Im Neurophysiologischen Labor werden Untersuchungen zur Funktionsprüfung der im Körper vorhandenen Nervenbahnen und der von Ihnen versorgten Muskeln durchgeführt. Im Folgenden finden Sie eine Beschreibung der verschiedenen Untersuchungen, die zur Verfügung stehen.
Sensorisch evozierte Potentiale (VEP, AEP, SEP)
Bei Ihnen sollen "Evozierte Potentiale (EP) abgeleitet werden. Im Folgenden werden wir Ihnen den Ablauf dieser Untersuchung und ihren Nutzen vorstellen. Mit Hilfe der sensorisch evozierten Potentiale werden die Nervenbahnen untersucht, die sensiblen Reize von den Sinnesorganen, z.B. Auge, Ohr oder Haut, zum Gehirn leiten.
Visuell evozierte Potentiale (VEP)
Mit dieser Methode wird die Geschwindigkeit und Güte der Nervenleitung in der Sehbahn untersucht, die von den Augen bis zum Sehzentrum des Gehirns im Hinterhaupt reicht. Der Sehnerv wird dabei stimuliert, indem Sie ein wechselndes Schachbrettmuster auf einem Monitor betrachten, wodurch die Sehnerven stimuliert werden. Das eintreffende Signal wird über dem Sehzentrum durch aufgeklebte Elektroden am Hinterkopf abgeleitet. Es können so Leitungsverzögerungen im Verlauf der Sehbahn, die durch das gesamte Gehirn führt, festgestellt werden. Wichtig ist nur, dass Sie einen vorgegebenen Punkt in der Mitte des Schachbrettmusters gut fixieren (falls Sie eine Brille tragen, bringen Sie diese bitte unbedingt mit!) und sich bei der Untersuchung möglichst entspannen.
Akustisch evozierte Potentiale (AEP)
Bei den akustisch evozierten Potentialen wird die Hörbahn im Gehirn untersucht. Entsprechend werden die Hörnerven durch Klickreize über einen Kopfhörer stimuliert. Die Antwortsignale der Hörbahn werden über Elektroden registriert, die hinter den Ohren und auf dem Kopf abgeklebt werden. Auch bei dieser Untersuchung ist es wichtig, dass Sie sich gut entspannen.
Sensibel evozierte Potentiale (SEP)
Auch die Nervenleitung von den Armen und Beinen zum Gehirn kann man untersuchen. Dazu werden verschiedene Nerven an Armen und Beinen durch leicht wiederholte Stromimpulse gereizt, die vollkommen ungefährlich sind und nicht weh tun, aber manchmal etwas unangenehm empfunden werden. Die sensiblen Bahnen leiten Reize von der Haut und von den Muskeln und Gelenken über die peripheren Nerven und das Rückenmark zum Gehirn. Entsprechend erfolgt die Ableitung der Signale durch viele Elektroden, die am Oberarm, über der Wirbelsäule und am Kopf aufgeklebt werden. So kann festgestellt werden, ob eine Leitungsverzögerung im Verlauf der Nervenbahn peripher oder zentral im Bereich des Rückenmarks oder des Gehirns vorliegt. Diese Untersuchung dauert etwa 1 - 1,5 Stunden und erfordert eine besonders gute Muskelentspannung. Falls es erforderlich sein sollte, wird Ihnen ein Medikament gegeben, das die Muskelentspannung fördert und etwas müde macht.
Motorisch evozierte Potentiale (MEP)
Hier werden die motorischen Nervenbahnen untersucht, die vom Hirn über das Rückenmark, die Nervenwurzeln und die peripheren Nerven zu den Muskeln ziehen. Um die motorischen Bahnen zu reizen udn ein Signal zu erhalten, das von verschiedenen Muskeln mit aufgeklebten Elektroden abgeleitet werden kann, wird eine "Magnetstimulation" eingesetzt, d.h. ein Reizung durch ein sich schnell änderndes Magnetfeld. Dies tut nicht weh und und ermöglicht die schmerzfreie und sichere Stimulation der motorischen Hirnrinde durch die Schädeldecke hindurch.
Da es sich um ein starkes Magnetfeld handelt, sind folgende Vorsichtsmaßregeln zu beachten:
Patienten mit Herzschrittmachern und anderen implantierten und batteriebetriebenen Stimulatoren (z.B. Hirnschrittmacher) sollten nicht untersucht werden oder nur bei besonderer Indikation, die jeweils mit dem Arzt besprochen wird.
