, Infektionen, Krebserkrankungen, schwere Herzrhythmusstörungen, Herzschrittmacher, Defibrillatoren, elektronische Implantate(z.B. Schmerzpumpen), Epilepsien, Hautirritationen oder offene Wunden am Rücken. | Patienten mit Rückenschmerz seit mindestens 6 Monaten | Ja | Sektion für Neurologische Schmerzforschung und Therapie: Juliane.Sachau@uksh.de m.reimer@neurologie.uni-kiel.de |
Migräne | Eisenablagerungen bei Migräne | Es sollen die Eisenablagerungen im Gehirn von Migränepatienten untersucht und diese mit klinischen Messwerten der körpereigenen Schmerzhemmung verglichen werden.Einmalige Vorstellung zur klinischen Untersuchung und MRT des Kopfes; Ausschluß: Kontraindikationen für ein MRT | Patienten mit Migräne | Ja | Sektion für Neurologische Schmerzforschung und Therapie: j.gierthmuehlen@neurologie.uni-kiel.de |