Die Verbrennungschirurgie ist eine der Säulen der Plastischen Chirurgie. Die Erstversorgung von Verbrennungsopfern findet hauptsächlich in der Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte statt (Station A226). Gleiches gilt auch für verbrühte Patientinnen und Patienten. Nach der Aufnahme werden nach Kreislaufstabilisierung und Kontrolle und -wenn notwendig- intensivmedizinischen Maßnahmen die Erstoperationen durchgeführt. Korrigierende Zweiteingriffe wie Narbenlösung, Oberflächenverbesserung, Hautverpflanzungen usw. werden häufig erst nach der Narbenreife durchgeführt. Nach der Entlassung von der Verbrennungsstation schließt sich zumeist ein Aufenthalt in einer kooperierenden Rehaeinheit an.
Auch die langfristige Nachsorge von Verbrennungsfolgen ist durch unsere Sprechstunde gewährleitstet. In den Nachsorgeuntersuchungen beurteilen wir den Heilungsverlauf und stellen ggf. die Indikation zu korrigierenden Operationen.
Verbrennungstiefe
Über die notwendigen Operationen nach einer Verbrennung entscheiden wir aufgrund der Verbrennungstiefe der Haut. Oberflächliche Verbrennungen (Grad I bis IIa) erfordern keine Operation. Tiefe Verbrennungen (ab Grad IIb) müssen meist operiert werden.
Grad | Klinik (Aussehen) | Prognose / Therapie |
Grad I | Hautrötung, Schmerzen, keine Blasen | Heilung ohne Narbe |
Grad IIa | Hautrötung mit Blasenbildung, starke Schmerzen, Wundgrund nach Blasenabtragung rosig-feucht | Heilung meist ohne Narbenbildung - Temporärer Hautersatz |
Grad IIb | Wie Grad IIa jedoch mit weißlichem Wundgrund - schlechter Durchblutung | Abheilung unter Narbenbildung - Hautersatz oder Hauttransplantation |
Grad III | Weißer Wundgrund, geringe bis keine Schmerzen (Nervenzellen verbrannt) | Schwere Narbenbildung, Hauttransplantation erforderlich |
Therapieverfahren
Hautransplantation
Bei tiefen Verbrennungen (ab Grad IIb) ist meistens eine Operation in Form einer Hauttransplantation notwendig. Hierzu wird in Vollnarkose oder auch örtlicher Betäubung eine oberflächliche Hautschicht in der Regel vom Oberschenkel entnommen. Diese entnommene Haut wird dann auf das verbrannte Areal aufgenäht, nachdem die verbrannte Haut entfernt wurde. Dort wächst sie innerhalb weniger Tage unter einem Druckverband, der sie vor dem Verrutschen schützt, an. Der Bereich der Hautentnahmestelle(n) wird mit einem speziellen Pflaster bedeckt. Die Haut wächst darunter innerhalb von 10-14 Tagen von alleine nach.
Haut-/Unterhautersatz
Bei oberflächlichen Verbrennungen (Grad IIa) ist häufig keine Hauttransplantation notwendig. Wir arbeiten mit verschiedenen Materialien, die einen künstlichen Hautersatz darstellen und nach Abtragung von Blasen und Desinfektion der verbrannten Bereiche unter sterilen Bedingungen aufgebracht werden. Diese "künstliche Haut" bietet der verletzten Haut eine Schutzbarierre, die Bakterien von der Wunde fernhält und ein spezielles Wundmilieu schafft, damit die Haut innerhalb von 7-14 Tagen heilen kann. Die künstliche Haut löst sich nach Abheilung der eigenen Haut von alleine oder kann leicht entfernt werden.
Bei sehr tiefen Verbrennungen ab Grad III muss teilweise auch das Fettgewebe unter der Haut entfernt werden, sodass darunterliegende Strukturen freigelegt werden. Handelt es sich dabei um Muskulatur kann auch hier eine Hauttransplantation erfolgen. Wenn sich der Wundgrund nicht für eine Hauttransplantation eignet, kann es sinnvoll sein, zuerst einen Unterhautersatz aufzubringen, wodurch eine transplantationsfähige Schicht für einen spätere Hauttransplantation entsteht. Dann sind immer mehrere Operationen notwendig.
Neue Verfahren (Nexobrid - Enzymatische Wundbehandlung)
Bei tiefen Verbrennungen ist eine Operation mit dem chirurgischen Abschälen des Verbrennungsschorfs notwendig. Hierbei kann nicht immer sicher zwischen nur oberflächlich geschädigten Arealen und tiefen Verbrennungen unterschieden werden. Der Wirkstoff "Nexobrid" - ein Gemisch aus proteolytischen Enzymen aus dem Stamm der Ananaspflanze - kann die verbrannten Areale durch enzymatische Auflösung des geschädigten Gewebes gezielt reinigen und so dafür sorgen, dass der Operationsumfang letztendlich kleiner ausfallen kann.
Verbrennungen bei Kindern
Verbrennungen und insbesondere Verbrühungen von Kindern werden von uns gemeinsam mit den Kollegen der Kinderchirurgie behandelt. Die kleinen Patienten werden in der Regel auf eine der kinderchirurgischen Stationen aufgenommen. Bei der Aufnahme und den anschließenden Verbandswechseln steht ein Arzt aus unserem Team den Kinderchirurgen zur Seite und hilft bei der Beurteilung der Verbrennungstiefe und stellt ggf. eine OP-Indikation.