Am Mittwoch besuchten Vertreter der Deutschen Herzstiftung die Brustschmerzeinheit ("Chest Pain Unit") der Medizinischen Klinik II am UKSH Lübeck. Sie informierten sich über die Abläufe, die täglich fünf bis zehn Patienten mit Brustschmerzen durchlaufen.
(Artikel LN v. 07. Januar 2015)
In der CPU, die neu eingerichtet jetzt in der interdisziplinären Notaufnahme lokalisiert ist, stehen den Patienten alle Optionen für die Behandlung des akuten Brustschmerzes zur Verfügung. Die Einheit ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr mit erfahrenen kardiologischen Fach- oder Oberärzten sowie speziell geschultem Pflegepersonal besetzt. Mit nun enger räumlicher Anbindung an das Herzkatheterlabor und die Intensivstation werden die Patienten hier innerhalb kürzester Zeit versorgt. Für die Diagnose wird nur noch die Hälfte der Zeit benötigt.
Wer Brustschmerzen hat, kann sich direkt an die Spezialisten wenden. Es seien sogar schon Patienten mit dem Fahrrad gekommen, berichtet Prof. Dr. Holger Thiele, Direktor der Medizinischen Klinik II. Das sei aber nicht empfehlenswert. Der ideale Weg sei es, bei Brustschmerzen, die auf einen Herzinfarkt deuten, sofort über die 112 einen Rettungswagen zu alarmieren. Schon aus dem Fahrzeug können die Daten des EKG an die CPU übermittelt werden. In der Klinik gibt es dann einen ergänzenden Bluttest. In der Regel ist mit den Untersuchungen jedoch drei Tage Beobachtung verbunden.
Weitere Informationen zu unklaren Brustschmerzen gibt es unter www.herzstiftung.de
Prof. Dr. Holger Thiele und Dr. Sebastian Wolfrum, Leiter der interdisziplinären Notaufnahme, zeigten die Arbeitsweise der CPU.
(Artikel LN v. 21. April 2013)
Aus dem blau blinkenden Rettungswagen heraus wird der Patient von den Sanitätern in die Notaufnahme geschoben. Rechts vorbei am Röntgenraum, der chirurgischen Ambulanz, dem Schockraum für ganz schwere Fälle, dem OP links, leicht um die Kurve hin zur Anmeldung. „Hier wird eine Erstsichtung vorgenommen, wie gefährdet der Patient ist“, erklärt Dr. Sebastian Wolfrum, ärztlicher Leiter der zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum (UKSH).
„Denn es muss immer zuerst der Patient behandelt werden, der am schwersten erkrankt ist; nicht der, der zuerst kommt.“ Und hier zählen in kritischen Fällen häufig wenige Minuten. Blutdruck, Puls, Temperatur werden zuerst gemessen. Blut abgenommen. Abhängig von den Symptomen wird entschieden, welche zusätzlichen Therapien nötig sind; ob der Patient noch weiter in einem der Monitorräumen überwacht, auf eine andere Station verlegt wird — oder sogar schon nach Hause entlassen werden kann.
An einem der 28 Plätze liegt eine Patientin mit sehr hohem Puls, wie der Monitor neben ihr anzeigt. Mit Atemnot ist die 53-Jährige in die Notaufnahme am UKSH gekommen. „Eine Tachykardie“, erklärt Wolfrum, „eine Herzrhythmusstörung, die auch zum Schlaganfall führen kann.“ Die Patientin wird mit Medikamenten versorgt. Zentral werden sie und die anderen Patienten noch einmal auf einem Schirm im anliegenden Büro überwacht. Hier betrachtet auch Christian Möller das Röntgenbild der Lunge eines Patienten, der ebenfalls über Atemnot klagte. „Hier zeigt sich deutlich, dass sich Wasser in der Lunge befindet“, erklärt der Internist.
Dr. Sebastian Wolfrum (l.) und Christian Möller betrachten das Röntgenbild eines Patienten.
Atemnot, schwere Brust- und Bauchschmerzen, wechselnde Bewusstseinszustände — das sind die häufigsten Ursachen, weswegen Patienten in die Notaufnahme eingeliefert werden. An der Uniklinik sind es insgesamt rund 37 000 im Jahr, das heißt, etwa 100 bis 110 am Tag; an der Sana-Klinik jährlich rund 27 000, das entspricht etwa 70 bis 80 Patienten täglich. Noch aus der Zeit, als die Kliniken in Lübeck städtisch verwaltet worden sind, stammt die Regelung, dass an ungeraden Tagen die Patienten an das UKSH, an geraden in die Notaufnahme von Sana gebracht werden — es sei denn, bei dem Patienten liegen Verletzungen vor, die nur im größeren Universitätsklinikum behandelt werden können, wie etwa schwere Kopfverletzungen. „Wir überlegen, ob wir die Regelung mit den geraden und ungeraden Tagen ändern“, sagt Dr. Jörg Metzner, Leiter der zentralen Notaufnahme der Sana-Klinik. „Stattdessen würden wir gerne regelmäßig Statusmeldungen an die Feuerwehr geben, wie ausgelastet welche Notaufnahme ist, damit aufgrund von Kapazitäten entschieden werden kann.“
Auch in der Sana-Klinik gab es an diesem Abend schon einige Fälle: Herzinfarkt mit Wiederbelebung, Knochenbrüche, ein Patient mit Hirntumor. „Ansonsten Husten, Schnupfen, Heiserkeit“, sagt Metzner.
„Aber man muss sich natürlich zunächst jeden angucken — auch hinter einem harmlosen Beschwerdebild kann sich etwas Ernstes verstecken.“ Gerade ist alles ruhig, die Pflegerinnen füllen das Lager auf, der letzte Patient wurde gerade nach einem unauffälligen Ultraschallbild nach Hause entlassen. „Wir vermuten eine Magenschleimhautentzündung“, so Metzner, „aber da wird dann nächste Woche eine Darmspiegelung gemacht.“
Zentrale Notaufnahmen für alle Fälle sind noch relativ neu in Deutschland. „Noch vor zehn Jahren gab es überall separate Anlaufstellen“, erklärt Metzner. „Man hat sich hier angelsächsische Länder zum Vorbild genommen, die vor allem aus dem Vietnamkrieg das Bewusstsein gewonnen haben, dass es Sinn macht, Patienten in Notfalleinheiten zu versorgen.“ Er würde sich wünschen, dass auch hier noch die Ausbildung zum Facharzt für klinische Notfallmedizin eingeführt werden würde. „Dies würde viele Probleme lösen, da so alle optimal erstversorgt werden könnten.“