Informationen zur Prognose
Die Erziehung der Kinder drogenabhängiger Eltern erfolgt fast hauptsächlich durch ihre Mütter. Über die Väter gibt es wenig Informationen. Drogenabhängige Mütter (Eltern) vernachlässigen die Sorgfalt bezüglich der körperlichen Entwicklung ihrer Kinder. Sie beschränken ihre soziale und kognitive Entwicklung. Die Kinder werden häufig selbst drogenabhängig.
Die Kinder leiden aber auch unter den sozialen Folgen der Drogenabhängigkeit ihrer Eltern. Die Eltern leben in größerer Armut und sind von einer illegalen Droge abhängig, deren Beschaffung und Konsum in Heimlichkeit geschieht. Der Drogenkonsum ist häufig mit Beschaffungskriminalität verbunden, so dass stets die Gefahr einer Inhaftierung besteht. Aber auch Therapiebehandlungen sind mit längerer Abwesenheit verbunden, in denen sich die Eltern nicht um ihre Kinder kümmern können. Der Konsum der Droge selbst findet oft vor den Augen der Kinder statt, die auch den Drogenrausch und die Entzugssymptomatik der Eltern miterleben. Untersuchungen haben die Verhaltensauffälligkeit dieser Kinder dokumentiert. Als Gründe wurden übernormal häufige Wechsel der Bezugspersonen und des sozialen Umfeldes genannt.
Der schlechte Einfluss des sozialen Milieus, dem die Kinder beim Verbleib bei den Eltern ausgesetzt sein können, wird auch deutlich beim Vergleich von Kindern drogenabhängiger Eltern, die in der Familie geblieben waren, mit Kindern drogenabhängiger Eltern, die frühzeitig in Pflegefamilien untergekommen waren. Die erste Gruppe wies im Einschulungsalter eine wesentlich höhere Rate an Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensstörungen auf als die zweite Gruppe. Kinder aus Suchtfamilien haben ein höheres Risiko für eine Kindesmisshandlung. Die Quote wird auf 30% geschätzt.
Fremdunterbringung
Aus oben genannten Gründen wird ein relativ hoher Anteil der betroffenen Kinder innerhalb des ersten Jahres fremduntergebracht. Die Angaben schwanken zwischen 27% und 40%. Der Grund ist hauptsächlich die Drogenabhängigkeit der Mutter, beispielsweise eine stationäre Drogentherapie, Inhaftierung, Krankheit oder Tod. Andere Gründe sind die Vernachlässigung oder Misshandlung des Kindes.
Nach dem 1. Lebensjahr leben nur noch 25-64% der Kinder bei ihren Müttern. Die Kinder wachsen bei Verwandten auf, in Pflegefamilie oder in Heimen. Ein Teil der Kinder wird zur Adoption freigegeben.
Verhaltensauffälligkeiten im weiteren Heranwachsen
Das familiäre Klima in suchtbelasteten Familien hat weitreichende Folgen. Kinder aus diesen Familien haben häufig einen niedrigeren Intelligenzquotienten und leiden an Verhaltensauffälligkeiten, wie Schulschwierigkeiten, geringe sprachliche Fähigkeiten durch mangelnde Ansprache, Hyperaktivität, Störungen des Sozialverhaltens, Angststörungen und Depressionen, somatischen und psychosomatischen Problemen.
Sozialer Hintergrund
Für die Mitglieder der Drogenszene ist eine „Sozitoxizität“ typisch, die sich in sozialer Ausgrenzung und Ghettoisierung, Wohnungslosigkeit und unhygienischer Lebensweise, Krankheitshäufung (v.a. Infektionskrankheiten), Armut und Leben in der Illegalität äußert. Zusammen mit anderen Faktoren führt dies bei den zumeist ohnehin vulnerablen Persönlichkeiten zu niedrigem Selbstwertgefühl, Depressionen und Suizidalität. Aufgrund der Ausgrenzung und der Illegalität wird die „Szene“ aber auch zur Heimat, in der ein Zusammengehörigkeitsgefühl vorherrscht. Allerdings sind zwischenmenschliche Gefühle von einer hohen Ambivalenz geprägt. Drogenabhängige Frauen gehören zumeist den unteren Sozialschichten an.
Der Lebensunterhalt ist abhängig von staatlicher Unterstützung, die Wohnsituation ist vielfach unzureichend. Hinzu kommt die soziale Isolation durch die Abhängigkeit und die Illegalität. Ein nicht geringer Teil der abhängigen Frauen verdient sich das Geld zur Drogenbeschaffung durch Prostitution (bis zu 50% der betroffenen Frauen), zumeist nicht nur für sich sondern auch für den Partner. Dadurch kommt es zu einer überdurchschnittlichen Häufung sexuell übertragbarer Krankheiten bei dieser Klientel. Überdurchschnittlich häufig haben diese Frauen körperliche Gewalt und sexuellen Missbrauch in der Kindheit selbst erfahren, wobei die Angaben zur sexuellen Missbrauchserfahrung zwischen 30% und 80% schwanken. Diese erlittenen Erfahrungen beeinflussen den Aufbau der späteren Mutter-Kind Beziehung.