Telefon- oder Scheckkarten können entwertet werden, auch bestimmte Uhren können geschädigt werden, so dass diese Gegenstände abgenommen, bzw. zur Untersuchung nicht mitgebracht werden sollten.
Patzienten mit Epilepsien sollten nicht ohne medikamentösen Schutz oder während der Phase einer Medikamentenumstellung untersucht werden.
Patienten mit Granatsplitterverletzungen und einem Zustand nach Hirnoperation mit Einsetzen von Gefäßclips aus Metall sollten ebenfalls nicht untersucht werden.
Sie werden vor der Untersuchung nach diesen Risikifaktoren gefragt.
Neurographie
Bei der neurographischen Untersuchung (Nervenleitgeschwindigkeit, NLG) können die Nervenleitgeschwindigkeiten der peripheren Nerven an den Armen und Beinen bestimmt werden. Es kann dabei festgestellt werden, ob das periphere Nervensystem allgemein oder umschrieben, z.B. an bestimmten Stellen bestimmter Engpässe im Nervenverlauf, geschädigt ist, wo diese Schäden zu lokalisieren sind und ob der gesamte Nerv oder nur Teile davon, z.B. die Markscheiden der Nerven, betroffen sind.
Der Nerv wird bei dieser Untersuchung durch kleine Stromimpulse an verschiedenen Stellen gereizt. Der Nerv wird dadurch erregt und er erzeugt eine Erregungswelle, die durch eine Elektrode von einem Muskel (motorische Nervenanteile) oder der Haut (sensible Nervenanteile) abgeleitet werden kann.. Die Stromimpulse sind ungefährlich, werden zum Teil aber als etwas unangenehm, jedoch nicht als schmerzhaft, empfunden. Tatsächlich werden auch die Schmerzfasern nicht gereizt.
Elektromyographie (EMG)
Ein EMG ist eine Untersuchung der Muskelaktivität und wird häufig mit der Nervenleitgeschwindigkeitsuntersuchung kombiniert. Mit Hilfe einer Nadelelektrode wird die Funktion von Muskelfasern und deren Störungen untersucht. Dabei kann man feststellen, ob ein Muskel durch einen zugehörigen Nerv minderversorgt wird und daher eine Muskelschwäche entstanden ist oder ob eine Erkrankung des Muskels selbst vorliegt.
Die Untersuchung ist nach vorangehender Desinfektion durch Einstechen einer dünnen Nadelelektrode (0.2 bis 0.5 mm Durchmesser) in den Muskel möglich. Der Einstich ist so wenig schmerzhaft, dass nicht einmal eine örtliche Betäubung erforderlich ist. Die Muskelaktivität wird in Ruhe, bei leichter und kurzzeitig auch stärkerer Anspannung beurteilt. Die Untersuchung bei stärkerer Anspannung kann unangenehm sein, ist aber sehr schnell überstanden.
Wichtig ist, dass die Blutgerinnung in Ordnung ist, damit es nicht zu Einblutungen in den Muskel kommt. Voraussetzung für Ihre Untersuchung ist daher, dass Sie kein Marcumar einnehmen oder bis vor kurzem eingenommen haben und dass Ihr Quick-Wert (Blutgerinnungstest) im Normbereich liegt (wird dem Labor von der Station mitgeteilt).
Elektroenzephalographie (EEG)
Die elektroenzephalographische Untersuchung (Enzephalographie, EEG) untersucht die Hirnströme, die bei verschiedenen Erkrankungen diagnostisch wichtige Informationen liefern können. Diese schmerzfreie Untersuchung dauert etwa eine Stunde.
Die Hirnströme werden durch etwa 20 Elektroden von der Kopfhaut abgeleitet. Die Elektroden werden durch miteinander verknüpfte Bänder, die sogenannte EEG-Haube, gehalten. Gleichzeitig wird ein EKG durch Elektroden an den Handgelenken abgeleitet. Sie liegen während der Untersuchung möglichst bequem auf einem Liegesessel und sollten sich entspannen, aber nicht einschlafen, es sei denn, es ist eine besondere Schlafableitung erforderlich. Eine andere Maßnahme, um Besonderheiten der Hirnströme hervortreten zu lassen, sind sogenannte Provokationsmaßnahmen durch Flackerlicht oder nach Schlafentzug. In jedem Fall würden Sie uns helfen, wenn Sie vor der Ableitung kein Haarspray oder Gel benutzen, da dies den Elektrodenkontakt mit der Kopfhaut erheblich stören kann.